Nicht jeder hört auf sein Kommando Ein Tag Pause am Beckenrand

Uchtelfangen · Ein Härtetest ist der Sommer 2018 mit Rekordtemperaturen am Stück für die Teams in den Freibädern des Landkreises Neunkirchen. SZ-Besuch im Freibad Uchtelfangen bei Schwimmmeister Wolfgang Bauer.

 Die Hitze legte am Mittwoch eine Pause ein. Da hatte Schwimmmeister Wolfgang Bauer Zeit für ein Schwätzchen mit Sandra Wälder, ihrem Bruder Pierre Bartz sowie den Kindern Max und Fabian im Uchtelfanger Freibad.

Die Hitze legte am Mittwoch eine Pause ein. Da hatte Schwimmmeister Wolfgang Bauer Zeit für ein Schwätzchen mit Sandra Wälder, ihrem Bruder Pierre Bartz sowie den Kindern Max und Fabian im Uchtelfanger Freibad.

Foto: Andreas Engel

„Gottseidank“, sagt Wolfgang Bauer. Der Regen am Mittwoch, der erste seit einer gefühlten Ewigkeit, bringt dem Schwimmmeister und seinem Team eine kleine Verschnaufpause. „Es ist schon anstrengend, diese Saison.“ Im Freibad Sonnenborn, das ohnehin in der Regel die meisten Besucher im Landkreis Neunkirchen anzieht, tummelten sich ím Juli durchschnittlich täglich 900 Gäste. Am 25. Juli kamen sogar 2200 quasi auf einen Schlag. Ein Glück, dass in den Sommerferien ab 10, 11 Uhr das DLRG bei der Aufsicht hilft. Denn gemeinsam mit Selina Hotz und Michael Groß vom Bäderteam der Gemeinde Illingen sowie Peter Ziegler als Aushilfe hat Schwimmmeister Wolfgang Bauer alle Hände voll zu tun. Mit einer charmanten Umschreibung bringt es Bauer, der diesen Job seit 25 Jahren inne hat, auf den Punkt: „Es ist nicht mehr so geschmeidig, wie es mal war.“

Es gebe Jugendliche, denen man zehn Mal dasselbe sagen müsse, bis sie den Anweisungen folgen. Wenn es hart auf hart kommt, erteilt der Bademeister, wie die meisten aus Gewohnheit immer noch sagen, einen Platzverweis. Das ist auch in dieser Saison schon vorgekommen, erzählt Wolfgang Bauer. Probleme gebe es beispielsweise auf der Liegewiese. Schlägereien, Diebstähle, Handyklau. Das komme häufiger vor als früher, sagt der 55-Jährige. Aber dies sei mittlerweile in jedem Schwimmbad so, weiß Bauer durch den Austausch unter Kollegen. Die Einzugsbereiche seien größer geworden wegen der Schließung von Freibädern. Nach Uchtelfangen kommen etwa zahlreiche Gäste aus Heusweiler, wo das Freibad 2007 aus finanziellen Gründen geschlossen wurde. Das beschere der Gemeinde Illingen zwar mehr Besucher und damit auch mehr Einnahmen. Aber eine höhere Besucherzahl bedeutet auch höhere Kosten: Mehr Chlor, mehr Frischwasser, das zugeführt werden muss und mehr Personal.

Um neun Uhr, kaum hat die Kasse geöffnet, stehen schon die Frühschwimmerinnen – Männer sind hier in der Unterzahl – auf der Matte. „Die kommen bei jedem Wetter“, sagt Bauer. Er selbst ist seit 6.30 Uhr im Dienst. Sorgt dafür, dass die rund 1,5 Millionen Liter Badewasser in den Edelstahlbecken in hygienisch einwandfreiem Zustand sind. Im Technikgebäude erklärt er, was es mit der modernen Filtertechnik auf sich hat und wie hoch der PH-Wert sein darf. „Passt alles“, nickt der Schwimmmeister zufrieden. Um 13 Uhr ist der Arbeitstag für ihn offiziell zu Ende. Klingt super. Wäre da nicht die Sechs-Tage-Woche. Die Arbeit den ganzen Sommer hindurch, während die anderen ihren Urlaub im Freibad verbringen. Aber die Nebensaison mit ihren niedrigeren Preisen ist für ihn und seine Familie auch okay. Ob er da ans Meer fahre zum Schwimmen. „Gern, lieber als hier“, gibt Bauer lächelnd zu. Obwohl er es durchaus ab und an genießt, morgens in aller Frühe das Becken ganz für sich allein zu haben. Da kann er ein wenig Kraft tanken für den Arbeitstag mit all seinen Unwägbarkeiten.

In 25 Jahren als Schwimmmeister bei der Gemeinde Illingen – im Winter im Hallenbad – hat Wolfgang Bauer schon einige brenzlige Situationen gemeistert. In der vergangenen Saison musste sogar der Rettungshubschrauber anrücken. Ein Gast hatte nach einem Wespenstich einen anaphylaktischen Schock erlitten. Normalerweise reicht es aber aus, die Wespenstiche, die recht häufig im Freibad für Verdruss sorgen, mit essigsaurer Tonerde zu behandeln. Dabei sind Wespenstiche noch harmlos. In dieser Saison wurde Bauer schon mit einem Schienbeinbruch, einem Armbruch und kaputten Zähnen bei jüngeren Badegästen konfrontiert. Die Ruhe verliert er dabei nicht, schließlich ist er ehrenamtlich als Feuerwehrmann so einiges gewohnt.

Zum Abschied noch die obligatorische Frage, ob Bademeister sein Traumberuf sei. „Es war mal einer“, sagt Wolfgang Bauer ehrlich. Die Sechs-Tage-Woche und fehlende Freizeit seien recht schwierig. Aber schön sei es schon, gerade in heißen Sommern wie diesem immer an der frischen Luft zu arbeiten. Man sei immer unter Leuten. Es werde viel gelacht, das mache Spaß. Die Stammgäste können das bestätigen. „Seine Menschenführung ist in Ordnung“, lobt Lothar Feld. „Er hat hier alles im Griff.“

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