Ein Stück vom Weihnachtsglück Von Menschen, die den Advent lebendig machen

Neunkirchen. Rita und Karl-Heinz Kunz aus Furpach, beide agile Vorruheständler, gehören heuer zum ersten Mal zu der Helferschar um Diakon Oswald Jenni. Und das Ehepaar staunt, welche Massen an Lebensmitteln bewegt werden müssen, um die Geschenk-Tüten für die erwarteten bis zu 300 Gäste zu packen. Am Dienstagabend haben sich die Helfer in der Neunkircher Herz-Jesu-Kirche versammelt

Neunkirchen. Rita und Karl-Heinz Kunz aus Furpach, beide agile Vorruheständler, gehören heuer zum ersten Mal zu der Helferschar um Diakon Oswald Jenni. Und das Ehepaar staunt, welche Massen an Lebensmitteln bewegt werden müssen, um die Geschenk-Tüten für die erwarteten bis zu 300 Gäste zu packen. Am Dienstagabend haben sich die Helfer in der Neunkircher Herz-Jesu-Kirche versammelt. Vor ihnen Tische voller Nudeln, Soßen und Suppen, Konserven, Tütchen, Schachteln, große Teile und Kleinigkeiten - und all das soll in den Stofftaschen, auf denen die Kirchen Herz Jesu, St. Marien und St. Barbara abgebildet sind, verstaut werden. "Marketing in eigener Sache", lacht Oswald Jenni mit Blick auf die Taschen. In einem benachbarten Raum warten schon blaue Container, in denen die Präsente gelagert werden, bis sie zum Abschluss der Heilig-Abend-Feier an bedürftige Neunkircher verteilt werden. Seit 1991 (auf Anregung von Pfarrer Martin Münster) gibt es diesen besonderen Heilig Abend in Herz Jesu. Im ersten Jahr kamen 20 Leute, so Jenni, jetzt sind mit den erwarteten 300 "die Grenzen des Wachstums" erreicht. 52 Ehrenamtler arbeiten in vier Arbeitsgruppen mit, 4500 Euro (durchweg aufgebracht durch Spender und Sponsoren) werden in Form von Naturalien an Neunkircher Bürger verteilt, denen es nicht so gut geht. Helfer Jürgen Seibert, der auch bei der Neunkircher Tafel engagiert ist, berichtet der SZ, dass die Zahl der Tafel-Kunden in den letzten Monaten enorm angestiegen ist. Rund 500 Menschen (alle mit nachgewiesener Berechtigung) kommen regelmäßig zur Tafel, um sich mit Lebensmitteln zu versorgen. Doch die Leute in der Herz-Jesu-Kirche haben am Dienstag nicht viel Zeit zum theoretisieren über soziale Probleme. Anpacken ist angesagt. Mit dem 16-jährigen Marco Palumbo bespricht der Diakon, wie "ein Kubikmeter gespendeter Limo-Flaschen" möglichst stressfrei aus seinem Auto in die Kirche kommt. In der Kirche macht sich geordnete Betriebsamkeit breit. Schließlich soll alles perfekt organisiert sein, wenn die Gäste heute Mittag empfangen werden. Das Abend-Menu stellt übrigens schon seit Jahren der Neunkircher Party-Service Rinke. Schmankerl aus dem Bereich Hausmannskost begeistern die Gäste am meisten. "Viele sind schon zum xten-Mal bei uns", freut sich Oswald Jenni, wenn er sieht, dass Menschen, wenigstens für ein paar Stunden, froh werden. Dann hat sich der Aufwand der Helfer wieder einmal gelohnt. Neunkirchen. 24 Türchen haben die Neunkircher geöffnet. Nun geht die Zeit der täglichen Veranstaltungen anlässlich des lebendigen Adventskalenders mit dem Heiligen Abend zu Ende. Die Initiatoren, Britt Goedeking und Oswald Jenni, sind zufrieden mit dem, was die Teilnehmer auf die Beine gestellt haben. Bei einem Besuch in der Redaktion berichten sie, dass täglich mindestens 30 Menschen gekommen seien. "Für uns steht fest, dass es den lebendigen Adventskalender im nächsten Jahr wieder geben wird", da sind sich die beiden einig. Vor allem berichten sie, wie liebevoll die Teilnehmer ihre Veranstaltungen gestaltet haben. "Es hat Spaß gemacht und wir sind froh, dass alles gut geklappt hat", sagt Pfarrerin Britt Goedeking. Dass der lebendige Adventskalender in Zeiten des Stresses täglich ein schöner Ruhepunkt gewesen sei, sagt Oswald Jenni. "Es war schön zu sehen, wie überrascht Menschen sein können, wenn sie etwas bekommen", so der Diakon weiter. Aber auch die Geselligkeit sei bei den Veranstaltungen groß geschrieben worden. "Nach den Veranstaltungen sind immer viele gern geblieben, um sich zu unterhalten", berichtet Jenni. Vor allem seien dadurch Leute ins Gespräch gekommen, die sich sonst nicht treffen würden. "Man bekam immer was an Menschlichkeit dazu", ergänzt Britt Goedeking und fährt fort: "Ich habe den Eindruck, es hat sich mit diesem lebendigen Adventskalender eine kleine Gemeinde gebildet." Die Veranstaltung, da sind sich beide abschließend einig, sei eine Bereicherung für das Zusammenleben in der Stadt gewesen.

Auf einen BlickZu ihrer traditionellen Feier lädt die Kirchengemeinde St. Marien an Heiligabend ins Pfarrheim der Herz-Jesus-Kirche in der Mozartstraße ein. " . . . und in der Herberge ist Platz für alle, die niemanden haben", lautet das Motto des lebendigen Adventskalenders am Heiligen Abend. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter unter der Leitung von Diakon Oswald Jenni möchten Menschen in schwierigen Lebenssituationen am Heiligen Abend für einige Stunden Herberge geben. Die Feier beginnt um 15 Uhr. Ein weihnachtliches Bühnenprogramm, unter anderem mit Amby Schillo, erzählt vom Geschehen der Heiligen Nacht. Bevor die Feier gegen 20 Uhr endet, sind alle zu einem festlichen Abendessen eingeladen. Jeder Gast wird mit einer Tasche, gefüllt mit Lebensmitteln, beschenkt. red

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