E-Mobilität E-Bike-Boom im Sinne der Umwelt

Landkreis Neunkirchen · SZ fragte bei Radhändlern im Kreis Neunkirchen nach. Der Kundenkreis für die Pedelecs ist bunt gemischt.

 Die neue Kraft im Rad wird immer beliebter, nicht nur bei älteren Radfahrern. Auch die jüngere Generation weiß angesichts vieler Hügel im Landkreis Neunkirchen das E-Bike zu schätzen.

Die neue Kraft im Rad wird immer beliebter, nicht nur bei älteren Radfahrern. Auch die jüngere Generation weiß angesichts vieler Hügel im Landkreis Neunkirchen das E-Bike zu schätzen.

Foto: dpa-tmn/Giant

Die ersten Knospen sprießen, und im Wald tummeln sich wieder enthusiastische Radfahrer. Anspruchsvollere Strecken treiben selbst geübten Hobbysportlern den Schweiß auf die Stirn – nur eine Gruppe Senioren auf elektrisch betriebenen Fahrrädern meistert mühelos steilste Anstiege. Da ist es wieder, das olle Klischee: E-Bikes sind etwas für die ältere Generation. Es ist ein Bild, das sich längst nicht mehr mit der Realität vereinbaren lässt.

„Das Klientel, das sich für ein E-Bike entscheidet, ist bunt gemischt“, sagt Ralf Simon. Er betreibt seit 1986 das Radhaus Simon in Wiebelskirchen. Die Gründe, sich ein E-Bike anzuschaffen sind nach seiner Erfahrung genauso unterschiedlich wie das Alter der Käufer. „Der eine will Sport treiben, der andere tut es aus Umweltschutzgründen. Manche wollen sich für den kurzen Weg zur Arbeit nicht extra ins Auto setzen“, sagt Simon.

Ähnlich sieht es Marco Pfeiffer, Geschäftsführer von Intersport Stiwi in Illingen. „Das Publikum wird immer jünger. Der Großteil der Käufer dürfte zwischen 35 und 60 Jahre alt sein“, sagt Pfeiffer. Sehr junge Erwachsene schrecke für gewöhnlich der Kaufpreis ab, sagt er und ergänzt: „Ein gutes E-Bike bekommt man für gewöhnlich ab 1800 Euro. Beim Discounter mag es günstigere Modelle geben. Damit haben aber die wenigsten Käufer gute Erfahrungen gemacht.“

Auch bei Martin Schweitzer, dem Geschäftsführer von Fahrrad Schweitzer in Neunkirchen hat sich das Alter der Käufer verjüngt. Er sagt: „Das liegt auch daran, dass das Design der Räder immer modischer wird. Manche Systeme wie die Akkus sind teilweise in das Rad integriert. Von weitem sieht man gar nicht mehr, dass es sich um ein E-Bike handelt.“ In Schweitzers 1994 gegründeten Fachgeschäft ist mittlerweile jedes dritte verkaufte Rad ein E-Bike. „Die Räder boomen“, bestätigt Pfeiffer. Und Ralf Simon sagt mit einem Schmunzeln: „Es kommt mir manchmal vor, als wollten die Leute nur noch Elektro-Fahrräder.“

In der Tat: Zwischen 2012 und 2016 ist der Absatz von E-Bikes in Deutschland von 380 000 auf 605 000 gestiegen. Im vergangenen Jahr waren 15 Prozent aller verkauften Räder elektronisch. Doch was ist ein E-Bike eigentlich genau? Im engeren Sinn ist das E-Bike - auch Pedelec (Pedal Electric Cycle) genannt - ein Rad, das den Fahrer mit einem Elektroantrieb mit einer Leistung von 250 Watt unterstützt. In die Pedale treten muss der Radler also schon selbst. Der Antrieb läuft nur bis zu einer Geschwindigkeit von höchstens 25 Kilometern in der Stunde mit. Wer schneller fahren will, muss auf Muskelkraft setzen.

Rechtlich gesehen ist das Pedelec ein Fahrrad, es besteht also keine Helmpflicht. In Deutschland werden unter dem Begriff E-Bike aber auch sogenannte Sport-Pedelecs verstanden. Deren Antrieb besitzt eine Leistung von 500 Watt und läuft bis zu einer Geschwindigkeit von 45 Kilometern pro Stunde mit. Für die sogenannten S-Pedelecs ist ein Mofa-Führerschein und ein Helm verpflichtend. Teilweise umfasst der Begriff E-Bike auch reine Elektroräder, bei denen keine eigene Kraft aufgewendet werden muss.

Marco Pfeiffer erklärt sich den Erfolg der Pedelecs so: „Mit ein bisschen Unterstützung durch das E-Bike lässt sich der innere Schweinehund leichter überwinden. Gerade bei uns in der Region, wo es viel auf und ab geht.“ Martin Schweitzer ergänzt: „Wenn der eine Partner ein wenig sportlicher ist als der andere, können trotzdem beide gemeinsam fahren. Es gibt viele begeisterte Radfahrer, die sich nur nicht jeden Berg hinauf quälen wollen.“ Beide vermuten, dass der Aufstieg der Räder noch zwei Jahre anhalten wird. „Dann könnte der Markt gesättigt sein. Denn die Qualität der Räder hat jetzt schon ein hohes Niveau“, sagt Schweitzer. „Es wird auch auf mögliche technische Neuerungen wie sich selbst wiederaufladende Akkus ankommen“, vermutet Pfeiffer.

Ralf Simons Tipp, wenn man am nächsten steilen Anstieg wieder von einem lächelnden Senior auf einem E-Bike überholt wird: „Selbst eines anschaffen.“

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