Digitalisierung Viel Arbeit auf der Baustelle Schuldigitalisierung

Landkreis Neunkirchen · Die Verwaltung des Landkreises setzte die Mitglieder des Kreistags in Kenntnis über den aktuellen Stand in Sachen Digitalisierung an den Kreisschulen.

 Rund 4,2 Millionen Euro fließen in die Digitalisierung der Schulen im Kreis Neunkirchen.

Rund 4,2 Millionen Euro fließen in die Digitalisierung der Schulen im Kreis Neunkirchen.

Foto: dpa/Marijan Murat

Wenn Herkules ins Spiel kommt, dann ist oft von einem großen Kraftakt die Rede. Um genau solch einen handelt es sich auch bei der Digitalisierung der Kreisschulen. War der Landkreis Neunkirchen bereits im letzten Jahr schwer initiativ im Rahmen des „Digitalpakts 2020 – 2024“ und des Landesprogramms „Digitale Bildung jetzt“, weitet sich das Aufgabengebiet nun noch einmal mit dem Konzept „Landesweite Systematische Medienausleihe LSMS 2.0“. So sollen die Landkreise ab kommendem Schuljahr (2021/22) die Administration der mobilen Endgeräte der Schulen, der Schülerleihe, der Lehrerleihe und der Gemeindeschulen übernehmen.

An welcher Stelle genau man gerade steht, darüber informierte die Verwaltung bei der jüngsten Kreistagssitzung en détail – zunächst bezüglich der baulichen Maßnahmen, von denen immerhin jedes einzelne Klassenzimmer betroffen ist und im Zuge derer unter anderem nahezu alle Decken geöffnet werden müssen. „Wir liegen ziemlich genau auf Kurs“, erklärte dazu Thorsten Mischo. Fertiggestellt sind bereits die Gemeinschaftsschule Spiesen-Elversberg und die Förderschule „L + E“, die meisten anderen Schulen folgen in den Sommerferien. „Wir sind etwas schneller als geplant, wobei noch ein Riesenstück Arbeit vor uns liegt. Wir hoffen, Routine ins Geschäft zu bekommen.“ Veranschlagt hatte man insgesamt 4,1 Millionen Euro. Neuesten Hochrechnungen zufolge werden 82 000 Euro mehr benötigt. Im Vergleich zu anderen Projekten laut Mischo eine erfreulich „geringe Abweichung“. Wobei der bauliche Part, der sich um „Dosen, Kabel und Server-Schränke“ dreht, nur der kleinere Teil der gesamten Aufgabe sei.

Denn Ausstattung, Netzausbau und Support stellen den Löwen-Anteil dar, den Dominik Papa beleuchtete. Zum Einstieg ging der Mitarbeiter der Schulverwaltung auf den Projektstatus der Pilotschule in Elversberg ein. Dort befinde man sich bezüglich der Lehrerendgeräte und dem Umbau des EDV-Saals in der Planung. Angelaufen sei parallel die Beschaffungsphase für die „Außerbetriebnahme alter Komponente und den Umzug des Verwaltungsnetzes“. Schülerendgeräte und WLAN sind in der Albert-Schweitzer-Gemeinschaftsschule bereits in Betrieb. Aktuell realisiert wird die flächendeckende Beamer-Ausstattung und das WLAN für die Nachmittagsbetreuung. Die Maßnahmen haben sich bereits „sehr positiv auf die Unterrichtsarbeit ausgewirkt“, kamen positive Rückmeldungen aus der Schule. „Das installierte WLAN-Netz ist sehr stabil.“

Flächendeckend, so Papa, existiert derzeit eine provisorische WLAN-Lösung. Statt diverser unterschiedlicher Einzellösungen sollen künftig sämtliche Schulen über WLAN in „einheitlichem Industriestandard“ verfügen, „ein Paradigmenwechsel“. Um Datenraten im Gigabit-Bereich zu ermöglichen, „wollen wir Glasfaser an allen Schulen“. Die Vergabe hat Inexio für sich entschieden. Bis 2023 soll der Ausbau abgeschlossen sein, „wer zu welchem Zeitpunkt dran ist, darauf haben wir keinen Einfluss“, beugte Papa schon mal diesbezüglichen Anfragen vor.

Bereits verteilt und teilweise montiert wurden 200 Beamer – für die man sich, in Kombination mit Apple TV, anstelle von Display-Systemen entschieden habe. Aus gutem Grund: Diese Lösung, bei der Tafelbilder, Präsentationen, Filme u.ä. an eine freie Wand gespiegelt werden können, kostet nur ein Drittel, hochgerechnet auf 1000 Klassensäle eine Menge Geld. Anschaffen konnte man sich so einige zusätzliche Beamer als Ersatz auf Lager. Bei Bedarf schnell ausgetauscht, vermeide man so lange Klassensaal-Ausfälle. Die georderten Laser-Beamer sind erst seit Februar auf dem Markt und zeichnen sich dank einer fünf Mal längeren Laufzeit als besonders nachhaltig aus. Dazu punkten sie mit einer üppigen Bild-Diagonalen von 4,5 Metern: „Bei interaktiven Displays wäre sie weniger als halb so groß.“

Das sogenannte Helpdesk-Ticketsystem, mittels dem man eingehende Service-Anfragen aus den Schulen koordiniert, befindet sich derzeit in der Testphase, ebenso das zentrale Monitoring. Bisher, so Pampa, wurden 4000 Schüler iPads ausgeteilt sowie 60 iPad Koffer beschafft und verteilt. 400 iPad-Stifte für Schüler durchlaufen gerade eine Testphase. Im Vorgriff auf die Vertragsabschlüsse zur interkommunalen Zusammenarbeit „auf Basis von mündlichen Vereinbarungen mit den Bürgermeistern“ hat der Landkreis Neunkirchen bereits weitere 600 iPads für die Kommunen beschafft, eingerichtet und stellt die fachliche Betreuung sicher.

Für die infrastrukturelle Begleitung und den allgemeinen Support befinden sich seit 1. Mai vier neue Mitarbeiter in der Einarbeitung. „Bis Ende des Jahres kommen weitere sechs hinzu.“ Allerdings wird es nicht bei einem zehnköpfigen Schul-IT-Team bleiben. So kündigte Dominik Papa an, dass ab 2022 zusätzlich fünf Fachkräfte für reine EDV-Dienstleistungen an den Endgeräten benötigt werden. Diese umfassen das Ersteinrichten, Verwalten, Support und Abwickeln von Schadensfällen bei den etwa 11200 Schüler- und Lehrerendgeräten. Noch gar nicht berücksichtig sind dabei Wartung und Aufrechterhaltung der technischen Infrastruktur der Computer, die Verwaltung der Medienausleihe, die Betreuung der Schulen und eventuell zusätzlich der Grundschulen und freien Träger. Was personell früher oder später auch noch zu thematisieren sein wird.

Aber Zahlen, Fakten und Kosten sind nicht alles, schloss Papa seinen Vortrag und zitierte Manfred Pflumm, Schulleiter der Kerpenschule Illingen. So habe die dortige Schulgemeinschaft vor vielen Jahren eine Schulfahrt nach Belgien an die Nordsee jahrgangsübergreifend für Klasse 1 bis 10 organisiert. Der große Teil der Schüler komme aus ärmsten Verhältnissen. Entsprechend war es für viele der erste Kontakt mit dem großen Wasser. Die Freude der Schüler jetzt bei der Übergabe der iPads sei ähnlich wie damals bei diesem unvergesslichen Tag am Meer gewesen. Hightech-Endgeräte wie die modernen Tablets sind „für unsere Schülerschaft meist gänzlich unerreichbar“ – und deshalb gerade für diese Mädchen und Jungen ein großes Geschenk sowie eine große Chance.

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