"Die Kirche muss aufrichtig nach vorne blicken"

Düsseldorf/Saarbrücken. Die Evangelische Kirche im Rheinland geht mit einem "Plädoyer für offene Kirchen und attraktive Gottesdienste" in die Offensive. Zu der in Düsseldorf ansässigen Landeskirche gehören weite Teile des Saarlandes

Düsseldorf/Saarbrücken. Die Evangelische Kirche im Rheinland geht mit einem "Plädoyer für offene Kirchen und attraktive Gottesdienste" in die Offensive. Zu der in Düsseldorf ansässigen Landeskirche gehören weite Teile des Saarlandes. Die Kirchen sollten nach Einschätzung der Theologin Petra Bosse-Huber noch stärker auf die neue Aufmerksamkeit für religiöse Fragen in der Gesellschaft eingehen. Bosse-Huber ist als Vize-Präses die Stellvertreterin von Präses Nikolaus Schneider. Offene Kirchentüren und attraktive Gottesdienste könnten Menschen erreichen, die bislang nicht in die Gemeinden kämen, sagte die Theologin dem in Düsseldorf erscheinenden evangelischen Magazin "Chrismon Plus Rheinland". Sie wünsche sich auch, "dass wir in den Gemeinden wirklich zu unseren Quellen zurückkehren und das Gebet, das Bibellesen und ein klares politisches Zeugnis in den Mittelpunkt stellen". Zudem stehe die Aufgabe an, religiöse Traditionen an die nächste Generation weiterzugeben. "Bringt den Kindern das Beten bei!", appellierte Bosse-Huber. Kirche müsse aufrichtig nach vorne blicken. Kirche müsse auch Träume zulassen. Sie verwies auf erste Erfolge besserer Qualität kirchlicher Arbeit. Eine "neue Aufmerksamkeit" habe zu wachsenden Zahlen beim Besuch von Gottesdiensten und Kindergottesdiensten geführt: "Haupt- und Ehrenamtliche bereiten Gottesdienste, Amtshandlungen und Konfirmandenunterricht sorgfältiger als früher vor — auch weil sie es nicht mehr als selbstverständlich betrachten, dass Menschen darüber den Kontakt zur Kirche suchen." Mit Blick auf den Reformationstag am 31. Oktober betonte Bosse-Huber gegenüber der Saarbrücker Zeitung, bei den Protestanten gehöre Erneuerung zum Programm. Der Reformationstag erlebe eine Renaissance, und fromme Traditionen würden neu belebt. "In unseren Gemeinden boomen Passionsandachten, werden Tagzeitengebete und andere spirituelle Übungen wiederentdeckt", sagte die 49-jährige Theologin.Auf offene Ohren trafen ihre Worte bei den höchsten evangelischen Würdenträgern im rheinischen Saarland. Die Vize-Präses Huber-Bosse wecke damit auch kirchliche Hoffnungen und Träume. Superintendent Wolfgang Struß aus Ottweiler sagte: "Ich träume davon, dass sich noch mehr Ehrenamtliche in der Kirche engagieren und mit ihrer Pfarrerin oder ihrem Pfarrer und den haupt- und nebenamtlichen Mitarbeitenden zusammen ein überzeugendes Team bilden." Die Gemeinden sollten über ihren Kirchturm schauen und regional enger zusammenarbeiten, "um zum Beispiel einen Kirchentag im Kleinen zu organisieren". Struß: "Kirche ist lebendig." Alle drei Gottesmänner aus dem Saarland waren sich in ihrem Fazit auf den Huber-Bosse-Vorstoß einig, dass Kirche nicht nur behauptet, dass Glaube wichtig sei, sondern dies in ihrem Leben deutlich mache. jkn

HintergrundIm Saarland leben mehr als 200000 evangelische Christen. Nikolaus Schneider steht als Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland vor (drei Millionen Mitglieder). Zu der in Düsseldorf ansässigen Landeskirche gehören auch die drei Saar-Kirchenkreise Saarbrücken, Ottweiler und Völklingen sowie die Kirchenkreise St. Wendel und Birkenfeld, die zum großen Teil in Rheinland-Pfalz liegen. Diese Kreise zählen 160000 Mitglieder. Ihre höchsten Repräsentanten heißen Superintendenten. Christian Weyer steht Saarbrücken vor, Hartmut Richter führt Völklingen und Wolfgang Struß Ottweiler. Gerhard Koepke führt St. Wendel und Edgar Schäfer leitet Birkenfeld. Präsident der Evangelischen Kirche der Pfalz mit Sitz in Speyer ist Eberhard Cherdron. Er geht im November in Rente und wird von Christian Schad abgelöst. Diese Kirche zählt 640000 Gläubige, darunter 50000 aus dem Saarpfalzkreis und dem Ostertal. Die Leiter der Kirchenbezirke heißen Dekane. Das Dekanat Homburg wird von Fritz Höhn geleitet, das Dekanat Zweibrücken führt Peter Butz. jkn

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