Musikparty in der Gebläsehalle Die Glitter-Geister der wilden 70er erweckt

Neunkirchen · Disco-Musik vom Schallplattenspieler oder gleich richtig live und schrill gab es bei der 70/80er Party in der Neunkircher Gebläsehalle.

 Wie eine Szene aus Hair. Flower Power mit original Klamotten aus den 70er Jahren. Da hatten die „Alt Hippies“ bei der 70/80er Party in der Gebläsehalle ihren Spaß.

Wie eine Szene aus Hair. Flower Power mit original Klamotten aus den 70er Jahren. Da hatten die „Alt Hippies“ bei der 70/80er Party in der Gebläsehalle ihren Spaß.

Foto: Jörg Jacobi

„Ist es wahre Liebe, uhuhuh …?“ So unsicher sich die junge, in Rillen konservierte Marianne Rosenberg ist, so sicher sind sich ein paar hundert Mitsänger auf der riesigen Tanzfläche, hinten auf den Sitzrängen und draußen im Foyer, wo man sich für Kaltgetränke die Beine in den Bauch steht – und trotzdem Spaß hat. Denn fraglos handelt es sich bei dieser 70/80er Jahre Party im alten Hüttenareal um wahre Liebe: Schon beim ersten Titel stürmten seriös gekleidete Paare wie auch Schlaghosen- und Flamingo-Anzug-, Stirnband – und Batik­shirt-Träger die Tanzfläche. Gerade so, als ob es kein Morgen gäbe.

Zuvor hatte SR3-Moderator Eberhard Schilling noch eine Runde Aufklärungsarbeit geleistet: „Ich spiele etwas, das ich aus solchen Hüllen ziehe“, briefte er die drei Handvoll jüngeren unter den 1000 Gästen, die Schallplatten nur vom Hörensagen kennen. Woraufhin unter der überdimensionalen Discokugel hoch über den Köpfen Applaus aufbrandete. „Das stand alles im Archiv“, meinte Schilling kopfschüttelnd hinter seinem Mischpult auf der Bühne und deutete auf Stapel von Vinylscheiben, „und keine Sau hat’s interessiert“.

Auf dann also, „versucht mal, eure Gehhilfen abzulegen, ihr schafft es“ feuerte der selbst nicht mehr so ganz taufrische DJ die Massen an. Wobei die garantiert auch ohne Aufforderung freudestrahlend das Tanzbein geschwungen hätten. Stilechte Stärkung gab es an der Theke, wo man eigens für diesen Anlass Hackschnittchen und Appelkorn offerierte. Nach 80 schweißtreibenden Minuten kündigte Schilling den Top-Act des Abends an: „Sie leben hinter Gittern und werden mit Frischfleisch gefüttert“ – wehe also, wenn sie losgelassen, die fünf Paradiesvögel der „Sweety Glitter & The Sweethearts!“-Band.

Die vermutlich größte deutsche Glamrock Coverband brauchte tatsächlich kein warm-up. Mit viel Schminke, Crash-Perücken und trashigen Kostümen liefen sie vom Start weg zu Höchstform auf und ließen die Götter des Rock’n’Roll auferstehen. So gab es an diesem Abend ein Wiederhören mit Joan Jett & the Blackhearts, T. Rex, Uriah Heep, Sweet und zig anderen Legenden. Zelebriert wurde das androgyn- zweideutig und ironisch-verspielt von Mr. Sweety Glitter und seinen Mitstreitern Randy B. Bluebird, Carbite Williamson, Sir Tobi und Mighty Mitch McCennedy, die mit grandioser Leichtigkeit und ganz viel Tam-Tam zu Gange waren.

„Wir finden es super“, meinte eine Gruppe Ü50-er, die aus St. Wendel her gepilgert waren. „Tolle Stimmung und nette Leute“, lobte Hans Wagner, und seine Partnerin ergänzte: „Ich hätte nicht gedacht, dass sich so viele stilecht anziehen“, mit Plateauschuhen zum Beispiel oder Irokesenperücke. Karin Schmitt aus dem Mandelbachtal war vom Ambiente und der Atmosphäre angetan. „Das ist das erste Mal, dass ich in der Gebläsehalle bin. Das haben die gut hingekriegt“, und die Party sei einfach nur abgefahren. Etwas weniger euphorisch gab sich Britta Eisenbeis. Der Neunkircherin, die öfters auf Partys dieser Art zu Gast ist, vermisste ein wenig die Bässe im Sound und bei der Band eine größere Trefferquote tanzbarer Hits. Aber „wir haben ja noch ein paar Stunden“, relativierte sie zugleich und stürzte sich gutgelaunt zurück ins wilde Treiben.

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