DAK Gesundheitsreport Der Seele geht’s besser, dem Rücken nicht

St. Wendel · Rückenleiden ist der Hauptgrund für Arbeitsausfälle – das geht aus dem aktuellen DAK-Gesundheitsreport hervor.

 Schwerpunktthema des Gesundheitsreports sind Rückenschmerzen. 360 000 Erwerbstätige im Saarland leiden darunter.

Schwerpunktthema des Gesundheitsreports sind Rückenschmerzen. 360 000 Erwerbstätige im Saarland leiden darunter.

Foto: dpa/Arno Burgi

Die gute Nachricht vorab: Die Menschen in den Landkreisen St. Wendel, Neunkirchen und im Raum Homburg waren 2017 seltener krank als im Jahr davor. Das zeigt der DAK-Gesundheitsreport, der jetzt im Diakonie-Klinikum Neunkirchen vorgestellt wurde. Demnach sind die Ausfalltage aufgrund von Erkrankungen um 0,3 Prozentpunkte auf 4,8 Prozent gesunken. Laut Gesundheitsreport waren damit an jedem Tag des Jahres von 1000 Arbeitnehmern 48 krankgeschrieben.

Die schlechte Nachricht: Damit gab es in der Region noch immer einen höheren Krankenstand als im Landesdurchschnitt (4,7), der wiederum weit über dem Bundesdurchschnitt mit 4,1 Prozent liegt. Der höchste Krankenstand im Saarland wurde übrigens mit 4,9 Prozent in den Kreisen Saarlouis und Merzig-Wadern verzeichnet, der niedrigste (4,7) im Regionalverband Saarbrücken und im Raum St. Ingbert.

„Auf Platz eins der Erkrankungsgruppen, die 2017 die meisten Fehltage in den Kreisen Neunkirchen, St. Wendel sowie im Raum Homburg verursacht haben, liegen traditionell Muskel-Skelett-Erkrankungen“, sagt Martin Weber, Chef der DAK-Gesundheit Neunkirchen. Rückenleiden und Co. verursachten jeden fünften Ausfalltag in der Region. Gab es 2016 deshalb 394 Fehltage auf 100 Versicherte, waren es 2017 immerhin noch 386.

Dahinter, auf Rang zwei, liegen psychische Erkrankungen wie Angstzustände und Depression, wobei es hier im Vergleich zu 2016 einen deutlichen Rückgang von 13 Prozent gibt. 317 Fehltage je 100 Versicherte waren es 2017, im Jahr davor noch 365. Dass Atemwegserkrankungen an dritter Stelle rangieren, mit einem Anstieg von elf Prozent auf 259 Fehltage, sei der Grippewelle geschuldet, die Ende 2017 kursierte, erklärt Weber.

Aus dem Gesundheitsreport geht zudem hervor, dass fünf Prozent der Erkrankungsfälle für knapp 48 Prozent der Fehltage verantwortlich sind. Also sind fünf Prozent mit Langzeiterkrankungen 43 Tage und mehr krankgeschrieben.

Dass 32 Prozent der Erkrankungen, die eine kurze Krankschreibung von einem bis drei Tage mit sich bringen, für 4,4 Prozent der Fehltage verantwortlich sind, scheint gering: „Aber gerade für kleine Betriebe mit wenigen Mitarbeiten stellt dies ein großes Problem dar“, betont Martin Weber, der auch auf die Hintergründe des jährlichen DAK-Gesundheitsreport eingeht: „Wir informieren regelmäßig über den Krankenstand in der Region, um so Impulse für die Gesundheit der Beschäftigten zu geben. Die fundierten Analysen helfen uns, noch gezielter beim betrieblichen Gesundheitsmanagement ansetzen zu können und Arbeitgebern konkrete Hilfe anzubieten.“ Damit soll beispielsweise längeren Ausfallzeiten durch Rückenleiden oder seelische Probleme vorgebeugt werden.

In jedem Jahr beschäftigt sich der Report mit einem Schwerpunktthema, 2017 ist dies der Rücken, beziehungsweise Rückenschmerzen. Denn: Trotz Prävention und zahlreicher Gesundheitskurse leiden 360 000 saarländische Erwerbstätige unter Rückenschmerzen. Auf 100 Erwerbstätige in Neunkirchen, St. Wendel und Homburg entfielen 102 Ausfalltage. Hochgerechnet auf alle 481 000 Erwerbstätige im Saarland sind das rund 445 000 Fehltage wegen Rückenschmerzen in 2017. „Leider zeigt sich auch bei uns in der Region, dass es trotz eines verstärkten Engagements im betrieblichen Gesundheitsmanagement noch keine signifikante Verbesserung gibt“, so Martin Weber. „Deshalb müssen wir gemeinsam mit Unternehmen das individuelle Arbeitsumfeld noch rückenfreundlicher gestalten.“

Besonders betroffen bei Problemen mit dem Rücken ist die Lendenwirbelsäule. 77 Prozent haben Schmerzen in diesem Bereich. 42 Prozent klagen über Schmerzen in der Halswirbelsäule, 25 Prozent über die Brustwirbelsäule, 26 Prozent drückt der Schuh an mehreren Stellen.

Die Befragung der DAK-Versicherten zeigt auch, dass die große Mehrzahl zunächst versucht, allein mit den Schmerzen zurechtzukommen. Nur 32 Prozent der Betroffenen waren laut eigenen Angaben im vergangenen Jahr wegen Rückenschmerzen beim Arzt.

Der Zusammenhang von Stress und Rückenschmerzen wurde in den Praxen allerdings kaum thematisiert. „Da sich Stress und psychische Belastungen stark auf die Rückengesundheit auswirken können, sollte dieser Aspekt stärker bei Diagnose und Behandlung berücksichtigt werden“, fordert daher Martin Weber.

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