Gastronomie und Kinos weiter geöffnet Ein Turm sieht rot
Neunkirchen · Die Gerüstbauer haben begonnen. In zwei bis drei Wochen folgt das Einhüllen des Neunkircher Wasserturms. Dann startet die Sanierung von Haube und Klinkern.
Vor gut 20 Jahren war der Umbau des 1936 erbauten Wasserturms auf dem alten Hüttenareal zu einem Kino mit vier Sälen und 420 Plätzen der absolute Knaller. Mit der Gastronomie rundum entwickelte sich der markante Backstein-Bau mit der bulligen Stahlhaube zu einem Anziehungspunkt im Herzen von Neunkirchen. Aber Rost und Verwitterung machen auch vor einem „Alleinstellungsmerkmal“, wie der Turm gerne genannt wurde, nicht halt. Bei der Pressekonferenz am Dienstagvormittag im lauschigen Nebenzimmer des Brauhauses zu Füßen des Wasserturms brachte es die Sprecherin der Investorengruppe Wasserturm, Sigrid Getrey auf den Punkt: „Nun ist der Wasserturm nach 20 Jahren Sturm- und Drangzeit etwas in die Jahre gekommen. Wind und Wetter und jährlich rund 100.000 Kinogäste haben ihre Spuren hinterlassen“. Die Investorengruppe, bestehend aus Mitgliedern der Neunkircher Familie Getrey, hatte seinerzeit rund elf Millionen Euro in die Wiederbelebung der Neunkircher Industriebrache investiert, nun soll eine Million Euro folgen, um das Ensemble in unmittelbarer Nachbarschaft zu Saarpark-Center, Neuer Gebläsehalle und Stummscher Reithalle wieder in Lack zu bringen.
Die Neunkircher und die Besucher der Stadt werden beobachten können, was da vor sich geht. Die Firma Zimmer aus Friedrichsthal hat dieser Tage mit dem Aufstellen des Gerüstes begonnen, das den kompletten 41 Meter hohen und in der Turmhaube 14 Meter im Durchmesser breiten Turm von außen begehbar machen wird. Damit beim anschließenden Sandstrahlen der mittlerweile erkennbar angerosteten „Birne“ keine Teile unkontrolliert weggeschleudert werden können, wird das Gerüst vorher umhüllt. Natürlich nicht mit dem berühmten metallisch-hellen Material, wie es Christo und Jeanne Claude bei der Reichstagsverhüllung verwendeten, sondern mit einem eher leichten Netz in profanem Rot. Schließlich ist man ja auf einer Baustelle und nicht bei einem Kunst-Event. Wie es sich aber für ein bauhistorisch interessantes Teil wie den Neunkircher Wasserturm gehört, gehen bei der Sanierung Leute ans Werk, die das auch schon am Weltkulturerbe Völklinger Hütte gemacht haben. Hinter dem roten Netz wird die Firma Bauschutz aus Völklingen arbeiten. Gleichzeitig laufen die Malerarbeiten im inneren des angebauten Glasturmes an.
Wenn alles fertig ist, womit man im Laufe des Novembers rechnet, wird auch die Kinokasse wieder im Erdgeschoss, wie zu Beginn der Wasserturm-Kino-Zeiten sein. Ein Glastunnel wird sie direkt mit dem Fahrstuhlturm verbinden, wie Sigrig Getrey erläuterte. Sie verspricht im Entrée ein „Lounge-Ambiente“.
Mittlerweile ist das Wasserturm-Kino nach der Schließung des Neuen Eden in der Hüttenbergstraße der einzige Kino-Standort in der zweitgrößten Stadt des Saarlandes. Und auch während der Sanierung des Wasserturmes müssen die Cineasten nicht auf ihr Vergnügen verzichten. Während der Bauarbeiten sind alle mit der neuesten Kino-Technik ausgestatteten Säle zu erreichen und auch die Gastronomie rundum ist geöffnet, Allerdings sind die Zugänge wegen der Sperrung der Ringgasse teilweise verlegt. Hinweisschilder lotsen die Besucher, die direkt am Wasserturm über 120 kostenlose Parkplatze vorfinden. Ganz in der Nähe finden sich weitere 600 Plätze, ein Teil davon auf der neuen Parkfläche im Hüttenpark, die nach Beobachtung der Stadtverwaltung wohl noch recht wenig bekannt und daher eher zögerlich genutzt wird. In Arbeit ist auch ein Beleuchtungskonzept, passend zu den Industrierelikten, , das den Turm auch als weithin sichtbaren Werbeträger wieder zum Einsatz kommen lässt.