Die Natur hat den Startschuss gegeben: Überall ist die Vegetation zum Wachstum übergegangen. Der erfreute Blick aufs frische Grün und bunt Blühende schweift allerdings zunehmend auf andere Farbenspiele ab - innerorts vermehren sich explosionsartig "Gewächse", die nur alle paar Jahre zu bestaunen sind: Plakattafeln für die Wahlwerbung.Auf ihnen sind die Kandidaten-Konterfeis und Wahlslogans vorzeitig "ausgetrieben". Obwohl Parteienwerbung im Saarland erst sechs Wochen vor dem Wahltermin beginnen darf - im Fall des Wahlsonntags am 7. Juni also am 27. April - prangen Aufrufe für die Europawahl seit einer Woche im Kreis Neunkirchen. Die politischen Matadoren vor Ort waschen ihre Hände in Unschuld. Die Plakatierung für die Europawahl wird von den Parteizentralen in Berlin seit Jahrzehnten an die Profis der Firma Wesselmann in Bochum vergeben. Und denen waren die Wahlwerbefristen offensichtlich herzlich egal. Wesselmann hat ein Monopol auf wetterfeste Stelltafeln, im Politwerbejargon "Wesselmänner" genannt. Ihre Aufstellung und Beklebung kostet die Parteien mehrere hundert Euro pro Stück.Während die Wähler für den europäischen Urnengang bundesweit umworben werden, kommen im saarländischen Straßenbild die Tafeln für die Kommunalwahl am gleichen Tag hinzu. Und im Fall Neunkirchen auch noch das Kandidaten-Angebot für die Oberbürgermeisterwahl. Eine verwirrende Plakatvielfalt für die Wahrnehmung der Passanten. Verwirrend ist der Wahlkampf mitunter auch für die Parteistrategen selbst. So lädt die Landes-SPD zu einer Veranstaltung mit Heiko Maas, die am kommenden Dienstag in der Stummschen Reithalle über die Bühne geht, plakativ für Freitag, 28. April, ein. Das wird sicher nicht die einzige "Fehlschaltung" in der Wahlkampfhektik bleiben. Wie dem auch sei - beim nächsten Vegetationsschub wird Gras über diesen Wahlkampf gewachsen sein.