Von Understatement bis Drama Über den Irrsinn von Slogans auf Parteiplakaten für die Bundestagswahl

Meinung · Wenn Parteien mit flotten Slogans werben wollen, kommt meistens nichts Gutes dabei raus. Ein Überblick über die unterschiedlichen Plakate der Kandidaten – von Understatement bis Drama.

 Kommentarkopf, Foto: Robby Lorenz

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Wie das wohl abläuft in Werbeagenturen vor so einer Wahl? Ob da Halli-Galli-Vollgas-Party angesagt ist, sobald der passende Slogan für eine Partei oder deren Kandidaten gefunden ist? „Ja, das isses, das ist stark. Knaller!“, war man sich da bestimmt sicher bei der Substantiv-Rakete „Weil das Morgen gute Ideen braucht“. Nadine Schön von der CDU fand das jedenfalls klasse.

Könnte man natürlich sagen: Wenn man für das Heute schon ein paar gute Ideen hätte, könnte man dem Morgen gelassener entgegenblicken. Oder noch besser: Hätte bereits das Gestern von guten Ideen profitiert, könnte das Morgen in aller Ruhe die Füße hochlegen und seine Nägel lackieren. Aber klar: „Weil das Morgen schönen Nagellack braucht“ kommt auch nicht bei jedem Wähler an.

Christian Petry von der SPD hat sich auf das absolute Minimum an wortgewaltiger Slogan-Power beschränkt.

Auf seinen Plakaten steht: „Christian Petry“. Fertig. Noch irgendein Hashtag oder so. Sonst nix. Alles gesagt, quasi. Kein Geschwafel von wegen Ideen, Sicherheit, Umwelt, Wirtschaft. Null. Einfach nur „Christian Petry“. Ach, diese SPD: Pures Understatement.

Die FDP hingegen setzt ganz auf Drama. Da beugt sich Christian Lindner im Halbdunkel über den Schreibtisch wie Marlon Brando als Colonel Kurtz in „Apocalypse Now“ und hat vor, neben und vermutlich auch hinter sich Berge an Papieren.

Darunter steht: „Nie gab es mehr zu tun“. Sicher, FDP? Es gab nie mehr zu tun? In Deutschland? Ganz sicher? Oder hatte vielleicht nur Lindner nie mehr zu tun? Vielleicht ist das ja die Botschaft des Ganzen. Na, wenn der so viel zu tun hat, dann will er sicher seine Ruhe und hat für Bundespolitik und so Zeug eh gerade keine Nerven.

Auch schön ist „Machen, was Arbeit schafft“, auch von der CDU. Klingt im ersten Moment nach „Wenn man keine Arbeit hat, schafft man sich welche“, ist aber vielleicht ein versteckter Hinweis auf eine GroKo und auf Fabienne Eli von der SPD, die diese Arbeit dann erledigen könnte. Sie wirbt schließlich mit dem irgendwie quatschigen Satz: „Für die Schafferin“. Ja, auch ich habe zuerst Schaffnerin gelesen, wurde aber im Internet darüber aufgeklärt, dass die Dame bei Verdi arbeitet. Und die hat ja keine Züge.

Abschließend noch drei schön behämmerte Power-Slogans, die es (noch) nicht auf ein Wahlplakat einer Partei geschafft haben:

- Weil das Leben in Deutschland vom Leben lebt!

- Damit Sicherheit auch in Zukunft ein starkes WIR für die Umwelt der Wirtschaft bedeutet!

- Weil eine gute Basis die Grundlage des Fundaments ist!

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