Städtisches Museum Saarlouis Wo ein Wassergeist Stadtgeschichte erklärt

Saarlouis · Neben einem kompletten Raum zur Festung bietet das städtische Museum Saarlouis allerlei heimatkundliche Fundstücke.

 Ein Modell zeigt die Festungsstadt Saarlouis.

Ein Modell zeigt die Festungsstadt Saarlouis.

Foto: Städtisches Museum Saarlouis/B. Loew

Mitten in Saarlouis gibt es eine echte Mumie zu sehen. Na ja, vielmehr ihren Sarkophag – die Mumie selbst ist 1945 größtenteils zerstört worden, bedauert Benedikt Loew. Er ist der Leiter des städtischen Museums Saarlouis, das den Sarkophag und den noch erhaltenen Schädel der Mumie präsentiert. Doch wie ist so ein ungewöhnlicher Fund in ein Museum gelangt, das sich der Stadtgeschichte und der Heimatkunde verschrieben hat?

„Ein Kaufmann aus Lisdorf hat Grabungen am Mittelnil mitfinanziert“, erklärt Loew den Weg der Mumie nach Saarlouis. Einige Sarkophage kamen nach Europa, einen hat der Kaufmann dem Gymnasium am Stadtgarten geschenkt. Und von da gelangte der Sarkophag in das 1927 eröffnete städtische Museum, ergänzt dort die Sammlung über Frühgeschichte direkt im Erdgeschoss.

„Das Museum erzählt nicht nur Geschichte, sondern Geschichten“, betont Loew. So zeigen nachgebaute Zimmer das Leben in Saarlouis um 1890. An einer Wand ist ein Original-Fenster der Donner-Brauerei angebracht. Die Geschichte in und um Saarlouis wird durch zahlreiche Stücke präsentiert – keltische Grabungsfunde vom Steinrausch, Kristall aus der Cristallerie Wadgassen, eine große Sammlung historischer Waffeleisen, Steingut aus Lothringen.

Zu den besonders erwähnenswerten Bereichen gehört nach Ansicht von Kulturamtsleiterin Julia Hennings die Sammlung von Jugendstil-Vasen aus der Region. „Das ist rein materiell der größte Wert“, betont sie. Ebenfalls einzigartig in der Umgebung ist die Sammlung an Takenplatten, also gusseisernen Platten, die ein Teil von Heizungssystemen waren, erläutert Loew weiter. Diese hängen an mehreren Stellen des Gebäudes.

Doch neben der bunt gemischten Sammlung quer durch die Region und die Epochen hat das Museum einen Schwerpunkt: die Stadt- und Festungsgeschichte im regionalen Kontext. Große Modelle im oberen Stockwerk zeigen, wie Saarlouis zu Festungszeiten aussah – und wie sich die Stadt heute darstellt. Ein Film erklärt die Geschichte von Saarlouis. Ergänzt wird die Sammlung durch Kartenmaterial sowie diverse Dokumente. „Im Sommer kommen viele Tagestouristen hierher, um etwas über die Festungsgeschichte zu erfahren“, sagt Loew. Der wünschenswerte Weg für ihn: dass sich die Menschen zunächst im Museum informieren und sich danach die zahlreichen noch bestehenden Spuren der Festung in Saarlouis selbst anschauen.

Neben Büsten von Vauban und Co. sind auch Aufsteller im Museum verteilt, die die Stadtväter als bunte Comic-Figuren zeigen. Diese stammen aus der Feder des Überherrner Comic-Zeichners Bernd Kissel, der zusammen mit Loew einen besonderen Weg konzipiert hat, um die Geschichte von Saarlouis begreif- und erlebbar zu machen: mithilfe eines neugierigen Wassergeistes namens Fluxus.

Für das Comic-Projekt hat Loew Kissel angesprochen – „er war direkt Feuer und Flamme“ – und gemeinsam haben sie dann versucht, eine Hauptfigur für die Geschichten zu finden. „Wir haben eine Figur gesucht, die wirklich dabei ist“, erinnert sich Loew. Fündig wurden sie dann auf einer Gründungsmedaille, die einen Flussgott zeigt. „Dann war die Figur relativ schnell geboren.“

Ein Flussgott ist Fluxus nicht, und in der Ausstellung des städtischen Museums ist er, abgesehen von seinem Aufsteller, auch nicht, sagt Loew. Aber die Comics finden sich auf der Internetseite des Museums, einige sind zudem als Buch erhältlich. Fluxus hat auch Wiedererkennungswert, lacht er: Denn es komme immer wieder vor, dass Kinder, die das Museum besuchen, aus den Comics die eine oder andere Stelle wiedererkennen.

Serie Museen im Saarland: Die SZ stellte in den vergangenen Monaten wöchentlich ein saarländisches Museum vor. Teil 1: Interview mit Meinrad Maria Grewenig, Generaldirektor Weltkulturerbe Völklinger Hütte und Präsident Saarländischer Museumsverband (6. Juni), Teil 2: Roland Mönig und Moderne Galerie (13. Juni), Teil 3: Ludwig-Galerie Saarlouis (20. Juni), Teil 4: St. Wendeler Museum im Mia-Münster-Haus (27. Juni), Teil 5: Uhrenmuseum Köllerbach (4. Juli), Teil 6: Historisches Museum Saarbrücken (11. Juli), Teil 7: Römermuseum Schwarzenacker (18. Juli), Teil 8: Saarland-Museum für Vor- und Frühgeschichte (25. Juli), Teil 9: Zeitungsmuseum Wadgassen (1. August), Teil 10: Altenkirch-Museum Rubenheim (8. August), Teil 11: Die Römische Villa Borg (15. August). Teil 12: Jean-Lurçat-Museum Eppelborn (22. August), Teil 13: Keramikmuseum Mettlach (29. August), Teil 14: Museum für Mode und Tracht Nohfelden (5. September), Teil 15: Theulegium Tholey (12. September), Teil 16: Glasmuseum Ludweiler (19. September), Teil 17: Städtisches Museum Saarlouis (26. September), Teil 18: Römerpark Reinheim (2./3. Oktober).

 Maréchal Michel Ney ist Teil der Ausstellung zur Stadtgeschichte.

Maréchal Michel Ney ist Teil der Ausstellung zur Stadtgeschichte.

Foto: Barbara Scherer
 Museumsleiter Benedikt Loew und Kulturamtsleiterin Julia Hennings posieren mit Fluxus, der in Comics die Geschichte der Stadt erklärt.

Museumsleiter Benedikt Loew und Kulturamtsleiterin Julia Hennings posieren mit Fluxus, der in Comics die Geschichte der Stadt erklärt.

Foto: Barbara Scherer
 Das Museum zeigt mehrere gusseiserne Takenplatten.

Das Museum zeigt mehrere gusseiserne Takenplatten.

Foto: Barbara Scherer
 Die Medaille, die einen Flussgott zeigt, brachte Benedikt Loew auf die Idee für Fluxus.

Die Medaille, die einen Flussgott zeigt, brachte Benedikt Loew auf die Idee für Fluxus.

Foto: Barbara Scherer
 Leben in und um Saarlouis in der Zeit um 1890: Mehrere Zimmer im Museum zeigen, wie es damals in den typischen Häusern der Umgebung aussah.

Leben in und um Saarlouis in der Zeit um 1890: Mehrere Zimmer im Museum zeigen, wie es damals in den typischen Häusern der Umgebung aussah.

Foto: Barbara Scherer
 Der Schädel einer Mumie gehört zu den außergewöhnlichen Stücken im Museum.

Der Schädel einer Mumie gehört zu den außergewöhnlichen Stücken im Museum.

Foto: Barbara Scherer
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