Sprengstoffspürhunde finden nichts Um 12.25 Uhr war der Spuk vorbei

Neunkirchen · Bombendrohung in Neunkirchen: Rathaus und Kita müssen geräumt werden. Sprengstoffspürhunde im Einsatz.

 Außer dem Brandschutzbeauftragten und dem Hausmeister durften keine Rathaus-Mitarbeiter während der Evakuierung ins Neunkircher Rathaus. Auch Bürgermeister Jörg Aumann (Zweiter von rechts) nicht.

Außer dem Brandschutzbeauftragten und dem Hausmeister durften keine Rathaus-Mitarbeiter während der Evakuierung ins Neunkircher Rathaus. Auch Bürgermeister Jörg Aumann (Zweiter von rechts) nicht.

Foto: Heike Jungmann

Hochbetrieb am Dienstagmorgen im Café Sick. Bei Kaffee und Kuchen gibt es nur ein Thema: Das Neunkircher Rathaus direkt gegenüber ist wegen einer Bombendrohung sowohl für Publikumsverkehr als auch für die Mitarbeiter der Stadt gesperrt. Und auch die Eltern der evangelischen Kindertagesstätte in der Nähe erleben eine unschöne Überraschung. Sie müssen ihre Kinder wieder mit nach Hause nehmen, weil die Einrichtung aus Sicherheitsgründen ebenfalls geräumt worden ist. Einige Bedienstete des Rathauses, die bereits ihr Auto in der Tiefgarage abgestellt hatten, warten hier und in anderen Cafés auf Entwarnung. Ihren Schreibtisch werden die meisten heute nicht sehen, das hatte Bürgermeister Jörg Aumann bereits am frühen Morgen geklärt. „Ziemlich schnell war in Absprache mit der Polizei klar, dass es sinnvoll ist, heute die Arbeit im Rathaus nicht mehr aufzunehmen,“ sagt er.

Bundesweit findet die Kreisstadt Neunkirchen am Dienstagmorgen Beachtung in den Medien. Grund: Um 1.37 Uhr war auf der E-Mail-Adresse der Stadt eine Mitteilung eingegangen, wonach im Laufe des Tages eine Bombenexplosion in dem Gebäude angedroht wurde. Kurz nach sieben Uhr liest ein Mitarbeiter die Mail auf seinem Rechner und informiert unverzüglich die Polizei. „Nach einer ersten Bewertung konnte die Ernsthaftigkeit der Drohung nicht ausgeschlossen werden.“ So ist es später in der offiziellen Mitteilung der Neunkircher Polizei zu lesen. Der stellvertretende Leiter der Polizeiinspektion Neunkirchen, Helmut Berg, erläutert dies auf SZ-Anfrage: „Aufgrund der verwendeten Fachbegriffe mussten wir davon ausgehen, dass eine tatsächliche Gefahr drohte.“ In der Droh-Mail ist wohl von einem „Tag der Rache“ die Rede. Zudem wurden technische Details zu Sprengstoff und Zünder genannt. Der Staatsschutz wird eingeschaltet, ebenso die Abteilung Cybercrime. Den gesamten Vormittag suchen vier Sprengstoffsuchhunde mit ihren Begleitern das Rathaus ab. Alle 15 bis 20 Minuten müssen die Hunde eine Pause einlegen, berichtet Kriminalrat Berg. Die Sucharbeit ist anstrengend für die Tiere.

In sechs Städten hat es am Dienstag bundesweit Bombendrohungen per Mail gegeben. Berg: „Wir gehen davon aus, dass diese in Zusammenhang stehen.“ Auch in Kaiserslautern, Augsburg, Göttingen, Rendsburg (Schleswig-Holstein) und Chemnitz sind die Rathäuser evakuiert worden. In Neunkirchen kann die Polizei um 12.25 Uhr Entwarnung geben. Verdächtige Gegenstände hat sie keine gefunden. Die Ermittlungen hinsichtlich des Absenders sind angelaufen. Sowohl die Evakuierung als auch die Suchaktion gehen reibungslos und ohne Hektik über die Bühne. Insgesamt 30 Polizeibeamtinnen und Beamten sind im Einsatz, Berg spricht von einer „sehr guten Zusammenarbeit“. Und freut sich über Lob von außerhalb der Republik, etwa von überregionalen Pressevertretern über die „professionelle Arbeit“.

 Sperrzone: 30 Polizeibeamte waren am Dienstag wegen der Bombendrohung im Einsatz.

Sperrzone: 30 Polizeibeamte waren am Dienstag wegen der Bombendrohung im Einsatz.

Foto: Heike Jungmann

Auch Bürgermeister Jörg Aumann, der über Megafon Durchsagen gemacht hat, berichtet über eine „unaufgeregt“ verlaufene Evakuierung nach Plan. Er selbst ist am Morgen gerade „auf dem Sprung“ ins Rathaus, als er von der Bombendrohung per Telefon von einem Kollegen erfährt. „Wir haben uns alle oben auf dem Parkplatz getroffen und das weitere Vorgehen besprochen.“ Zunächst wird die Gebläsehalle als Ausweichquartier erkoren. Als klar ist, dass der Dienstbetrieb an diesem Dienstag nicht aufgenommen wird, verteilen sich viele Mitarbeiter in der Stadt. Nach 12.25 Uhr können diejenigen, die ihr Auto bereits in der Tiefgarage abgestellt haben, dieses herausholen. Er selbst sei mit einem leicht mulmigen Gefühl von zu Hause losgefahren. „Aber auch mit einem Gefühl der Hilflosigkeit und Wut“, bekennt der Bürgermeister. „Irgendwelche Idioten legen einfach unser Rathaus lahm.“ Oberbürgermeister Jürgen Fried hatte ohnehin nicht vor, an diesem Dienstag in sein Büro zu gehen. Ihn erreicht die beunruhigende Nachricht auf der Fahrt nach Köln zu einem dienstlichen Termin. Bei der Sitzung des Stadtrates am Mittwochnachmittag wird die Bombendrohung sicher auch ein Thema sein.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort