Laufsport Blum auf dem Weg zur alten Puste

Neunkirchen · Beim 27. Neunkircher Citylauf war Tobias Blum vom LC Rehlingen nicht zu schlagen. Und das, obwohl er schwer erkrankt ist.

Es ist eigentlich ein gewohntes Bild, das sich den Zuschauern am frühen Samstagabend beim 27. Neunkircher Citylauf der Sparkassen bietet: Im Zielbereich am Stummplatz nehmen viele Starter erst die Schlussrunde bei der Veranstaltung des VfA Neunkirchen in Angriff, als das Führungsrad ins Blickfeld rückt. Im Schlepptau hat es Tobias Blum vom LC Rehlingen. Der 23-jährige Langstreckenspezialist ist zwar generell auf Erfolg gepolt, krönte sich in beiden Vorjahren unter anderem jeweils zum Deutschen U23-Meister im Halbmarathon. Doch die Erleichterung ist Blum anzusehen, als er um 17.33 Uhr im Zehn-Kilometer-Rennen in 32:35,7 Minuten als Erster über die Linie geht.

„Ich bin vor zehn Wochen am Pfeifferschen Drüsenfieber erkrankt. Das hier war mein erster schneller Lauf seitdem“, verrät der Sechste der U23-Europameistschaft über 10000 Meter. Im Vorjahr lief Blum bei der EM in Polen die Distanz in 29:54 Minuten. In Neunkirchen brauchte er zwar merklich länger, doch so kurz nach der anfänglichen Schock-Diagnose, die auch den im April in Düsseldorf geplanten ersten Marathon seiner Leichtathletik-Karriere verhindert hatte, war es ein beachtlicher Fortschritt: „Ich habe von vielen gehört, wie lange die Erkrankung dauern kann. Laura Müller hatte das ein halbes Jahr, ein Freund von mir sogar zwei Jahre. Ich selbst hatte nach drei Wochen wieder normale Blutwerte – ich glaube, ich hatte einfach Riesenglück“, sagt der strahlende Sieger, der nun im Oktober in Köln im Marathon debütieren will und die Bundeskader-Norm anpeilt. Wenn es alles optimal läuft, soll es in zwei Jahren mit seinem Traum klappen: Olympia 2020 in Tokio.

Bis dahin wartet noch ein langer Weg, aber Neunkirchen war nach den jüngsten Ereignissen ein wichtiger Schritt. „Ich stehe noch unter regelmäßiger Kontrolle, aber es geht mir wieder ganz gut. Ich bin froh, dass ich auch im Saarland noch ein paar Läufe mitnehmen kann“, ergänzte Blum. Im Vorjahr war er beim Citylauf noch Zweiter hinter Seriensieger Jonas Lehmann (TuS Heltersberg) geworden. Dieser Platz ging diesmal an Clubkollege Alexander Bock, der 50 Sekunden später folgte und mit Nils Klein und Reiner Zender zwei weitere Rehlinger im Schlepptau hatte. „Eigentlich meinte Tobi, dass er nur die letzten Kilometer schneller machen möchte. Dann hat er aber doch viel früher die Nerven verloren, weil es ihm zu langsam wurde“, sagte Bock mit einem Lächeln.

Die erste von drei großen Runden entlang der Blies waren Blum und er zusammen unterwegs gewesen. Am Ende hielt Bock fest: „Es lief genau wie geplant: Zweiter Platz, und die Zeit ist auch okay. Wenn Tobi am Start ist, muss man da realistisch sein. Er ist halt stärker.“

Ein Tick stärker war am Ende Martina Schumacher bei den Frauen: Sie fing die lange führende Katharina Rausch vom LA-Team Saar auf den letzten Metern noch ab und holte in 37:53,3 Minuten wie im Vorjahr erneut den Sieg. „Klar bin ich etwas enttäuscht. Ich kann einfach nicht sprinten, hätte vielleicht früher das Tempo erhöhen müssen. Mit der Zeit bin ich zufrieden, da gibt es nix – an meinen Sprintfähigkeiten muss ich aber arbeiten“, sagte die zweitplatzierte Rausch, die fünf Sekunden nach Schumacher ankam. Die Siegerin schämte sich fast, dass sie ihre 32-jährige Rivalin noch abgefangen hatte: „Katharina war zeitweise 20, 30 Meter weg. Am Schluss habe ich es nochmal probiert und gemerkt, dass es noch reichen kann. Es ist natürlich blöd, wenn man auf den letzten Metern überholt wird. Für sie ist das sehr schade“, so Schumacher. Schade war auch die mit rund 260 Startern im Haupt- und Schülerlauf mäßige Resonanz.

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