Vernissage in der Christuskirche Die Faszination des Wartens

Neunkirchen · Die Saarbrücker Künstlerin Irina Schulze zeigt großformatige Fotografien zu diesem Thema bis 11. Oktober bei einer Ausstellung in der Christuskirche

 Bei der Vernissage in der Christuskirche: Pfarrer Michael Hilka und die Künstlerin Irina Schulze.

Bei der Vernissage in der Christuskirche: Pfarrer Michael Hilka und die Künstlerin Irina Schulze.

Foto: Christine Schäfer

Jeder Mensch hat seine eigenen Erfahrungen zum Thema Warten. Der Saarbrücker Kunsthistorikerin und Künstlerin Irina Schulze, Jahrgang 1972, sind Menschen aufgefallen, die warten. Sie habe einfach mitgewartet und das Warten im Bild festgehalten. 22 großformatige Fotografien zu diesem Thema sind in der Ausstellung „Warten“ zu sehen, die mit einem Gottesdienst in der Christuskirche am Unteren Markt in Neunkirchen eröffnet wurde.

Der Moment des Stillehaltens, der Schwellenbereich zwischen Kommen und Gehen habe sie fasziniert, erklärte die Künstlerin bei der Vernissage. Man werde beim Warten ruhiger, der Schwellenbereich erscheine für einen Moment zeitlos. Ob ein Mann am Fenster in Dresden oder zwei Touristen auf der Kirchentreppe in Arles – etliche Fotos sind auf Reisen der Künstlerin entstanden. Sie habe die Menschen bewusst nicht angesprochen, um zu erfahren, worauf sie warten, sondern nur den Moment des Wartens festhalten wollen. Sie habe die Grenze zwischen dem Ich und dem Du in ihren Fotos immer aufrecht erhalten, so Irina Schulze.

„Wir alle wissen, wie es sich anfühlt, auf etwas oder jemanden zu warten, das kann ein sehr intensives Erlebnis sein, auch wenn wir uns das nicht immer bewusst machen“, betonte Pfarrer Michael Hilka von der evangelischen Kirchengemeinde Neunkirchen in seiner Predigt. Warten könne etwas sehr Schönes sein, wenn beispielsweise das lang ersehnte Kind demnächst geboren wird, Warten könne sich aber auch zum Höllentrip entwickeln, wenn nach dem Ertasten eines Knotens etwa die ärztliche Diagnose noch aussteht. „Wenn ich warte, kann ich lernen, was wichtig ist in meinem Leben, was ich beibehalten und was ich aufgeben möchte“, so Pfarrer Hilka weiter. Das Warten könne dazu beitragen, dass Menschen sich mehr mit sich selbst und auch mit Gott beschäftigen.

Nach dem Gottesdienst nutzten Besucherinnen und Besucher die Gelegenheit, sich mit der Künstlerin auszutauschen. Die Fotos spiegelten die Faszination des Wartens wider, deshalb gefalle ihr die Ausstellung gut, so die 54-jährige Ursula Welker aus Neunkirchen, die dem Presbyterium der Kirchengemeinde angehört. Man könne beim Betrachten der Fotos seine Fantasie spielen lassen und sich fragen, auf wen oder was die Menschen auf dem Bild warten, schildert die 73-jährige Iris Spath aus Altenkessel ihre Eindrücke von der Vernissage. Ihr habe die Ausstellung gut gefallen, man könne sich beim Betrachten der Bilder viele Gedanken machen, ergänzt die 74-jährige Gudrun Ruhnau, ebenfalls aus Altenkessel.

Die Ausstellung ist bis 11. Oktober jeweils dienstags, 9.30 bis 12 Uhr, und donnerstags, 16 bis 19 Uhr, sowie nach Vereinbarung geöffnet. Infos gibt es im Gemeindeamt der Kirchengemeinde unter Tel. (0 68 21) 2 33 80.

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