Neues Leben nach langer Pause für Völklinger Reihe "Diskuthek"

Völklingen. Das Buch "Saar Rock History" von Roland Helm und Norbert Künzer stand am Donnerstagabend im Café Umwalzer im Mittelpunkt des Geschehens, als der Verein Kulturgut Völklingen die einst beliebte Reihe "Diskuthek" aus ihrer langjährigen Pause holte

Völklingen. Das Buch "Saar Rock History" von Roland Helm und Norbert Künzer stand am Donnerstagabend im Café Umwalzer im Mittelpunkt des Geschehens, als der Verein Kulturgut Völklingen die einst beliebte Reihe "Diskuthek" aus ihrer langjährigen Pause holte. Moderator Helm ging dabei ausschließlich auf Gerd Schneider ein, denn der Gitarrist war mit seiner Band auch musikalischer Gast des Abends.Er hat 1970 bereits mit der Formation RS-Rindfleisch gerockt. "Der Name stand für Ruhe sanft Rindfleisch oder, für die Hardcore-Fans, für Rauschgift-süchtig Rindfleisch", sagt der Musiker, dessen Markenzeichen schwarzer Knautschhut, Sonnenbrille und Leopardenhose sind. Schneider erzählt teilweise ergreifend von seinem Leben. "Ich wollte fliegen, bis in den Himmel und noch weiter", beginnt er den Bericht über seine Drogensucht. Amerikanische Soldaten, auf deren Bases er oft gespielt hat, hätten ihn regelmäßig zu Drogentrips eingeladen. Irgendwann sei er dann in London gelandet, wo er lange als Musiker mit Frau und Sohn lebte. Glücklich, wie er betont. Bis er die Geliebte eines Morgens nicht mehr wachbekam: Blutsturz, tot. Daraufhin sei er total in den Drogen versumpft. Irgendwann, zurück im Saarland, sei es ihm egal gewesen, was ihn zudröhnt. "Meistens war es ein Schnaps für sieben Mark aus dem Aldi", erinnert er sich. Der Rock war oft der letzte Halt. Die Wende zu Guten kam vor 22 Jahren, als mit Michaela Moreels eine neue Frau in sein Leben trat. Sie gehört heute wie Schlagzeuger Jürgen Sandmeyer zur Gerd-Schneider-Band, und sie hat ihn von der ständigen Dröhnung losbekommen. Seine Renten hat sich Schneider als Stuckateur und Anleiter bei Jugendprojekten gegen Drogensucht verdient. Heute sagt er: "Als Musiker bist du im Saarland die ärmste Sau", und: "Jetzt bin ich Rentner, jetzt kann ich Musik machen." Seine Fähigkeiten vermag er dabei genau einzuschätzen: "Das bisschen Technik auf der Gitarre kann ich schon seit Jahrzehnten." Wichtig sei das Gefühl und das Einfühlungsvermögen für das Instrument. Dazu trägt auch bei, dass sich der saarländische Haudegen im Rampenlicht äußerst wohl fühlt: "Das ist für mich wie für andere Leute in der Badewanne zu sitzen oder im Sandkasten zu spielen." al

Foto: Iris Maurer

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