Neues Gesicht für die Poststraße

Völklingen. Die Poststraße war jüngst Thema im Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt des Völklinger Stadtrates. Debattiert und beschlossen wurde freilich nichtöffentlich. Aber worüber eigentlich genau? Auf SZ-Nachfrage gab Oberbürgermeister Klaus Lorig Auskunft

Völklingen. Die Poststraße war jüngst Thema im Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt des Völklinger Stadtrates. Debattiert und beschlossen wurde freilich nichtöffentlich. Aber worüber eigentlich genau? Auf SZ-Nachfrage gab Oberbürgermeister Klaus Lorig Auskunft.

Was sich hinter der Tagesordnungs-Formulierung "Entwicklung der Anwesen Poststraße 14 bis 20 - Übertragung der Ordnungsmaßnahme Abriss Poststraße 18" verbirgt, ist zweierlei. Einerseits ein Stadtentwicklungs-Ziel. In der Poststraße - in der die meisten Häuser bereits modernisiert sind - sollen auch die letzten Bauten saniert werden, die sich noch in schlechtem Zustand befinden und teilweise leer stehen. Eins dieser Häuser, Nummer 20, ist kommunales Eigentum; Bürgermeister Wolfgang Bintz hatte es im März bei einer Zwangsversteigerung für die Stadt erworben. Zu den Nutzern dort gehört das Deutsche Rote Kreuz (DRK), unter anderem mit seiner Kleiderstube.

Den Stadtplanern geht es aber nicht allein ums Sanieren. Sie wollen zudem den Durchgang zur Forbacher Passage - er befindet sich im Haus Nummer 18 - größer, heller, einladender gestalten. Wobei die geschlossene Häuserzeile auf dieser Poststraßen-Seite unbedingt erhalten bleiben soll; eine "Zahnlücke" durch einen Abriss soll es keinesfalls geben.

Nicht so einfach. Denn über Nummer 18 kann die Stadt nicht verfügen, der Bau gehört dem DRK. So wurde nun ein Tauschgeschäft vereinbart: Das DRK übernimmt die oberen Geschosse der Nummer 20 von der Stadt. Die wird im Gegenzug Eigentümerin der Nummer 18, kann also die Passage erweitern. Theoretisch - praktisch geht das mit der alten Bausubstanz nicht wie gewünscht: Der Statik wegen müssten unten Stützen stehen bleiben. Störend für die geplante Sichtachse zur Forbacher Passage. Auch für die Sanierungspläne von Heribert Henner, Eigentümer der Nummer 16. Henner, so berichtet Lorig, würde "seine" Obergeschosse gern von der Passagen-Seite her erschließen, um den Laden im Erdgeschoss sinnvoll umbauen zu können, eventuell in Zusammenarbeit mit dem Kennedy-Center, dem das Nachbarhaus Nummer 14 gehört.

Um ans stadtentwicklerische Ziel zu kommen, haben sich nun kommunale Planer mit den privaten Nachbarn an einen Tisch gesetzt. Ergebnis ist ein kompliziertes Netz von Absprachen. Die Stadt lässt Nummer 18 komplett abreißen (siehe "Hintergrund"). Den Abbruch-Auftrag erhält die Firma LS-Bausupport, die mit dem Kennedy-Center verflochten ist. Dieses erwirbt die "Lufthoheit" über dem Grundstück (das in städtischer Hand bleibt). Per Kauf, "dabei muss Geld fließen", sagt Lorig. Und es errichtet dort einen Neubau, in den Maßen angepasst an die Nachbarhäuser, aber mit modernem Gesicht - und vor allem mit einem übers ganze Erdgeschoss reichenden Durchgang.

Beim Abbruch soll ein weiterer Schönheitsfehler mitkorrigiert werden. Die alten Häuser stehen unterschiedlich hoch; bei Nummer 18 liegt die Kellerdecke 40 Zentimeter höher als die Straße. Barrierefreiheit, heute unverzichtbar, lässt sich nur erreichen, wenn man das Höhenniveau angleicht; dazu wird der Keller verfüllt, die Fernwärmeleitung gesichert.

Mit diesen Vereinbarungen, sagt Lorig, würden kommunale wie private Interessen gewahrt. Und man erreiche zudem einen raschen Sanierungsbeginn: Schon im August sollen die Abrissbagger anrücken.

Hintergrund

 So sehen die Häuser Poststraße 20 (links) und 18 jetzt aus. Der Durchgang im Erdgeschoss von Nummer 18, eng und dunkel, ist kaum erkennbar und wenig einladend. Foto: Becker & Bredel

So sehen die Häuser Poststraße 20 (links) und 18 jetzt aus. Der Durchgang im Erdgeschoss von Nummer 18, eng und dunkel, ist kaum erkennbar und wenig einladend. Foto: Becker & Bredel

Der Abbruch des Hauses Poststraße 18 ist ungewöhnlich teuer. Denn die Nachbarhäuser sind angebaut; ihre Giebel müssen beim Abriss aufwendig gesichert werden. Ein Zuschuss von rund 200 000 Euro soll die Sache dennoch möglich machen. Er kommt nach Auskunft von Oberbürgermeister Klaus Lorig vom Land. Dort stehe noch Rest-Geld zur Verfügung aus der Städtebauförderung des Bundes. Es müsse bis Jahresende abgerufen und abgerechnet sein, sonst fließe es ungenutzt zurück. Deshalb eile es mit dem Abrissbeginn. dd

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