Diakonie-Pläne für Neunkirchen Neue Klinik soll 100 Millionen Euro kosten

Saarbrücken · Der Träger will das Diakonie-Klinikum in Neunkirchen komplett neu bauen lassen – notfalls auf der grünen Wiese.

 Das Diakonie-Klinikum in Neunkirchen wurde im vergangenen Jahr aufgewertet, indem es zahlreiche Betten – unter anderem die gesamte Innere Medizin – aus dem nahegelegenen Fliedner-Krankenhaus übernahm.

Das Diakonie-Klinikum in Neunkirchen wurde im vergangenen Jahr aufgewertet, indem es zahlreiche Betten – unter anderem die gesamte Innere Medizin – aus dem nahegelegenen Fliedner-Krankenhaus übernahm.

Foto: Jörg Jacobi

Die Investitionspläne der saarländischen Krankenhäuser werden konkreter. Bereits bekannt ist, dass die Knappschaft rund 80 Millionen Euro in ihre Standorte Püttlingen und Sulzbach stecken will. In Lebach soll für einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag ein neues Bettenhaus gebaut werden, Marienhaus plant ebenfalls Investitionen in dieser Größenordnung, vor allem für einen neuen OP-Trakt in Saarlouis, die SHG will 25 Millionen in Völklingen investieren.

Inzwischen liegen auch erste Kostenschätzungen für das landesweit wahrscheinlich größte Krankenhausprojekt der nächsten Jahre vor. Die Stiftung Kreuznacher Diakonie will das in die Jahre gekommene Diakonie-Klinikum in Neunkirchen mit 308 Betten komplett neu bauen. Der Träger schätzt die Kosten auf rund 100 Millionen Euro, wobei noch unklar ist, in welcher Höhe sich das Land daran beteiligen wird.

Die Diakonie hatte für das Diakonie-Klinikum, das frühere städtische Krankenhaus, zunächst eine Generalsanierung geplant. Nachdem die Planer jedoch berechnet hatten, dass dies zehn bis zwölf Jahre dauern würde, und das bei laufendem Betrieb, entschied man sich für einen Neubau. „Derzeit wird geprüft, inwieweit ein Neubau auf dem vorhandenen Gelände des Krankenhauses realisiert werden kann“, sagte die Sprecherin der Kreuznacher Diakonie, Kristina Rogoß, auf Anfrage der SZ. Sollte dies nicht möglich sein, sei auch ein Neubau auf der grünen Wiese eine Option.

Bis der Neubau steht, werden sich die 268 Pflegekräfte und 86 Ärzte des Diakonie-Klinikums sowie die Patienten aber noch einige Jahre gedulden müssen. Planungen und Vorarbeiten für eine solche Maßnahme beanspruchten erfahrungsgemäß bis zu zwei Jahre, sagte Rogoß. „Die eigentliche Baumaßnahme sollte idealerweise nach weiteren fünf bis sechs Jahren abgeschlossen sein.“ Was dann mit den alten Gebäuden passiert, die nach einem Neubau nicht mehr benötigt werden, ist bislang noch nicht klar.

Neben dem Diakonie-Klinikum Neunkirchen, das mit seinen 308 Betten zu den mittelgroßen Krankenhäusern im Saarland gehört, betreibt die Stiftung Kreuznacher Diakonie noch das Fliedner-Krankenhaus in Neunkirchen (103 Betten) und das Evangelische Stadtkrankenhaus (EVK) in Saarbrücken (124). Sie zählen zu den kleinen der 24 Krankenhaus-Standorte.

Mit dem Erwerb des ehemals städtischen Krankenhauses 2016 hat die Kreuznacher Diakonie die stationäre Versorgung in Neunkirchen neu strukturiert und Synergien genutzt. Die Abteilungen für Innere Medizin, Endokrinologie/Diabetologie und Intensivmedizin im nur gut einen Kilometer entfernten Fliedner-Krankenhaus wurden geschlossen und teilweise ans Diakonie-Klinikum verlagert. Im Fliedner-Krankenhaus, das baulich in einem deutlich besseren Zustand ist als das Diakonie-Klinikum, gibt es inzwischen nur noch die Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie.

Die interessante Frage ist, was aus dem Evangelischen Stadtkrankenhaus in Saarbrücken wird. Die Landesregierung wollte es bereits 1993 schließen; nach Protesten und Demonstrationen einigte man sich als Kompromiss auf eine deutliche Reduzierung der Bettenzahl (von 236 auf 140). Anschließend wurde das Haus in der Innenstadt für 52 Millionen D-Mark aufwendig renoviert. In Kreisen der Krankenkassen wird die Klinik auch heute wieder infrage gestellt, zumal es in Saarbrücken bereits leistungsfähige Krankenhäuser auf dem Winterberg (567 Betten), auf dem Sonnenberg (434), am Rastpfuhl (466) und in Dudweiler (157) gibt. Andere heben hervor, dass es doch ganz praktisch ist, eine Klinik in der Saarbrücker Innenstadt zu haben – zum Beispiel nachts bei der Einlieferung von „Alkoholleichen“.

Der Träger plant für das EVK „die üblichen Investitionen und Instandhaltungen“. Für die Aufnahme weiterer Belegärzte, etwa für Plastische Chirurgie, soll die eine oder andere Investition getätigt werden. Auf die Frage unserer Zeitung, ob es für das EVK eine langfristige Bestandsgarantie gibt, antwortete die Stiftung Kreuznacher Diakonie: „Der Bestand eines Krankenhauses wird immer davon abhängen, inwieweit das medizinische Angebot von den Patienten und den niedergelassenen Ärzten angenommen wird. Hier sind wir dabei, unser Profil zu schärfen und weiter daran zu arbeiten.“ Auf Nachfrage versicherte Sprecherin Rogoß: „Unser Bestreben ist es, das EVK weiterzuführen.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort