Neues Buch schließt Lücke in Saarwellinger Stadtgeschichte

Saarwellingen · Martin Herrmann rollt das „R“ wie Max Raabe. Er sagt: „Mit der Vertreibung der Juden aus dem alltäglichen Leben ist sehr viel Kreativität und Kultur verloren gegangen.

 Bürgermeister Michael Philippi überreicht mit den Autoren Hans Peter Klauck und Klaus Mayer (Mitte) das neue Buch über die jüdischen Bürger von Saarwellingen an Edgar und Yvonne Lazar. Foto: Gerhard Alt

Bürgermeister Michael Philippi überreicht mit den Autoren Hans Peter Klauck und Klaus Mayer (Mitte) das neue Buch über die jüdischen Bürger von Saarwellingen an Edgar und Yvonne Lazar. Foto: Gerhard Alt

Foto: Gerhard Alt

" Von Sebastian Wust am Klavier begleitet, singt er "Veronika, der Lenz ist da", und das Publikum schmunzelt.

Die humoresken Lieder, die da ausgerechnet zur Eröffnung des Gedenkjahres anlässlich 75 Jahre Reichspogromnacht vorgetragen werden, irritieren zunächst. Doch genau dieser angesprochene Aspekt überzeugt: Jüdisches Leben verdient es, nicht nur vom Holocaust her betrachtet zu werden. So wie Juden in Saarwellingen im Fußballverein kickten und im Chor sangen, so hatten sie großen Anteil an der deutschen Kultur - auch in populärer Version.

Rund 100 Besucher waren zur Buchvorstellung ins Alte Rathaus gekommen. Hans-Peter Klauck und Klaus Mayer erläuterten ihr 400 Seiten starkes Werk "Gelöst ist die Schnur - gebrochen das Band. Die jüdische Gemeinde Saarwellingen 1700-1940". Bürgermeister Michael Philippi überreichte ein Exemplar an Yvonne und Edgar Lazar aus Straßburg. "Meine Mutter Johanna Kahn stammte aus Nalbach, mein Vater Theo Lazar hatte eine Autowerkstatt in Saarwellingen. Sie sind mit mir, als ich sieben Monate alt war, 1935 nach Frankreich geflohen. Heute kommen wir oft nach Saarwellingen - bei allen Gelegenheiten und ohne Gelegenheiten", sagte Edgar Lazar.

Nächster Termin im Gedenkjahr ist Ende August die Kunstaktion "Asche und Phönix" von Mario Andruet, am Tag bevor der Künstler Günther Demnig weitere Stolpersteine, gestiftet größtenteils aus der Saarwellinger Bevölkerung, verlegen wird.

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