Neue riesige Bergmannsalm in Reden eröffnet Wonnige Fete für die Redener Bergmannsalm

Reden · Gestern startete die vom Land vorfinanzierte neue Redener Alm in ihre erste Saison. Ab 2018 soll eine Transportbahn die Gäste nach oben bringen.

 Viele Saarländer feiern gerne auf der Alm.

Viele Saarländer feiern gerne auf der Alm.

Foto: BeckerBredel

Der Begriff „Großgastronomie“ ist angemessen für das, was jetzt hoch über dem „Erlebnisort Reden“ auf der Bergehalde steht: eine Bergmannsalm. Ihre Dimensionen sind gigantisch – doppelt so groß wie die der Vorgängerhütte, die abgerissen wurde –, die Versorgungskapazitäten auch, samt der Ambitionen, was sich zukünftig noch alles auf dem Haldenplateau  abspielen wird. Top-Konzerte an Pfingsten für über 10 000 Menschen gab es ja schon.

Und die gestrige krachlederne Einweihungsfete für die neue Alm machte klar, dass es mit der improvisierten Ausflugs- und Wanderer-Betreuung auf der Redener Halde endgültig vorbei sein dürfte. Die Halde soll, so der Slogan der neuen Wirte, im Saarland zum „Gipfel der Gemütlichkeit“ werden, und zwar als Alljahresbetrieb. Das Land hat die Vision eines weiteren touristischen Top-Ortes. Rund 1000 Menschen können gleichzeitig versorgt werden, in den zwei Gasträumen der Hütte selbst über 300, hinzu kommen Sitzplätze auf zwei Terrassen, im Biergarten und in der bereits 2016 eröffneten Schirmbar.

Ein alpenländisches Bergurlaubs-Hütten-Ensemble steht da also, mit Fichtenholz-Außenfassade, Holzsprossenfenstern und robusten Holz-Bänken. Und ab 2018 sollen und müssen dort mehr Leute hin als die unermüdlichen Sportler und Wanderer, die bis dato den „Almaufstieg“ gerne zu Fuß absolvierten. Mehr auch als die 30 000 Fans der „SR3 Sommer­alm“, mit der alles begann. Nein, die „touristische Inwertsetzung“ des ehemaligen Grubenortes Reden, von der Wirtschaftsstaatssekretär Jürgen Barke (SPD) gestern bei der Eröffnung für die von der Strukturholdung Saar (SHS) gebauten neuen Almhütte sprach, ist erst geleistet, wenn die „Gipfelgastronomie“ problemlos erreicht werden kann.

Ab Sommer 2018 müsse niemand mehr zu Fuß auf die Aussichtsplattform hoch, versprach Barke – ein politisches Statement. Eine Transportbahn werde gebaut, sagte er den rund 150 geladenen Gästen, darunter der Neunkircher Landrat Sören Meng (SPD), Landtagsparlamentarier, Lokalpolitiker und Chefs und Mitarbeiter von rund 15 hiesigen Handwerksbetrieben. Letztere waren wohl die Hauptermöglicher der „rekordverdächtigen Bauzeit von nur 23 Wochen“ (Barke). Und auch das nächste Projekt, der Bau einer Art Schrägaufzug, nimmt Barke sportlich: „Wir wollen das schon zur nächsten Saison realisieren“, verkündete er, „Wir trauen uns das Bauen auf der Halde zu“.

Das war nicht immer so. Bekanntlich stand deren Realisierung wegen der Komplexität der Bauaufgabe auf dem aufgeschütteten Haldenmaterial mehrfach auf der Kippe. Die Investitionskosten bezifferte Barke gegenüber der SZ mit rund zwei Millionen Euro. Das über Schienen laufende „Transportmedium“ soll wieder die SHS bauen, die Refinanzierung läuft laut Barke über die zehnjährigen Pachtzahlungen der neuen Wirte für die Bergmannsalm sowie über die Ticket-Einnahmen für die Fahrt. 1,4 Millionen Euro kommen laut Barke aus Tourismusfördermitteln.

Diese Zukunftsfanfare passte ins wonnige Gesamtbild, das sich gestern auf der Alm bot: launige Reden, gefällige Rhythmen der Band „Die Büddenbacher“, eine professionelle Moderation durch den „Almebi“ Eberhard Schilling (SR), ein Fassanstich, ein reibungsloser Service, und die Gäste hatten leckere Dekolletees in glitzernden Dirndln mitgebracht – Oktoberfest-Feeling. Damit kennen die Gastronomen Tom Schwarz und Guido Geige sich aus, sie organisieren bereits die „Megawiesn“ in Merchweiler. Die Bergmannsalm empfinden die beiden als ein letztes großes „Lebensprojekt, eine Herausforderung“. 1,5 Millionen Euro teuer ist das, vom Land vorfinanziert.

Wie sieht die Hütte nun innen aus? Eher nüchtern als urgemütlich: eine offenliegende Dachkonstruktion, extrem helles Fichtenholz überall, auch beim funktionalen Mobiliar, auf dem Boden aber keine echten Holzdielen, sondern PVC. Durch große Panoramafenster strömt viel Licht herein, der Kamin mit Natursteinen hat ebenfalls nichts Nostalgisches. Kurz, das urige Flair muss wohl noch wachsen. Wobei Gastronom Schwarz festhält: „Wir wollten ein modernes, vor allem ein eigenständiges Outfit, denn es soll ja eine Bergmannsalm sein, kein Skihütten-Imitat.“ Dass diese Alm in einer durch den Bergbau gezeichneten, ja verletzten Landschaft steht, daran erinnerte unter anderem SHS-Geschäftsführer Bernd Therre. Schön, dass die Bergleute gestern nicht vergessen wurden. Noch schöner, wenn die „Bergmannsalm“ den Ehrgeiz entwickelte, ihren Namen als Verpflichtung zu nehmen und das Thema Berg­­bau-Erbe zu integrieren.

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