Neuer Kiosk im Bahnhof: Abends schwächelt Umsatz

St. Wendel · Nach einem Monat ist klar: Nach 20 Uhr verlaufen sich nur ganz wenige Kunden in die Schalterhalle des Bahnhofs der Kreisstadt, um sich mit Reiseutensilien zu versorgen. Dennoch liefen die Geschäfte gut, versichert der Verkaufsleiter.

St. Wendel. Kaum da - schon stehen die Öffnungszeiten zur Debatte. Dabei geht's alles andere als darum, sie auszudehnen. Im Gegenteil: Der neue Kiosk im St. Wendeler Bahnhof, seit Ende Juni am Start, wird künftig nicht mehr bis in die späten Abendstunden Zeitschriften, Tabak, Naschzeug und Getränke anbieten."Abends kommt einfach keiner", begründet dies Alexander Pross-Conzelmann. Der 31-Jährige ist Regionalverkaufsleiter Süd des Hamburger Betreibers Valora-Retail Deutschland und damit für das Saarland, Baden-Württemberg und Bayern zuständig. Elisa Saccon, Verkäuferin in der St. Wendeler P&B-Filiale, bestätigt: "Ab 20 Uhr ist der Laden leer."

Damit gibt die 18 Jahre alte Oberlinxweilerin schon die künftigen Schlusszeiten vor. Wie gehabt soll die Buchhandlung unter der Woche zwar ab 4.30 Uhr geöffnet sein, samstags bleibe es bei 5.30 Uhr. Doch während bislang erst um 22 Uhr die Türen abgesperrt werden, ist "spätestens ab 1. September" schon um 20 Uhr Schluss, kündigt Pross-Conzelmann an. An der Sonntagsöffnung ändere sich zumindest vorerst nichts: acht bis 18 Uhr.

Als das Geschäft in dem ansonsten noch überwiegend leerstehenden Bahnhofsgebäude am 25. Juni seinen ersten Verkaufstag hatte, setzte die Geschäftsführung noch unter anderem auf Discobesucher zum Wochenende, die sich bis in den späten Abend dort versorgen. "Darauf hatten wir gehofft", unterstreicht der Verkaufsleiter. Allerdings blieb dieses Klientel aus. Warum? Ob es am Shop der disconahen Tankstelle liegt? "Keine Ahnung", bekennt Pross-Conzelmann. Jedenfalls wurde die Station wegen Renovierung just zum Geschäftsstart des Kiosks im Bahnhof vorübergehend geschlossen.

Trotz spätabendlicher Flaute liefen die Geschäfte am St. Wendeler Bahnhof gut, versichert der Vertreter aus der Konzern-Zentrale, ohne Zahlen zu nennen. Verkäuferin Saccon, zuvor in Neunkirchen/Saar für das Unternehmen tätig, sagt: "Den ganzen Tag über haben wir viele Kunden. Das fängt gleich morgens an, wenn wir auf machen."

Die nach Firmenangaben 75 Quadratmeter große P&B-Filiale befindet sich an jener Stelle, wo einst Fahrkarten am Schalter verkauft wurden. Dieses Angebot wechselte 2011 ins angrenzende Gebäude, in dem auch die Tourismusinformation für die Stadt St. Wendel und den Landkreis gemeinschaftlich untergebracht ist. Das Kürzel P&B steht für das Englische Press and Books (Presse und Bücher). Acht Angestellte in Voll- und Teilzeit sind dort laut Pross-Conzelmann beschäftigt.

Auf einen Blick

Valora Retail Deutschland hat den Sitz in Hamburg und betreibt nach Angaben eines Firmensprechers an Bahnhöfen und Flughäfen 175 Kioske (Marktanteil: 36,6 Prozent). Insgesamt seien es bundesweit über 1660 Filialen auch in Einkaufszentren sowie Warenhäusern mit Tabakverkaufsstellen, Buchhandlungen und Reisebedarfsgeschäften (Marktanteil: zehn Prozent).

Über 1500 Mitarbeiter aus 40 Nationen zähle das Unternehmen. 321,6 Millionen Euro habe der Umsatz vergangenes Jahr betragen.

Der Mutterkonzern Valora arbeitet von der Schweiz aus. Er unterhalte 2900 Filialen in Deutschland, Luxemburg, Österreich und in der Schweiz. hgn

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