Neuer Brötchengeber ärgert KundenGroßbäcker Biebelhausener wirft Globus indirekt Vertragsbruch vor

St. Wendel. Was Hinweistafeln kurz vor Jahreswechsel auf dem Backwaren-Verkaufstresen des St. Wendeler Globus-Marktes ankündigten, sorgt seit 2. Januar für Verwirrung, sogar für Ärger. Denn Kunden vermissen nach dem Anbieterwechsel gewohnte Produkte, müssen sich nach Alternativen umsehen, was einige zu verknusen verstehen. Andere beklagen höhere Preise

St. Wendel. Was Hinweistafeln kurz vor Jahreswechsel auf dem Backwaren-Verkaufstresen des St. Wendeler Globus-Marktes ankündigten, sorgt seit 2. Januar für Verwirrung, sogar für Ärger. Denn Kunden vermissen nach dem Anbieterwechsel gewohnte Produkte, müssen sich nach Alternativen umsehen, was einige zu verknusen verstehen. Andere beklagen höhere Preise. Gegenwind bekommt das Unternehmen auch im Internet zu spüren, wo sich Nutzer in Foren beklagen. Ein Eintrag: "Leider kann ich meinen Vorrednern nur zustimmen: Die Qualität der Produkte, die Auswahl und auch das Preisniveau sind deutlich schlechter geworden."

Der St. Wendeler Globus-Marktleiter Andreas Fuß widerspricht Qualitätseinbußen: "Wir kennen uns schon seit Jahren und arbeiten in Kaiserslautern erfolgreich zusammen." Der 50-Jährige meint die Kooperation mit der Lauterer Großbäckerei Barbarossa. Sie rückte nun in der Kreisstadt an die Stelle des bisherigen Lieferanten Bibelhausener Mühle aus Ayl bei Saarburg. Deren Vertrag sei laut Fuß zum Jahresende fristgemäß ausgelaufen. "Wir haben Biebelhausener einen neuen, zeitbefristeten angeboten, aber sie hat abgelehnt", berichtet Fuß. Darum sei die jahrzehntelange Präsenz in St. Wendel vorbei.

Nur Übergangslösung

Und wieso jetzt zeitbefristet? "Wir richten uns neu aus und bauen nacheinander an den Globus-Standorten Meisterbäckereien auf." Eigene Bäckereien, die ausschließlich für die Märkte vor Ort produzieren. Das gelte ebenso für St. Wendel. "Hier werden wir wahrscheinlich bis 2014 eine Bäckerei bauen", kündigt der Geschäftsleiter an. Was mit einigen Problemen wegen beengter Platzverhältnisse verbunden sei. "Wir brauchen eine 500 Quadratmeter große Bäckerei, das ist so groß wie ein halber Aldi-Markt", beschreibt Fuß. Bis dahin laufe der Vertrag mit dem neuen Anbieter, der auch eigene Filialen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland betreibt. In der Region ist übrigens eine Globus-eigene Bäckerei, wie sie künftig an allen Standorten entstehen soll, in Saarbrücken-Güdingen in Betrieb. Kunden können durch große Scheiben den Bäckern bei der Arbeit zuschauen.

Eigene Backwaren gab es demnach also vor der Übernahme der Bäckertheke im Globus durch Barbarossa auch nicht. Biebelhausener Ware kam in orangefarbene Tüten der Warenhaus-Kette. "Die Bioprodukte bleiben vom Wechsel unberührt", versichert St. Wendels Marktchef. Diese sollen weiterhin von Olk (St. Ingbert) und Schales (Völklingen) kommen. Ebenso gebe es keinen Abbau bei den Verkäufern.

Andreas Fuß verteidigt die Barbarossa-Angebotspalette: "Viele Produkte sind mit den bisherigen von Biebelhausener vergleichbar." Es sei aber nun mal so wie bei gleichen Gerichten in unterschiedlichen Restaurants: "Da hat jeder sein eigenes Rezept." Und was die Preise betrifft, gebe es in der Tat bei einigen Broten Aufschläge. Die seien auf die erheblich gestiegenen Getreidepreise zurückzuführen.

Unterdessen rissen Proteste beim sozialen Netzwerk Facebook nicht ab. Hier zeigen sich viele vom Wechsel enttäuscht und diskutieren darüber.

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 Die Bäckerei-Verkaufstheke im St. Wendeler Globus. Seit Jahresbeginn prangt darüber die Leuchtreklame des Kaiserslauterer Anbieters Barbarossa. Foto: Bonenberger & Klos

Die Bäckerei-Verkaufstheke im St. Wendeler Globus. Seit Jahresbeginn prangt darüber die Leuchtreklame des Kaiserslauterer Anbieters Barbarossa. Foto: Bonenberger & Klos

Ayl. Während der Globus-Vertreter von regulärem Vertragsablauf spricht, relativiert dies Michael Wacht. Der geschäftsführende Gesellschafter der Großbäckerei Biebelhausener Mühle: "In der Tat ist der Vertrag in St. Wendel zum 31. Dezember ausgelaufen." Allerdings gingen der Entscheidung, keinen neuen Vertrag einzugehen, Rechtsstreitigkeiten in anderen Globus-Häusern voraus. "So hat Globus eine Schaubäckerei in Güdingen trotz laufender Verträge mit uns eröffnet." Das habe bis zu 70 Prozent Umsatzeinbußen bedeutet. "Darauf haben wir dort Ende Dezember unseren Verkauf beendet." An anderen Globus-Standorten sei Ähnliches passiert, so in Gensingen/Rheinland-Pfalz zwischen Mainz und Bad Kreuznach. Noch könne Biebelhausener das so frei werdende Backpersonal an verbliebenen Standorten unterbringen. Wacht: "Die Globus-Entscheidungen gefährden aber unser Unternehmen." Denn es gehe auch um die Zusammenarbeit in Filialen Ostdeutschlands und in Tschechien. Wachts Betrieb versuche, durch andere Standbeine, beispielsweise durch das Tiefkühlgeschäft mit dem Ausland, die Verluste zu kompensieren. Aber Wacht weiter: "Globus hat trotz noch laufender Verträge unseren Absatz gefährdet."hgn

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