Neue Waffe gegen Leukämie?

Mettlach · Irgendwann soll die Schwefelverbindung, die sich Anne-Kathrin Baltes ausdachte, in der Krebstherapie eingesetzt werden – so die Hoffnung der Apothekerin. Jetzt wurde sie für ihre Arbeit ausgezeichnet.

 Mit 26 Jahren schon erfolgreich in der Forschung: Anne-Kathrin Baltes aus Mettlach.Foto: rup

Mit 26 Jahren schon erfolgreich in der Forschung: Anne-Kathrin Baltes aus Mettlach.Foto: rup

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Schon immer hat Anne-Kathrin Baltes interessiert, was im Körper passiert, wenn wir ein Medikament einnehmen. Doch das war nicht der alleinige Grund für die 26-Jährige Mettlacherin, Apothekerin zu werden. Auch schlechte Erfahrungen mit Ärzten haben sie dazu bewogen. "Ich wollte einfach mitreden können", erklärt die junge Frau. Heute kann sie nicht nur mitreden, sondern auch erste wissenschaftliche Erfolge feiern. Im letzten Jahr hat sie ihre Diplomarbeit geschrieben und damit ihr Studium an der Universität des Saarlandes beendet.

Für diese Arbeit hat Anne-Kathrin Baltes im März in Hamburg den UniDAZ-Wissenschaftspreis bekommen, den die Deutsche Apotheker Zeitung (DAZ) jährlich ausschreibt. Im Rahmen einer internationalen Kooperation der Universität des Saarlandes mit dem Laboratoire de Biologie Moléculaire et Cellulaire du Cancer in Luxemburg erforschte sie so genannte Diallyltetrasulfide.

"Das sind Schwefelverbindungen, die beispielsweise auch im Knoblauch vorkommen. Diese sind kleine Multitalente, die auch gegen Bakterien eingesetzt werden. Bereits Hippokrates und Pasteur haben diese Wirkung gekannt", erklärt die Apothekerin.

In erster Linie werden diese Schwefelverbindungen aber in der Krebstherapie verwendet. Baltes fand heraus, dass eine bestimmte synthetische Schwefelverbindung besonders aktiv gegen Leukämiezellen ist. "Das Problem bei Schwefelverbindungen ist, dass sie stinken und zudem sehr instabil sind. Ich habe mir eine synthetische Verbindung ausgedacht, die geruchlos, stabil und zudem sehr aktiv ist", sagt Baltes. Diese Schwefelverbindung mit dem Namen Dibenzyltetrasulfan wurde daraufhin hergestellt, und jetzt wird weiter daran geforscht. "Man muss mit zehn bis 15 Jahren rechnen, bis diese Verbindung als Medikament eingesetzt werden kann. Da müssen erst noch ganz viele Studien gemacht werden", sagt die 26-Jährige.

An dem Thema Leukämie ist Anne-Kathrin Baltes im Allgemeinen sehr interessiert. Sie selbst ist schon vor Jahren der gemeinnützigen Gesellschaft Deutsche Knochenmarkspenderdatei beigetreten. "Leukämiezellen sind ein Thema, das relativ unbekannt ist. Ich hoffe, dass die von mir entwickelte Verbindung irgendwann als Therapie eingesetzt werden kann."

Ihr gehe es nicht darum, einen Preis gewonnen zu haben, sondern darum, "dass aus der kleinen Verbindung vielleicht einmal etwas entsteht, mit dem jemandem geholfen werden kann". Auch wenn ihr das Forschen im Labor Spaß gemacht habe, bevorzuge sie die Arbeit in der Apotheke: "Ich habe nach einem halben Jahr gemerkt, dass mir der Druck und der Konkurrenzkampf in der Forschung zu groß geworden sind."

Seit einem Jahr arbeitet sie nun in der Montclair-Apotheke in Besseringen, berät Ärzte und Patienten. Hier fühlt sie sich wohl: "Das Betriebsklima ist einfach super", schwärmt die junge Frau. Was sie noch reizt: "Ich würde in Kombination mit der Arbeit in der Apotheke gerne noch in einem Krankenhaus oder einer PTA- oder MTA-Schule unterrichten und etwas weitergeben können." Aber nicht nur die medizinische Wirkung chemischer Stoffe interessiert die junge Frau: In ihrer Freizeit widmet sich Anne-Kathrin Baltes der Modeschmuck-Herstellung. Erst in diesem Jahr hat sie ihr Kleinunternehmen "Schmuckfabrik" gegründet.

Auf geselligen Schmuckabenden präsentiert und verkauft sie ihre Ketten, Armbänder und Ohrringe. "Beim Modellieren kann ich mich ausleben", schildert Anne-Kathrin Baltes ihre Motivation. Wo Forschung und künstlerische Kreativität eine so intensive Verbindung eingehen, dürfen wir gespannt sein, was herauskommt - so wie es Anne-Kathrin Baltes bei ihren pharmazeutischen Experimenten wohl auch erging.

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