Neue Technik war "kleine Revolution"

Saarbrücken. Als Max Slevogt (1868 bis1932) sich mit dem Gemälde "Danaë" an der Ausstellung der Münchner Sezession 1899 beteiligte, provozierte er einen Skandal: Das Bild wurde wegen "Obszönität" entfernt. Mit derartigem Aufruhr ist bei der neuen Ausstellung in der Galerie Neuheisel nicht zu rechnen

 "Der Bericht von den Frauen", Lovis Corinth (1911) Foto: Galerie

"Der Bericht von den Frauen", Lovis Corinth (1911) Foto: Galerie

Saarbrücken. Als Max Slevogt (1868 bis1932) sich mit dem Gemälde "Danaë" an der Ausstellung der Münchner Sezession 1899 beteiligte, provozierte er einen Skandal: Das Bild wurde wegen "Obszönität" entfernt. Mit derartigem Aufruhr ist bei der neuen Ausstellung in der Galerie Neuheisel nicht zu rechnen. Wohl aber mit thematischen Parallelen beim Betrachten der Werke von Max Slevogt, Lovis Corinth (1858 bis 1925), Oskar Kokoschka (1886 bis 1980) und Otto Lackenmacher (1927 bis 1988). Zum ersten, weil die Maler des Im- und Expressionismus sich mit den gleichen Themen auseinandersetzten, unter anderem mit dem Grauen des Krieges: Kokoschka war als Kriegsmaler an der Isonzofront (Slowenien), Slevogt an der Westfront, und auch der schon fast 60-jährige Corinth verarbeitet den 1. Weltkrieg in seinen Bildern.Zum zweiten, weil sich diese drei Künstler kannten: Slevogt und Corinth waren befreundet und beide in der Berliner Sezession, in die später auch Kokoschka eintrat. Drittens wurde während der Nazi-Zeit ihre Kunst als "entartet" diffamiert, der Österreicher Kokoschka galt gar als der "Entartetste unter den Entarteten".

Zu diesen drei berühmten Künstlern stellt Neuheisel den Saarbrücker Maler Otto Lackenmacher. Der zeichnete, selbst durch die gräßlichsten Kriegserlebnisse in der Kindheit dauerhaft seelisch verwundet, zeitlebens die Gebrochenen, die Hungernden, die Außenseiter. Immer noch stößt das Werk des Saarbrücker Malers Otto Lackenmacher auf moralische Entrüstung.

Eine weitere Besonderheit der Ausstellung ist die Beschränkung auf Grafiken: Neuheisel zeigt ausschließlich Zeichnungen, Radierungen und Lithografien. Die Möglichkeit, mit diesen Techniken höhere Auflagen von Kunstwerken zu erzielen und damit auch eine größere Verbreitung ihrer Botschaften zu ermöglichen, habe damals für eine kleine Revolution gesorgt, meint der Galerist. Der aufwendige Arbeitsprozess des Radierens nötigt ihm immer wieder großen Respekt ab, und er ergänzt: "Für mich war und ist Lackenmacher einer der besten Radierer. Ohne Hilfsmittel zog er mit der Radiernadel auf der Zinkplatte einen weichen, filigranen, sicheren Radierstrich. Keiner konnte wie er Licht- und Schatteneffekte darstellen." kjs

Eröffnung der Ausstellung in der Galerie Neuheisel, Johannisstraße 3 A, am Freitag, 5. August, 19 Uhr. Tel. (06 81) 3 90 44 60.

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