Neue Strategie gegen häusliche Gewalt

Saarbrücken. Die Landesregierung setzt in ihrem gestern vorgestellten zweiten Aktionsplan zur Bekämpfung häuslicher Gewalt erstmals auch auf Täterarbeit. Darunter ist ein Sozialtrainingsprogramm für gewalttätige Männer durch Psychologen zu verstehen, wie Justizministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) in Saarbrücken erläuterte

Saarbrücken. Die Landesregierung setzt in ihrem gestern vorgestellten zweiten Aktionsplan zur Bekämpfung häuslicher Gewalt erstmals auch auf Täterarbeit. Darunter ist ein Sozialtrainingsprogramm für gewalttätige Männer durch Psychologen zu verstehen, wie Justizministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) in Saarbrücken erläuterte.Dies sei der systematische Baustein, der im Gesamtkonzept zur Bekämpfung häuslicher Gewalt bislang noch gefehlt habe. In anderen Bundesländern habe sich das bewährt. Es habe sich gezeigt, dass "mit den Tätern gearbeitet werden muss", um damit auch den Opfern zu helfen, sagte Kramp-Karrenbauer. Dabei orientiere man sich an den Empfehlungen der Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Täterarbeit, in der auch Opferunterstützungseinrichtungen vertreten sind.

Die Landesregierung will für Täterarbeit künftig fast 75 000 Euro im Jahr ausgeben. Dabei handle es sich um zusätzliche Mittel. Denn man habe eine Diskussion vermeiden wollen, dass das Geld den Opfern genommen werde, um es fortan für die Täter zu verwenden.

Wie Frauenministerin Monika Bachmann (CDU) ausführte, setzt die Regierung in ihrem Aktionsplan zudem auf ein noch rascheres Einsetzen bedarfsgerechter Hilfe für Kinder. Ferner sollen die Schulen in das Gesamtkonzept einbezogen werden, indem Lehrer fortgebildet werden. Die Regierung will darüber hinaus Angebote für spezifische Opfergruppen wie Zuwanderer und Menschen mit Behinderung verstärken.

Außerdem soll es künftig auch ein spezielles Beratungsangebot für von Partnerschaftsgewalt betroffene Männer geben. Zu denken sei dabei "an eine der besonders hohen Schamgrenze entgegen kommende niedrigschwellige Online-Beratung, verbunden mit der Möglichkeit, persönliche Hilfe auch durch einen männlichen Berater in Anspruch zu nehmen". Der Kriminalitätsstatistik zufolge sind 15 Prozent der Opfer häuslicher Gewalt Männer.

Nach Angaben von Bachmann waren zwei der drei Frauenhäuser im Saarland im vorigen Jahr voll belegt. Nur in Saarbrücken war die Belegung rückläufig, was aber mit Sanierungsarbeiten zusammenhing. Der Polizei wurden im vorigen Jahr 2776 Fälle von häuslicher Gewalt im Saarland gemeldet, 161 mehr als im Vorjahr. Marion Ernst vom Justizministerium vertrat die Auffassung, dass die steigende Zahl der Fälle einer "Verschiebung vom Dunkel- ins Hellfeld" geschuldet sei. Sprich: Es werden einfach mehr Vorfälle angezeigt als früher.

Unter häuslicher Gewalt wird Gewalt gegen Erwachsene verstanden, nicht Gewalt gegen Kinder. Laut Kramp-Karrenbauer sind Kinder von solchen Vorfällen aber betroffen, da sie sie mitansehen müssten und deshalb womöglich später sogar selbst zu Tätern würden. nof

Foto: Becker&Bredel

Foto: Ruppenthal

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