Neue Straßen braucht das Land
Was war das für ein Aufschrei, als in Sachsen der erste Wolf gesichtet wurde. Mütter fürchteten um ihre Kinder, Schäfer um ihre Herden und Jäger um ihre Wildstrecke. Ein Theater, das im Saarland unvorstellbar wäre. Nicht wegen der grundsätzlich ruhigeren Art der Saarländer. Vielmehr würde Isegrim, wenn er sich denn einmal hierher verirrt, früher oder später auf einem Kühlergrill landen
Was war das für ein Aufschrei, als in Sachsen der erste Wolf gesichtet wurde. Mütter fürchteten um ihre Kinder, Schäfer um ihre Herden und Jäger um ihre Wildstrecke.Ein Theater, das im Saarland unvorstellbar wäre. Nicht wegen der grundsätzlich ruhigeren Art der Saarländer. Vielmehr würde Isegrim, wenn er sich denn einmal hierher verirrt, früher oder später auf einem Kühlergrill landen. Neben guten Speisen und verkürzten Konversationen hat der Saarländer nämlich auch ein Faible für das Autofahren. Anders kann ich mir nicht erklären, warum sich hier laut der Internetseite Autobahnwiki satte 240 Kilometer Autobahn durch die Natur fressen. Mein Sachsen zählt derer 530, ist aber auch gut neunmal so groß!
Nun betoniert der Saarländer ja nicht aus purer Boshaftigkeit alles Grün zu. Nein, all das hat einen tieferen Sinn, wie mir ein Kollege neulich erklärt hat: Die Bus- und Bahnverbindungen seien einfach zu schlecht, deshalb brauche eben jeder ein Auto. Wozu den öffentlichen Nahverkehr verbessern, wenn man auch einfach noch mehr Straßen bauen kann? Manch Naturschützer protestiert dagegen, wie jetzt gegen die Nordumfahrung Merzig. Ich sage: Eine völlig kurzsichtige Haltung! Denn wenn in ein paar Jahrzehnten jeder deutsche Wald von tollwütigen Wolfsrudeln beherrscht wird, lachen sich die Saarländer ins Fäustchen. Sie fahren dann auf der Nordumfahrung am Merziger Wolfspark vorbei, hören das Geheul und können sich freuen: "Gegen uns hatten die Gefahren der Natur nie eine Chance!"Stefan Lehmann ist in Bautzen
geboren und studiert in Leipzig.
Bis Ende August führt ihn sein
Volontariat täglich nach Merzig.
An dieser Stelle schildert er Eindrücke aus seiner Wahlheimat.
