Mehrsprachige Ortsschilder in Straßburg Neue Ortsschilder für Straßburg

Straßburg · Der Standort war bewusst als Symbol gewählt: Direkt an der Europabrücke zwischen Kehl und Straßburg enthüllte Straßburgs Oberbürgermeister Roland Ries das erste von 50 dreisprachigen Ortsschildern, die in den nächsten Wochen an allen Stadteingängen zur Elsass-Metropole aufgestellt werden. Der Name Straßburg steht dort in Französisch, (Hoch-)Deutsch und Elsässisch, also „Strasbourg, Strassburg, Strossburi“. Die Enthüllung des dreisprachigen Ortsschildes fand im Rahmen des „Treffens der Regional- und Minderheitensprachen Europas“ statt, das die Stadt Straßburg mit dem Verein „Alsace Bilingue“ (Zweisprachiges Elsass) veranstaltet hatten.

 Dieses dreisprachige Ortsschild begrüßt an der Europabrücke die von Kehl kommenden Autofahrer.

Dieses dreisprachige Ortsschild begrüßt an der Europabrücke die von Kehl kommenden Autofahrer.

Foto: Jürgen Lorey

Im Sommer 2015, als im Straßburger Rathaus die Idee zu den zweisprachigen Ortsschildern aufgekommen war, entbrannte ein Streit zwischen den Befürwortern des Dialektnamens „Strossburi“ und den Befürwortern der hochdeutschen Version „Strassburg“. „Strossburi“ werde im Alltag verwendet, argumentierten die einen. „Strassburg“ erinnere zudem an „die dunklen Seiten“ der Stadtgeschichte, sprich die Annexion unter den Nazis. Außerdem würde die Mehrheit der elsässischen Kommunen, die sich für ein zweisprachiges Ortsschild entscheiden, die Dialektversion wählen. Viele Gemeinden im Elsass haben am Ortseingang einen elsässischen „Untertitel“, bei Mulhouse lautet er „Milhusa“. Die Straßen in Straßburg sind seit Jahren zweisprachig ausgeschildert, die „Grand‘Rue“ heißt „Langstross“ (Lange Straße).

„Strassburg“, sei die (hochdeutsche) Schriftform des elsässischen Dialekts, argumentierten die anderen. Nach 18 Monaten Überlegung entschied Ries im November, dass er keine Entscheidung zwischen den zwei Namen fällt und beide Versionen – Strassburg und Strossburi – auf den Ortsschildern anbringen lässt. „Die Debatte um diese Schilder war sehr lang“, sagte der Oberbürgermeister  bei der Enthüllung. „Es ging um die Frage, welche Zweisprachigkeit wir wollen: Französisch-Deutsch oder Französisch-Elsässisch?“

Schließlich habe man sich für beide Versionen entschieden. Strossburi sei die familiäre und gefühlsmäßige Bezeichnung. Das Elsässische sei schließlich der „schriftliche, lokale Ausdruck des Hochdeutschen“. Ries befürchtete auch, dass durch die Ablehnung von „Strassburg“ ein „Antigermanismus“ wieder zum Vorschein käme, „der der Stadt und ihrem Status als Hauptstadt Europas und Sitz des Europäischen Parlaments schaden könnte“.

Der gefundene Schilder-Kompromiss „stellt mich völlig zufrieden“, betonte Pierre Klein, Präsident des Vereins „Alsace Bilingue“ (Zweisprachiges Elsass). Die zweisprachigen Ortsschilder seien eine „konkrete Anwendung der Charta der Stadt Straßburg zur Förderung der Regionalsprache“, die vergangene Woche unterzeichnet wurde. Darin verpflichtet sich die elsässische Metropole, die Zweisprachigkeit im Bildungswesen, Öffentlichen Dienst und der Kultur aufzuwerten.

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