Das Gesundheitsministerium teilte dem Betreiber mit, über den Antrag für die orthopädischen Akutbetten erst zu entscheiden, wenn der neue Krankenhausplan 2018 bis 2025 aufgestellt werde. Hingegen werde die Aufnahme der psychosomatischen Betten in den noch laufenden Krankenhausplan 2011 bis 2017 sofort geprüft. Die Bliestal-Klinik legte daher ein „Therapiekonzept Akutpsychosomatik“ mit den Schwerpunkten Essstörungen, Traumafolgestörungen und der Behandlung traumatisierter Geflüchteter vor.

Doch das vom Ministerium beauftragte Kölner Gutachterunternehmen Aktiva kam zu der Einschätzung, bei den Planbetten für Psychosomatik bestehe im Saarland bis 2020 nur ein „geringer perspektivischer Mehrbedarf“. Daher sei eine „Neuausweisung einer Fachabteilung im Saarland aus Kapazitätsgründen nicht gerechtfertigt". Im Bereich Orthopädie bescheinigte die Aktiva in ihrem Gutachten für den Krankenhausplan 2018 bis 2025 jedoch einen Mehrbedarf von Planbetten (623 statt bislang 549), weil „eine weitere Steigerung der Rückenleiden zu erwarten“ sei. Das Ministerium meinte jedoch, die zusätzlich benötigten Betten könnten in den bereits bestehenden Kliniken aufgestellt werden.

Mitte Juni 2018 stimmte der Ministerrat des Saarlandes dem Entwurf des Krankenhausplans für 2018 bis 2025 zu. Die Bliestal-Klinik wurde nicht aufgenommen. Es bestehe weder in der Psychosomatik noch in der Orthopädie ein Bedarf an neuen Abteilungen. Eine Abteilung für konservative Orthopädie lehnte das Ministerium auch ab, weil dort nur konservativ behandelt werden solle, somit also Operationen gar nicht vorgesehen sein. In einer Krankenhaus-Abteilung für Orthopädie/Unfallchirurgie müsse aber auch operiert werden können. Daher sei die geplante konservative Orthopädie in Blieskastel mit ihrem eingeschränkten Leistungsspektrum für die Aufnahme in den Krankenhausplan „grundsätzlich nicht geeignet“.

Im September 2018 erhob Mediclin Klage gegen den ablehnenden Bescheid vorm Verwaltungsgericht des Saarlandes. Zwar stimmten die Richter dem Land zu, dass kein weiterer Bedarf an neuen Abteilungen in den Fachgebieten Psychosomatische Medizin und Psychotherapie sowie Orthopädie bestehe. Die Ablehnung einer konservativ-orthopädischen Abteilung sei wegen des eingeschränkten Leistungsangebots zu recht erfolgt. Dennoch erschien es dem Gericht durchaus sinnvoll, orthopädische Beschwerden rein konservativ zu behandeln, um unnötige Operationen zu vermeiden. Deshalb ließ es eine Berufung beim Oberverwaltungsgericht zu. Damit hat die Mediclin die Möglichkeit, dort klären zu lassen, ob auch eine orthopädische Abteilung, die keine Operationen anbietet, in den Krankenhausplan aufgenommen werden kann.

Das Verwaltungsgericht kam aber auch zu dem Schluss, die Bliestal-Klinik sei durch die ablehnenden Bescheide des Gesundheitsministeriums in ihren Rechten verletzt worden. Wenn ein neuer Mitbewerber hinzukomme, müsse das Ministerium prüfen, ob dessen Angebot besser sei als das der etablierten Konkurrenz. „Es besteht kein Vorrang für bereits in den Krankenhausplan aufgenommene Krankenhäuser, weshalb die Krankenhausplanungsbehörde beim Hinzutreten eines Neubewerbers gehalten ist, ihre bisherige Versorgungsentscheidung insgesamt zu überprüfen und gegebenenfalls zu korrigieren“, heißt es im Urteil.

Jede andere Entscheidung komme einer „Versteinerung der Krankenhauslandschaft gleich, die mit dem grundrechtlich unterfangenen Anspruch des Neubewerbers auf gleichen Marktzutritt unvereinbar wäre“. Die Mediclin könne daher verlangen, dass das Ministerium über ihren Antrag im Bereich Psychosomatik „unter Beachtung der Rechtsauffassung des Gerichts neu entscheidet“. Ein Teilerfolg also für Mediclin. Doch die Klinikgruppe wollte auch geklärt wissen, ob das saarländische Gesundheitsministerium eine rein konservative Orthopädie als eigene Hauptfachabteilung anerkennen und gegebenenfalls in den Krankenhausplan muss. Daher zog das Unternehmen vor das Oberverwaltungsgericht (OVG).

Das Verfahren wurde jedoch eingestellt, weil sich das Gesundheitsministerium und die Mediclin AG auf einen Vergleich einigten. Das vermeldete das OVG am 18. Februar 2022. Im Vergleich wurde festgelegt, dass die Reha-Klinik Blieskastel als Neubewerber mit einer Hauptfachabteilung für akute Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und 15 Betten rückwirkend zum 1. Januar 2021 in den Krankenhausplan für das Saarland aufgenommen wird. Blieskastel will diese neue Abteilung am 1. Januar 2023 in Betrieb nehmen. Ihr Ziel, auch mit einer Abteilung für konservative Orthopädie im Krankenhausplan berücksichtigt zu werden, verfolgt die Mediclin somit vorerst nicht weiter.