Krankenhaus-Diskussion Neue Idee für die Zukunft kleiner Kliniken

Saarbrücken · Der Sozialverband VdK schlägt eine Umwandlung in Zentren vor, die medizinische Versorgungsangebote bündeln.

 Pflegekrafte im Krankenhaus.

Pflegekrafte im Krankenhaus.

Foto: picture alliance / dpa/Peter Steffen

Seitdem die Marienhaus GmbH im Juni die Schließung ihres Krankenhauses in Wadern bekanntgegeben hat, ist die Sorge andernorts im Land groß, dass dies nicht der Schlusspunkt war. Auch die Träger der landesweit 22 Krankenhäuser fürchten, dass weitere Schließungen folgen werden, sehen in Wadern lediglich „die Spitze eines Eisberges“. Gefährdet sind nach Einschätzung von Krankenhaus-Experten vor allem kleinere Häuser, von denen es im Saarland überdurchschnittlich viele gibt. Dies hatten zuletzt die Krankenkassen bemängelt, die ihre Argumentation auf ein Gutachten stützen.

Angesichts dieser Diskussion hat der Sozialverband VdK einen Vorschlag unterbreitet, wie kleinere Klinik-Standorte im Saarland durch einen Umbau dauerhaft erhalten werden könnten. „Wir müssen weg von den kleinen separaten Krankenhaus-Standorten hin zu umfassenden Gesundheits-Zentren mit stationärer, ambulanter, präventiver, rehabilitativer und therapeutischer Versorgung“, sagte der VdK-Landesvorsitzende Armin Lang in einem SZ-Gespräch.

Als mögliche Standorte für einen solchen „Gesundheits-Campus“ sieht der erfahrene Gesundheitspolitiker und ehemalige SPD-Landtagsabgeordnete die Krankenhäuser St. Ingbert, Losheim, Lebach, Ottweiler, Dudweiler und den Standort des Evangelischen Krankenhauses in der Saarbrücker Innenstadt. „Diese Krankenhäuser liegen meistens genau dort, wo wir im ambulanten Bereich eine Unterversorgung, also fehlende Haus- und Fachärzte, bekommen werden“, sagte Lang. Gerade für ältere Menschen sei die Bündelung medizinischer Versorgungsangebote unter einem Dach  ein unendlich wichtiger Service.

Den Gesundheits-Campus soll nach Langs Vorstellung der jeweilige Krankenhausträger betreiben. Die akut-stationären Kapazitäten, mit denen die Träger heute zumindest in den kleinen Häusern auf dem Land ohnehin Verluste einfahren, könnten an den Standorten deutlich reduziert werden, mit dem Ziel einer lukrativeren Spezialisierung. Dafür könnte der Klinikträger ambulante Angebote auf dem Gelände selbst betreiben oder niedergelassene Ärzte oder Medizinische Versorgungszentren vertraglich an sich binden. Wirtschaftlich gesehen könne auf diese Weise im Interesse aller die vorhandene Infrastruktur besser ausgelastet werden, etwa medizinische Geräte oder die Patienten-Aufnahme der Klinik, die künftig auch für die Praxen auf dem Campus arbeiten könne. Das Krankenhaus-Personal könne dann auch an anderer Stelle auf dem Campus eingesetzt werden.

Mit seinen Vorschlägen rennt Lang bei anderen Akteuren im Gesundheitswesen offene Türen ein. „Wir werden das unterstützen“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Saarland, Dr. Gunter Hauptmann. Grundsätzlich sei eine Campus-Lösung ein vernünftiges Konzept. Die KV unterstütze es, wenn die niedergelassene Versorgung gestärkt werde. Die niedergelassenen Ärzte, die in der Umgebung Praxen betreiben, müssten jedoch von Anfang an in solche Überlegungen eingebunden werden.

Auch der Verband der Ersatzkassen (vdek), der die Krankenkassen Barmer, Techniker, DAK, KKH, hkk und HEK vertritt, unterstützt Langs Überlegungen. Zwar sei auch nach der Schließung des Krankenhauses in Wadern die Versorgungslage dort „nicht dramatisch“. Allerdings seien gerade in dünner besiedelten Regionen sektorenübergreifende Modelle zur Vermeidung von Versorgungslücken auf mittlere Sicht notwendig. „Hier könnten Zentren, die sektorenübergreifende Leistungen in verschiedenen ärztlichen Disziplinen anbieten und die eng mit spezialisierten Krankenhäusern kooperieren, hilfreich sein, um eine ortsnahe Grundversorgung gerade für die weniger mobilen älteren Patienten sicherzustellen“, sagte vdek-Sprecher Axel Mittelbach. Eine enge, echte sektorenübergreifende Versorgung erfordere aber gesetzliche Änderungen auf Bundes- und Landesebene.

VdK-Chef Lang sieht die saarländische Landesregierung in der Pflicht, um die Einrichtung von Gesundheits-Zentren zu ermöglichen. Sie müsse schnell ein Investitionsprogramm auflegen, aus dem solche Zentren gefördert werden könnten. Bislang beschränkt sich die Förderung von Investitionen des Landes auf den stationären Sektor, konkret also auf die Krankenhaus-Investitionen etwa für medizinisches Großgerät oder die Sanierung von Gebäuden. Denn dafür sind die Bundesländer laut Gesetz zuständig. Zudem müsse, so Lang, die Landesregierung die Aufgabe übernehmen, die verschiedenen Anbieter unter ein Dach zu bekommen.

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