Saar-Ärztechef für Widerspruchslösung Neue Debatte über Reform der Organspende

Saarbrücken · Anders als viele Ärzte und Politiker ist Saar-Ministerin Bachmann gegen eine Gesetzesverschärfung.

 Josef Mischo, Chef der Ärztekammer im Saarland, plädiert für die Widerspruchslösung.

Josef Mischo, Chef der Ärztekammer im Saarland, plädiert für die Widerspruchslösung.

Foto: Robby Lorenz

Angesichts sinkender Organspende-Zahlen ist eine Diskussion über Gesetzesänderungen entbrannt. Schleswig-Holstein fordert, dass in Zukunft jeder Bürger beim Beantragen von Personalausweis, Reisepass oder Führerschein eine Angabe zur Organspende machen muss. Falls jemand bereit ist zur Spende, würde das Dokument entsprechend gekennzeichnet. Über das Modell beraten die Länder-Gesundheitsminister Ende Juni. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will nach der Sommerpause einen Gesetzesentwurf vorlegen, um eine bessere finanzielle Ausstattung der Kliniken zu erreichen. Organ-Entnahmen sollten „kein Minusgeschäft“ sein, sagte Spahn. „Ob ich darüber hinaus einen Vorschlag mache, das lasse ich mir noch offen bis September.“

Der Präsident der saarländischen Ärztekammer, Josef Mischo, forderte am Samstag beim „Tag der Organspende“ in Saarbrücken die Einführung der Widerspruchslösung, die bereits in 18 EU-Staaten gilt. Dabei wird jeder Mensch automatisch als Organspender gesehen, es sei denn, er hat zu Lebzeiten aktiv widersprochen. „Jeder hat die Möglichkeit, niederschwellig zu sagen, das will ich nicht, dann wird das respektiert“, sagte Mischo. Nach dem Tod eines Menschen sollen auch dessen Angehörige widersprechen können. Zuletzt hatte sich bereits der Deutsche Ärztetag für die Widerspruchslösung ausgesprochen. Im Bund wird sie unter anderem vom SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach vertreten.

In Deutschland gilt seit 2012 die Entscheidungslösung: Wer bereit zur Organspende ist, kann dies mit einem Organspende-Ausweis oder in einer Patientenverfügung festhalten. Eine Pflicht, sich zu entscheiden, gibt es aber nicht. Die saarländische Gesundheitsministerin Monika Bachmann (CDU) lehnt eine Gesetzesnovellierung ab und möchte bei der aktuellen Regelung bleiben: Zwang wäre kontraproduktiv, sagte sie der SZ. Sie setze weiter auf Aufklärung.

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