Neue Chancen bei Harnblasenkrebs

Sulzbach. Mit Hilfe der Blaulicht-Zystoskopie lässt sich Blasenkrebs früher erkennen. Grundlage ist eine fotoaktive Substanz, die unter blauem Licht die vom Krebs befallenen Flächen in der Harnblase aufspürt. In Kombination mit dem Greenlight-Laser können diese Stellen unmittelbar bearbeitet werden: Der Laser verdampft die vom Krebs befallene Fläche

 Der so genannte Greenlightlaser verdampft gewissermaßen die vom Krebs befallenen Stellen. Foto: Knappschaftsklinik Sulzbach

Der so genannte Greenlightlaser verdampft gewissermaßen die vom Krebs befallenen Stellen. Foto: Knappschaftsklinik Sulzbach

Sulzbach. Mit Hilfe der Blaulicht-Zystoskopie lässt sich Blasenkrebs früher erkennen. Grundlage ist eine fotoaktive Substanz, die unter blauem Licht die vom Krebs befallenen Flächen in der Harnblase aufspürt. In Kombination mit dem Greenlight-Laser können diese Stellen unmittelbar bearbeitet werden: Der Laser verdampft die vom Krebs befallene Fläche.

In der geschilderten Kombination wird das Verfahren in der Urologie des Knappschaftskrankenhauses Sulzbach seit Ende 2009 eingesetzt - mit Erfolg, wie es seitens der Klinik-Verantwortlichen heißt.

Jahrzehntelang galt die Weißlicht-Zystoskopie zum Erkennen von Blasenkrebs als bewährte Methode. Nach jahrelangen Experimenten ist jetzt aber eine fotoaktive Substanz zugelassen, mit deren Hilfe unter Blaulicht Veränderungen in der Harnblase früher erkannt und somit besser therapiert werden können. Während der Blaulicht-Zystoskopie leuchten die aggressiven, flachen und oberflächlichen Harnblasenkrebse. Im reinen Weißlicht war vorher das Karzinom meist nur sehr schwer oder gar nicht erkennbar. Ziel der neuen Blaulicht-Zystoskopie ist das frühzeitige Erkennen aller Blasenkrebse und der lebenslange Erhalt des wichtigen Organs.

Seit fast fünf Jahren hat die Klinik für Urologie überdies zahlreiche Erfahrungen in der operativen Therapie der gutartigen Prostatavergrößerung mit dem Greenlight-Laser gesammelt. In dieser Zeit wurden fast 500 Patienten mit dieser Methode erfolgreich behandelt. Seit einigen Monaten hat die Urologie eine wesentliche Fortentwicklung des Greenlight-Lasers im Einsatz: Mit Hilfe eines speziellen Lichtwellenleiters (Faser) lässt sich der frühzeitig erkannte Blasenkrebs genauso wie die Verengung von Harnröhren (Strikturen) behandeln.

"Für uns lag daher bei speziellen Formen des Blasenkrebses die Kombination von fotodynamischer Diagnostik - Blaulicht-Zystoskopie - mit Greenlightlaser-Ablation nahe", erklärt Dr. Michael Gib, Chefarzt der Klinik für Urologie. "Wir haben in Einzelzellen mit dieser Kombinations-Therapie bereits erste Erfahrungen gesammelt. Bei mehreren Patienten konnten die oberflächlichen Blasenkrebse im Blaulicht überhaupt erst erkannt und unmittelbar mit dem Greenlight-Laser entfernt werden. Unter Weißlicht war nichts zu sehen."

Der Greenlight-Laser arbeitet beim Blasenkrebs mit einer Leistung von 20 bis 40 Watt. Hierdurch wird nur die kranke Blasenschleimhaut (Urothel) behandelt und tiefere Schichten der Harnblasenwand (Muskulatur) werden geschont. Gleichzeitig wird das Risiko, das erneut Blasenkrebs auftritt, verringert.

"Langfristig erhoffen wir uns, mit dieser Methode die erkrankte Blase zu sanieren und sie dem Patient zu erhalten, was eine Langzeit-Beobachtung noch zeigen darf. Ich bin allerdings davon überzeugt, dass diese schonende Kombinationstherapie beim oberflächlichen Blasenkrebs einen wichtigen Stellenwert erhalten wird", ergänzt Michael Gib.

Jährlich erkranken in Deutschland etwa 29 000 Menschen an Blasenkrebs. Als Risikofaktoren gelten nachgewiesen - neben dem Alter - aromatische Amine (Nitrosamine) und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe.

Diese beiden Blasenkarzinogene werden unter anderem durch Zigarettenkonsum aufgenommen. Auch Chemiearbeiter und Passivraucher, so die Sulzbacher Klinik, sind aromatischen Aminen ausgesetzt. "Ich warne daher auch vor den Risiken des aktiven Zigarettenkonsums gerade bei jungen Männern, die statistisch betrachtet in zirka 24 Jahren mit einer Wahrscheinlichkeit von 30 bis 40 Prozent an Blasenkrebs erkranken", erklärt Michael Gib. Weitere Risikofaktoren für Blasenkrebs sind: Infekte durch Fremdkörper, Harnblasenentzündung, Blasensteine und eine Harnabflussstörung beim Urinieren. red

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