Neue Behandlung bei Blut-Hochdruck

Homburg. Bluthochdruck ist eine Volkskrankheit - und sie tut nicht weh. "Damit ist schon das wesentliche Problem benannt", betonte Professor Michael Böhm, Herzspezialist und Direktor der Inneren Medizin III am Universitätsklinikum in Homburg

 Der Eingriff in die Niere dauert nur wenige Minuten und ist für den Patienten auch danach weitgehend schmerzfrei. Foto: dpa

Der Eingriff in die Niere dauert nur wenige Minuten und ist für den Patienten auch danach weitgehend schmerzfrei. Foto: dpa

Homburg. Bluthochdruck ist eine Volkskrankheit - und sie tut nicht weh. "Damit ist schon das wesentliche Problem benannt", betonte Professor Michael Böhm, Herzspezialist und Direktor der Inneren Medizin III am Universitätsklinikum in Homburg. Denn in Deutschland gibt es schätzungsweise 16 Millionen Menschen mit zu hohem Blutdruck, wovon acht Millionen es noch nicht einmal wissen, weil sie es nicht spüren. Bluthochdruck-Patienten nehmen, je nach Schwere des Falls, fünf bis 15 verschiedene Medikamente täglich, zum Teil mit unerwünschten Nebenwirkungen. Das Problem dabei: der Körper gewöhnt sich irgendwann daran, die Dosis muss erhöht werden. Denn wenn der zu hohe Blutdruck nicht gedrosselt wird, steigt die Schlaganfall- und Herzinfarkt-Gefahr massiv an. Professor Michael Böhm und sein Homburger Forscherteam haben nun einen verblüffenden Ansatz gefunden, den Hochdruck langfristig und ohne Nebenwirkungen zu senken. "Ausgehend von dem Wissen, dass an der Niere die Stressnervenfasern entlang laufen, haben wir in einer internationalen klinischen Studie untersucht, wie es sich auswirkt, wenn man diese Stressnervenfasern einfach verödet, also die Verbindung kappt." Die Ergebnisse der Studie stellten vier Homburger Forscher beim großen Herz-Kongress vergangene Woche in Chicago vor, auch in der renommierten Fachzeitschrift "The Lancet" ist sie erschienen. Weltweit wurden an vielen verschiedenen Kliniken Hochdruck-Patienten nach diesem Nierennerven-Eingriff, der in der Fachsprache "renale Denervierung" heißt, untersucht: "90 Prozent der Patienten haben darauf angesprochen", freut sich Michael Böhm und fügt hinzu: "Wir sind darüber richtig glücklich." Der Eingriff ist mit wenig Risiko verbunden: ein kleiner, flexibler Katheter wird über die Leistenarterie des Oberschenkels in das Nierengefäß eingeführt. Sobald der Katheter in der Nierenarterie steckt, wird ein Hochfrequenzstrom abgegeben, der durch Hitze die außen an der Gefäßwand befindlichen Stressnervenfasern verödet. Das dauert ein paar Minuten, der Patient wird dabei nicht betäubt, sondern lediglich in einen Dämmerschlaf versetzt. In Homburg sind es sechs Spezialisten, die diese Behandlung vornehmen, das saarländische Uniklinikum ist damit führend.

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