Naturwunder im Blick

Berschweiler. Viele Menschen haben für die Wunder der Natur weder Augen noch Gespür. Christian Guthörl vom Rothenberger Hof in Berschweiler kann das nicht verstehen. Aber er ist ja auch kein Stadtmensch, sondern auf dem Bauernhof großgeworden und von klein auf daran gewöhnt, mit der Natur auf Du und Du zu leben. Als 13-Jähriger hatte er, wie er erzählte, sein Schlüsselerlebnis

 Christian Guthörl aus Berschweiler hier mit einem Schwalbenschwanz, der gerade geschlüpft ist. Fotos: Bonenberger & Klos

Christian Guthörl aus Berschweiler hier mit einem Schwalbenschwanz, der gerade geschlüpft ist. Fotos: Bonenberger & Klos

Berschweiler. Viele Menschen haben für die Wunder der Natur weder Augen noch Gespür. Christian Guthörl vom Rothenberger Hof in Berschweiler kann das nicht verstehen. Aber er ist ja auch kein Stadtmensch, sondern auf dem Bauernhof großgeworden und von klein auf daran gewöhnt, mit der Natur auf Du und Du zu leben. Als 13-Jähriger hatte er, wie er erzählte, sein Schlüsselerlebnis.

Auf einem Spaziergang entdeckte er im Spätsommer die Raupe eines Schwalbenschwanzes, die am Kraut einer Wilden Möhre saß. "Sie ist mir gleich aufgefallen, weil sie mit ihren grün-schwarzen Ringen und den orangefarbenen Punkten so hübsch aussieht", berichtete Christian Guthörl. Neugierig, wie es Kinder nun einmal sind, nahm er das Tier mit nach Hause. Er wollte es füttern und beobachten. "Vielleicht wird tatsächlich mal ein Schmetterling daraus", sagte er sich. Der Junge hatte damals nicht vergeblich gehofft. Nach einigen Wochen flatterte ihm ein Schwalbenschwanz um die Ohren.

Kommen nur noch selten vor

Von diesem Tag an nahm ein ausgefallenes Hobby seinen Lauf. "Ich wollte Schwalbenschwänze züchten, weil es, wie ich auf meinen Spaziergängen immer wieder feststellen konnte, nicht mehr so viele von ihnen gibt wie früher und weil es für mich einfach die schönsten Schmetterlinge sind", sagt der 24-Jährige. "Vermutlich sind die Eingriffe des Menschen in die Natur die Ursache dafür, dass sie nur noch selten vorkommen." Wer heute den Schmetterlingszüchter besucht, erlebt die Wunder der Natur, die sich in den beiden kleinen Gewächshäusern und im Haus abspielen, sozusagen live vor seinen Augen. In den Gewächshäusern neben dem Bauernhof gedeihen nicht nur Dill und Möhren, deren Kraut die Lieblingsspeise der Schwalbenschwanzraupen sind. Auch verschiedene Arten von Blumen sind darin Nahrungsquellen für die Schmetterlinge selbst. Zwei- bis dreimal im Jahr setzt Christian Guthörl jeweils fünf männliche und fünf weibliche Schwalbenschwänze in die Häuschen. "Bei warmem Wetter paaren sie sich", erzählte er. "Stundenlang habe ich manchmal davorgesessen und ihnen zugeschaut." Während die Männchen kurz nach der Paarung sterben, legen die Weibchen nach ein bis zwei Tagen jeweils etwa 100 winzigkleine gelbe Eier. "Und zwar dorthin, wo sich die Raupen später ernähren, also an den Dill und an das Kraut der Möhren." Guthörl sammelt die Eier ab und legt sie im Haus vorsichtig in einen Becher. Aus den Eiern schlüpfen später Miniraupen. Ihr Leben setzen sie kurz später am Dill fort, wo sie sich größer und größer fressen, wie die bekannte Raupe Nimmersatt.

Verpuppung setzt ein

Nach vier Wochen ereignet sich das Naturwunder Nummer zwei. Nachdem sich die Raupen viermal gehäutet haben setzt die Verpuppung ein. Jede Raupe hängt sich an einem Stäbchen auf, bewegt sich fortwährend und streift nach und nach ihre Haut ab. Aus der Puppe bricht der Schmetterling heraus, die tote Hülle fällt zu Boden. Der Flattermann pumpt seine noch kleinen Flügel mit Blut zur vollen Größe auf, wartet eine Stunde, bis sie trocken sind und kann dann sofort fliegen.

Mit der Videokamera hat Christian Guthörl alle Szenen eines Raupen- und Schmetterlingslebens festgehalten und zu einem faszinierenden Film werden lassen. Jedes Jahr entlässt er zwischen 200 und 300 Schwalbenschwänze in die Natur und hilft ihnen auf diese Weise wieder auf die Sprünge, weil es die Menschen ihnen manchmal so schwer machen.

Hintergrund

 Christian Guthörl  züchtet Schwalbenschwänze, hier noch als Raupe mit schöner Musterung.

Christian Guthörl züchtet Schwalbenschwänze, hier noch als Raupe mit schöner Musterung.

Schmetterlinge sind mit rund 150 000 Arten eine der größten Insektenordnung in allen Erdteilen. Ihre natürlichen Feinde sind Raupenfliegen, Hautflügler, Würmer, räuberische Insekten, Spinnen, Eidechsen, Vögel, Spitzmäuse und Fledermäuse. Der Schwalbenschwanz gehört zur Art der Ritterfalter und ist in Europa und Nordasien verbreitet. Die grün, schwarz und rot gezeichnete Raupe lebt auf Doldenblütlern wie Dill, Möhren und Fenchel. gtr

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort