Nationalpark soll in den Idarwald

Birkenfeld/Hermeskeil. Die Mitglieder des Vereins Naturpark Saar-Hunsrück haben am Donnerstagabend bei ihrer Sitzung in Birkenfeld eine klare Position bezogen: Sie haben mit 40 Ja-Stimmen und einer Enthaltung die Idee begrüßt, dass im Idarwald-Hochwald ein Nationalpark eingerichtet wird (wir berichteten)

Birkenfeld/Hermeskeil. Die Mitglieder des Vereins Naturpark Saar-Hunsrück haben am Donnerstagabend bei ihrer Sitzung in Birkenfeld eine klare Position bezogen: Sie haben mit 40 Ja-Stimmen und einer Enthaltung die Idee begrüßt, dass im Idarwald-Hochwald ein Nationalpark eingerichtet wird (wir berichteten). Es ist eins der fünf Gebiete in Rheinland-Pfalz, die das Umweltministerium als "Suchraum" für einen Nationalpark vorgeschlagen hat. Der amtierende Vorsitzende des Naturparkvereins, der Birkenfelder Landrat Matthias Schneider (CDU), hatte in der Sitzung darum geworben, beim Land eine Interessenbekundung abzugeben. "Wir vergeben uns nichts, wenn wir das machen. Ein Nationalpark wäre eine Chance für die Region." Schneider wies aber darauf hin, dass man erst am Anfang eines auf zwei Jahre angesetzten Prozesses steht. Erst dann soll die Entscheidung über die Lage des Nationalparks, als Favorit gilt der Soonwald, fallen.Bei den kommenden Verhandlungen mit Mainz ist für Schneider klar: "Allein einen Nationalpark zu gründen, greift für mich zu kurz. Ich betrachte das Ganze als Strukturförderungspaket." Das Land müsse dem Verein also entgegenkommen und ihm zusätzlich zum Nationalpark etwas anbieten. "Einen charmanten Reiz" für Schneider könnte ein Nationalpark im Idarwald-Hochwald dadurch bekommen, dass er eventuell auch die Landesgrenze überschreitet.

Als eine denkbare Variante gilt, dass der Nationalpark auch bis zum keltischen Ringwall bei Nonnweiler geführt wird. Dessen Bürgermeister Franz-Josef Barth (SPD) betonte: "Diese Idee ist für uns hochinteressant." Allerdings gibt es im Saarland noch keinen Beschluss der Landesregierung über einen Nationalpark. Käme die so genannte Kelten-Variante zum Zug — die von der Mörschieder Burr über den Hochwaldrücken und den Erbeskopf reicht — würde der Nationalpark im Bereich Züsch und Neuhütten auch den Kreis Trier-Saarburg berühren. "Dort sehe ich keine Probleme. Es gibt dort keine Interessenkollision, beispielsweise durch eine geplante Nutzung für die Windkraft", sagte Landrat Günther Schartz (CDU) unserer Zeitung.

Präferenz: Idarwald-Hochwald

Anders sieht es im Saargau-Hochwald aus. Dies ist das zweite vom Land vorgeschlagene Suchgebiet, das im insgesamt 200 000 Hektar großen Naturpark Saar-Hunsrück liegt. Sowohl Schartz als auch der Keller Verbands-Bürgermeister Werner Angsten (CDU) betonten ausdrücklich, dass dieses Gebiet aus ihrer Sicht nicht in Frage kommt. Das hängt unter anderem damit zusammen, dass es im Saargau-Hochwald kein so großes zusammenhängendes Staatswaldgebiet gibt, wie es das Land mit 8000 bis 10 000 Hektar als Zielgröße angegeben hat. Hier hätten die örtlichen Gemeinden, die auch im Besitz von Waldflächen sind, größere Teile abtreten müssen. Andererseits liegen gerade im Bereich der vorhandenen Staatswaldgebiete, etwa am Teufelskopf bei Waldweiler, konkrete Pläne für neue Windräder vor. Angsten verwies zudem auf die Bedeutung der Jagd und die hohen Erlöse, die einige Gemeinden der Verbandsgemeinde Kell in ihren Wäldern erzielen.

Die Mitgliederversammlung beschränkte, nicht zuletzt wegen dieser Wortmeldungen,ihre Interessenbekundung für die Gründung eines Nationalparks ausschließlich auf den Idarwald-Hochwald. Neben viel Zustimmung gab es eine kritische Stimme: Der erste Beigeordnete der Gemeinde Morbach, Hans Jung, enthielt sich. Er äußerte wegen der möglichen negativen Auswirkungen auf die Holzindustrie Bedenken gegen die Nationalpark-Idee. Außerdem werde die Gemeinde erst eine Info-Veranstaltung des Landes vor Ort abwarten. Der Naturparkverein will nach der Entscheidung einen Ausschuss gründen, der einen Bewerbungsvorschlag für den Idarwald-Hochwald als Nationalpark ausarbeiten soll, der dann an die rheinland-pfälzische Landesregierung geschickt wird.

Chance für die Region vertan

Von SZ-RedakteurChristian Beckinger

Das war's wohl für einen Nationalpark im Saargau-Hochwald und damit zumindest zum Teil im Kreis Merzig-Wadern: Mit seinem klaren Votum für den Idarwald als favorisierte Fläche hat der Trägerverein des Naturparks Saar-Hunsrück die Chancen für unsere Region nahezu auf Null reduziert. Das ist bitter, wo doch hiesige Tourismusverantwortliche und Kommunalpolitiker so gerne vom "grünen Kreis" mit seiner reichen Natur und vor allem dem üppigen Waldbestand schwärmen. Eine Ausweisung des Saargau-Hochwaldes als Nationalpark wäre da so was wie der Ritterschlag gewesen.

Zwei Dinge waren mit ausschlaggebend dafür, dass diese Region für einen Nationalpark nicht in Frage kommt: Die geplanten Windkraft-Anlagen, die etwa am Schimmelkopf bei Weiskirchen und direkt angrenzend auf dem Teufelskopf bei Waldweiler gebaut werden sollen. Offenbar hat auch das Land seine Hausaufgaben nicht gemacht: Außer allgemeinen Interessensbekundungen gibt es in Saarbrücken bislang kein konkretes Votum, ob denn das Saarland an einem grenzüberschreitenden Nationalpark teilhaben will. Und das, obwohl Rheinland-Pfalz an diesem Plan erst seit Mitte 2011 arbeitet. Bei den Beschlüssen, Windkraft-Anlagen in sensiblen Waldgebieten zuzuzulassen, war das grüne Umweltministerium da viel fixer.

Hintergrund

Die fünf möglichen Gebiete, die das Land im September 2011 für einen Nationalpark vorgeschlagen hat, sind der Idarwald-Hochwald, der Saargau-Hochwald, der Soonwald, der Pfälzerwald und der Truppenübungsplatz Baumholder. Dort wird eine zirka 8000 bis 10 000 Hektar große Fläche gesucht, die möglichst aus einem zusammenhängenden Staatswaldkomplex im Landeseigentum bestehen soll. Im Nationalpark soll sich die Natur auf einer Fläche von 75 Prozent frei entwickeln können. In diesem streng geschützten Gebiet sind Jagd, Fischerei, aber auch die Entnahme von Brennholz verboten. Allerdings plant das Land einen sogenannten "Entwicklungsnationalpark". Das heißt, dass dieses Gebiet "maximal noch 30 Jahre forstlich aktiv gestaltet werden kann. Beispielsweise können relativ naturferne Nadelwaldbestände noch gewinnbringend geerntet werden", so die Auskunft des Mainzer Umweltministeriums. Windkraft ist in einem Nationalpark— anders als im weniger geschützten und schon bestehenden Naturpark — absolut tabu. Wandern ist auf ausgewiesenen Wegen hingegen möglich. ax

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