Nancys Pracht und Herrlichkeit

Nancy · Genau vor 250 Jahren kam Lothringen zu Frankreich. Der letzte Herzog, Stanislas Leszczynski, der abgesetzte polnische König, hinterließ in seiner Residenzstadt Nancy einen der prächtigsten Plätze Europas.

 Der Triumphbogen in Nancy: Eine beliebtes Ziel für Touristen. Foto: Bense

Der Triumphbogen in Nancy: Eine beliebtes Ziel für Touristen. Foto: Bense

Foto: Bense

Es war ein bitterkalter Tag im Januar 1477. Vor den Toren von Nancy kämpften zwei Herzöge um Land und Macht. Karl der Kühne, der Burgunder und René II, der Lothringer. Im Zeichen des Lothringer Doppelkreuzes tötete René II den Burgunder. Das endgültige Aus für das Herzogtum kam aber rund 300 Jahre später. Stanislas, der letzte Herzog verlor beim Anzünden der Pfeife infolge seines "gewaltigen Bauches" das Gleichgewicht, stürzte ins Kaminfeuer und starb an den Verbrennungen. Nach seinem Tod kassierte sein Schwiegersohn, der französische König Ludwig XV, endgültig das Herzogtum.

Doch Stanislas hinterließ architektonische Preziosen wie die Schlösser in Lunéville und Commercy. Vor allem aber einen der schönsten Plätze Europas: "La Place Stanislas" im Herzen von Nancy . "Stanislas, dem Wohltäter, das dankbare Lothringen" steht auf dem Sockel seines Denkmals inmitten eines klassizistischen Fassadenpanoramas. Wenn abends die Lampen angehen, wird "La Place Stanislas" zu einer Schönen der Nacht. Dann kommen in Cafés und Bistros die Helden des Alltags zusammen und vermischen die Wirklichkeit mit Geschichte und Geschichten.

In Nancy betrachten die Menschen ihre Stadt mit anderen Augen als die Touristen, deren Vorstellungen von einer attraktiven Gegenwart sich hier in der Vergangenheit verbergen: In der Geschichte einer Residenzstadt, geprägt von einem Herzog, der in seiner polnischen Heimat ein Opfer politischer Machtspiele wurde. Stanislas Leszczynski, abgesetzter König von Polen, hatte das Glück, dass es ihm bei Zeiten gelungen war, seine Tochter mit dem König von Frankreich zu verheiraten. Ludwig XV versüßte seinem Schwiegervater den Frust des Exils mit dem Herzogtum Lothringen. Den Machtverlust kompensierte der vertriebene König mit einem ausgeprägten Sinn für Pomp und Pracht. Den verwirklichte er mit Hilfe seines Baumeisters Emmanuel Héré und dem Kunstschmied Jean Lamour in einem urbanen Gesamtkunstwerk. Ein klassizistisches städtebauliches Ensemble, das die Altstadt des 10. Jahrhundert mit der Neustadt des 16. Jahrhundert verbinden sollte. Heute ist der Platz mit seinen vergoldeten Gittern und Lampen , den Brunnenallegorien und Wasserspielen Weltkulturerbe.

Für Kenner und Liebhaber ein grandioses Geviert von Gebäuden, wo neben dem mächtigen Rathaus, Cafés, Restaurants, ein Luxushotel, das Theater und das Kunstmuseum auf Besucher warten, die an sonnigen Sommertagen auch durch den Triumphbogen zur benachbarten "Place de la Carrière" bummeln. Eine Zeitreise auf den Spuren eines Herrschers, der im politischen Kleinen, etwas Großes für die Kultur geschaffen hat.

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