Nachruf auf berühmte Galeristin aus Homburg Monika Beck machte das Saarland in Berlin zur Kultur-Größe

Saarbrücken/Homburg · Noch bevor das Wort „netzwerken“ Karriere machte, war die dieser Tage verstorbene Monika Beck (CDU) Meisterin darin. In den 90er Jahren bestimmte sie das Kulturleben an der Saar nicht nur als kulturpolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion mit, sie verstand sich als Interessenvertreterin der Kunstszene, die sie, die Verlegerin und Galeristin in Homburg, als Insiderin kannte.

Monika Beck war eine prägnante Persönlichkeit. Die CDU-Politikerin, Galeristin und Verlegerin lebte in Homburg-Schwarzenacker. 

Monika Beck war eine prägnante Persönlichkeit. Die CDU-Politikerin, Galeristin und Verlegerin lebte in Homburg-Schwarzenacker. 

Foto: Frank Bredel

Nicht wenigen Kulturleuten, vor allem den Frauen der von ihr engagiert geförderten „Künstlerinnengruppe Saar“, galt Beck als Beraterin. Wenn es darum ging, ideenreiche Finanzierungsmodelle zu finden, etwas anzuschieben oder voranzutreiben, war die energische Beck genau die Richtige. Bei ihr paarte sich Fürsorglichkeit und Charme mit einer guten Portion Dominanz. Am Dienstag starb Beck, die sechs Kinder hatte, wie bereits kurz berichtet, im Alter von 79 Jahren zuhause, ihrem geliebten Schwedenhof in Homburg-Schwarzenacker. Dorthin war die gebürtige Rheinland-Pfälzerin 1970 mit ihrem Mann aus Zweibrücken umgezogen, dort hat bis heute ihre Kunstgalerie, die sie später allein führte und dann an ihren Sohn übergab, ihren Sitz (galerie m beck | NG 4).

Beck, die zuletzt sehr lange mit einer Krebs-Erkrankung kämpfte, hatte ein Händchen für Prominenz und Promotion – und das nutzte auch dem Saarland. Sei es, dass sie Günter Grass und dessen „Butt“-Grafiken nach Homburg holte oder in Berlin den Kultursenator Christoph Stölzl oder den Berlinale-Chef Dieter Kosslick für die Saar-Szene sensibilisierte. Das war zwischen 1999 und 2005, als Leiterin der saarländischen Vertretung in Berlin. Ministerpräsident Peter Müller (CDU), als dessen enge Vertraute sie galt, hatte sie im Rang einer Staatssekretärin dorthin berufen. Zuhause sorgte Beck dafür, dass in der Staatskanzlei erstmals eine Stabsstelle Kultur eingerichtet wurde – ein Konstrukt, das keine Dauer hatte.

In der Metropole agierte die Politikerin jedoch mit Fortune, fand in der Nähe des Prachtboulevards „Unter den Linden“ Räume für eine „Saarländische Galerie“ als Schaufenster der Saar-Kunst. Kein unumstrittenes Modell. Doch prinzipiell lief es blendend in Berlin, die extrovertierte „Madame Beck“ machte Furore, weil sie ihre Überzeugung lebte: Kultur war für sie nicht die angenehmste Nebensache der Polit-Welt, sondern Identifikations-Kern der Gesellschaft und Kommunikations-Motor. Unter ihrer Leitung fanden in der Saar-Vertretung jährlich bis zu 200 Veranstaltungen statt: Empfänge, Lesungen, Konzerte, Ausstellungen, Diskussionen. Damals schrieb das Magazin „Cicero“ über sie: „In Berlin hat eine saarländische CDU-Politikerin ein geistiges Verständnis entwickelt, das nicht nur in ihrer Partei ein Novum ist.“ Beck mache „das kleinste Bundesland zur größten Kultur-Institution unter den Ländern“. Nach 15 Jahren schied Beck mit 64 Jahren auf eigenen Wunsch aus dem Amt aus. Seitdem sind wieder etwa 15 Jahre vergangen, man verlor die einst so Präsente aus den Augen. Im Rückblick erkennt man ihre Verdienste umso klarer und die Lücke in der Kulturpolitik: Unangepasste Persönlichkeiten wie Beck mit dem Mut zu eigenen Initiativen samt der Bereitschaft, Misserfolge zu ertragen, wo sind sie?

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