Saarland Nachhaltigkeitspreis für St. Ingberter Schüler

Saarbrücken · Saar-Umweltminister Jost hat seinen ersten Nachhaltigkeitspreis vergeben. Dass der Preis Beachtung erfährt, dafür hatte Jost TV-Köchin Sarah Wiener engagiert.

 „InnoGrün“ vom Leibniz-Gymnasium St. Ingbert erhält den ersten Nachhaltigkeitspreis des Saarlandes. Im Bild (v.l.n.r.): David Thies, der Vize-Schulleiter Andreas Bonaventura, Chiara Beck, TV-Köchin Sarah Wiener, Alexandra Becker, Annika Straub, Eva Donner und Umweltminister Reinhold Jost.

„InnoGrün“ vom Leibniz-Gymnasium St. Ingbert erhält den ersten Nachhaltigkeitspreis des Saarlandes. Im Bild (v.l.n.r.): David Thies, der Vize-Schulleiter Andreas Bonaventura, Chiara Beck, TV-Köchin Sarah Wiener, Alexandra Becker, Annika Straub, Eva Donner und Umweltminister Reinhold Jost.

Foto: BeckerBredel

Sie hasst Plastiktüten und Lebensmittelverschwendung, mag keine Schrittzähler und keine virtuelle Sex-Zukunft – ihr Parade-Metier ist vielmehr gesundes Kochen: Die blonde TV-Köchin, Catering-Unternehmerin und Hobby-Bio-Bäuerin Sarah Wiener (55) sorgte am Mittwoch als Symbolfigur für nachhaltiges Leben und Ressourcen-Schonung auf der zweiten Saar-Nachhaltigkeitskonferenz dafür, dass im Saarbrücker Volkshochschul-Zentrum keiner der 150 Besucherstühle leer blieb. Ziel der Konferenz mit angeregtem Bürgerdialog war es, unser aller tägliches Konsum-Verhalten kritisch unter die Lupe zu nehmen und das „Modewort Nachhaltigkeit“ mit Inhalt zu füllen, wie Verbraucherschutzminister Reinhold Jost (SPD) sagte.

Den mit 1000 Euro dotierten ersten saarländischen Nachhaltigkeitspreis vergab er unter knapp zwei Dutzend Bewerbungen an die Schülergenossenschaft „InnoGrün“ vom Leibniz-Gymnasium St. Ingbert. Die vertreibt unter anderem Kleidung aus Biobaumwolle sowie Schreibhefte und Blöcke aus Recycling-Papier und spendet den Erlös an soziale Projekte, besonders an die Partnerschule in Rio Tinto in Simbabwe.  Die „Querdenker“ vom Christian von Mannlich-Gymnasium Homburg mit ihrem Motivationsfilm „Fang mit Nachhaltigkeit einfach an“ erwarben als erste die Auszeichnung „Verbraucherschule“.

Und Sarah Wiener? Auf ihr im Vorfeld umstrittenes Honorar von ein paar tausend Euro will sie als „arbeitende Frau“ nicht verzichten, sagt sie. Sie hat gerade erst ein Holzhaus ohne industrielle Dämmstoffe gebaut, verwendet nach eigenem Bekunden keinerlei Plastik in der Küche, kauft nur ökologische Lebensmittel und fährt lieber öffentliche Verkehrsmittel als Auto. Im Pressegespräch vor der Konferenz kündigt sie an, ihre gemeinnützige Stiftung wolle mit Unterstützung der Krankenkasse BEK in den nächsten fünf Jahren einer Million Kindern in Deutschland gesundes Kochen beibringen. Doch auch die in zartem Frühlingsfarbenkleid und High Heels gekommene TV-Köchin hat ihre Nachhaltigkeitssünden, wie sie auf Fragen einer Schülerin im Bürgerdialog gesteht. „Ich bin von Berlin hierher geflogen und trage viel zu wenig nachhaltige Kleidung.“ Ihr Credo dagegen lautet: „Nachhaltigkeit ist einfach nur ein Wort für vernünftig. Zu denken, man mache mit einem Kilo Fleisch für drei Euro ein Schnäppchen – das ist ein bisschen billig für unseren Bildungsstand.“

Der Verbraucherforscher Professor Tobias Brönneke vom Kompetenzzentrum für nachhaltigen Konsum in Pforzheim lobte die „erfreulich große Bedeutung von Fair Trade-Produkten im Saarland“, verurteilte die „Geiz ist geil-Mentalität“ und verkündete einen „kategorischen Imperativ des nachhaltigen Konsums“. Der lautet: „Konsumiere so, dass alle heutigen Menschen und künftigen Generationen in gleichem Maße konsumieren können.“ Anders ausgedrückt: Kleidung und Autos lassen sich tauschen statt kaufen, Smartphones reparieren, Elektrogeräte mit einem Mindesthaltbarkeitsdatum produzieren. „Wir verbrauchen heute hochgerechnet dreimal so viel Ressourcen auf der Erde, wie wir eigentlich haben“, brachte es Jost auf den Punkt.

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