Öffentliche Bauprojekte Öffentliches Bauen: gestern hui, heute schon pfui

Saarbrücken · Nach wenigen Jahren schon zeigen sich am mit viel Aufwand neu gestalteten Willi-Graf-Ufer in Saarbrücken erhebliche Schäden. Beispielhaft dafür, dass bei öffentlichen Bauten zu wenig auf Qualität geachtet wird?

Nach wenigen Jahren schon zeigt das Willi-Graf-Ufer in Saarbrücken erhebliche Schäden
Foto: Robby Lorenz

Früher wurde für die Ewigkeit gebaut, heute offenbar bestenfalls noch mit Blick auf das mögliche Amtszeitende einer Rathauschefin oder eines Rathauschefs. Oder bis wenigstens mal der erste Architekenpreis für ein öffentliches Bauprojekt eingeheimst ist. Und damit das Ganze seinen Segen hat.

So ist am Saarbrücker Willi-Graf-Ufer nicht das abgesoffene Schwimmschiff der eigentliche Skandal, dessen Hebung sich seit Monaten hinzieht – zuletzt des Hochwassers wegen sogar aus nachvollziehbaren Gründen. Der eigentliche Stein, besser schon, die Steine des Anstoßes sind der Zustand der Saarufer-Einfassung. Ein Trauerspiel. Etliche der Blöcke sind aus den Fugen, sechs, sieben Zentimeter nach vorn verrutscht. Die dazwischen klaffenden Spalten hat man mit Teer grob zugeschmiert. Saarländisch geknaubt. Bleibt nur zu hoffen, dass das hält.

Wohl gemerkt: Die Neugestaltung dieser sehr geschätzten Flaniermeile liegt nicht Jahrzehnte zurück. 2014 hatte die Architektenkammer erst den Umbau der Berliner Promenade mit dem Bauherrenpreis belohnt. Zurecht, weil das neu gestalte  Saarufer tatsächlich mediterranes Flair verbreitet, die City dort deutlich mehr Lebensqualität bietet. Die Bauqualität jedoch lässt deutlich zu wünschen übrig. Im Übrigen nicht der erste Fall dieser Art in der Landeshauptstadt: Man erinnere sich nur des kaum verlegten, schon wackelnden Belags in der Bahnhofstraße.

Saarbrücken steht mit diesem Problem allerdings nicht allein. Auch in anderen Kommunen verkommt mit viel Steuergeldern Gebautes quasi schon beim Zusehen. Weil offenkundig Schludrigkeit beim Bau von Verwaltungen in einem Ausmaß hingenommen wird, das kein privater Bauherr akzeptieren würde. Beim Geld der anderen, also das von uns Bürgern, spielt es aber offenbar keine Rolle.             

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