Kürzer als die Polizei einst erlaubte Nach gekippter Regel: Lauter kleine Saarländer als Kommissaranwärter
Saarbrücken · An der einst geforderten Mindestgröße für Polizeianwärter orientiert sich das Saar-Innenministerium seit vergangenem Jahr nicht mehr. Seitdem bekamen zahlreiche Männer und Frauen eine Chance, die zuvor erst gar nicht zugelassen worden wären.
Männer unter 1,65 Meter Körpergröße und Frauen, die kleiner als 1,62 Meter sind, haben bei der saarländischen Polizei nichts zu suchen. Dieses viele Jahre geltende Auswahlkriterium kippte das Oberverwaltungsgericht in Saarlouis nach der Klage einer abgelehnten Bewerberin Ende 2016. Bei der Betroffenen fehlte nach Angaben des Polizeiarztes ein halber Zentimeter. Seitdem lässt das Innenministerium Saarländer durchaus zu, die das einstige Mindestmaß unterschreiten. Das bestätigt Ministeriumssprecherin Katrin Thomas. Und belegt dies mit Zahlen aus den beiden Einstellungsverfahren des vergangenen und dieses Jahres. Die saarländische Polizei hat nach dem Fall der Mindestgröße zahlreiche Bewerber, die früher wegen ihres Körpermaßes das Kriterium nicht erfüllt hätten.
Demnach hatten sich 2017 „19 Frauen beworben, die die ursprünglich vorausgesetzte Mindestgröße von 162 Zentimetern unterschritten haben“. Von ihnen sollen vier übrig geblieben sein, die am 1. Oktober ihren Dienst antraten. Männer, die nach der alten Regel zu klein gewesen wären, sollen sich nicht gemeldet haben. Im aktuellen Einstellungsverfahren soll es 36 Bewerber geben, die das früher kritische Maß verfehlten. Wer von ihnen als Kommissaranwärter letztlich antritt, sei noch nicht entschieden.
Ob es allerdings dauerhaft dabei bleibt, dass kleinere Menschen nicht an einer Mindestgröße scheitern, bleibt abzuwarten. Denn das Ministerium überprüfe „laufend die Frage einer Mindestgröße für Polizistinnen und Polizisten mit Blick auf die aktuelle Rechtsprechung“, schreibt Thomas auf Anfrage. Zuletzt hat ein Gericht in Berlin eine ähnliche Regel in Berlin gekippt. Der Gesetzgeber hatte früher die Größe festgelegt, weil die Beamten bei einzelnen Einsätzen körperlich belastet werden könnten und dies eine gewisse Statue voraussetze. Mittlerweile wertete dies das Bundesverfassungsgericht als verfassungswidrig.
Andere Kritikerien, die nach wie vor ausschlaggebend sind, überhaupt in ein Bewerberverfahren zu gelangen, blieben davon unberührt. So müssen Interessenten im Saarland, die einen Job bei der Polizei wollen, entweder Abitur oder eine Fachhochschulreife haben. Ein Abschluss „in einem für den Polizeidienst förderlichen Ausbildungsberuf ebnet ebenfalls den Weg. Jedoch ist dies mit einem Notendurchschnitt von mindestens 3 sowie einer zweijährigen Berufspraxis verbunden. Die Staatsangehörigkeit spielt ebenso eine Rolle: Deutsche und EU-Bürger erfüllen per se die Anforderung. In begründeten Ausnahmefällen dürfen auch Bewerber anderer Nationalitäten Polizist im Saarland werden. Während es kein Mindestalter bei der Einstellung gibt, liegt das Höchstalter bei 37 Jahren. Aber auch hier gibt’s Ausnahmen, beispielsweise bei Zeitsoldaten, die sich zwölf Jahre und länger verpflichtet haben und dadurch die Altersgrenze reißen.
Was den sportlichen Aspekt betrifft, sollten die Bewerber zumindest das Schwimmabzeichen in Bronze vorlegen können. Standweitsprung, Klimmzüge, Hindernislauf und Zwölf-Minuten-Lauf gehören nach Angaben der Ministeriumssprecherin zu den Tests.
843 Bewerber meldeten sich in diesem Jahr. 2017 waren es 830. Männer stellen mit einem Anteil von 63,7 Prozent die meisten Interessenten. Das Durchschnittsalter liegt bei 22,5 Jahren. Der jüngste kam 2001 zur Welt, der älteste 1980.
