Streit um ÖPNV-Zukunft im Saarland Öko-Verkehrsclub fordert Buskunden-Entschädigung
Saarbrücken · Nach dem mehr als dreiwöchigen Busfahrerstreik will der VCD Zeichen der Wertschätzung der Verkehrsbetriebe für betroffene Busnutzer.
Die Saar-Chefin des ökologisch orientierten Verkehrsclubs Deutschland (VCD) Andrea Schrickel bricht eine Lanze für die mehr als drei Wochen vom Busfahrerstreik betroffenen Kunden der städtischen Verkehrsbetriebe von Saarbrücken, Neunkirchen, Völklingen und Saarlouis. Auch wenn die Gesetzeslage eine andere sei, fordere der VCD Saarland eine finanzielle Entschädigung der Inhaber von Zeitkarten. „Zumindest die eingesparten Lohn- und Kraftstoffkosten an die Kunden weiterzugeben wäre fair“, sagte Schrickel, die auch Mitglied der Grünen-Fraktion in der Regionalverbandsversammlung ist. „Eine Verlängerung der Laufzeiten bestehender Zeitkartenverträge, Gutschriften oder andere Formen der Anerkennung könnten helfen treue Kunden bei der Stange zu halten“, betonte Schrickel. Leider hätten sich die kommunalen Unternehmen bisher nicht einmal dazu durchringen können, sich bei ihren Fahrgästen für die entstandenen Unannehmlichkeiten zu entschuldigen. „Wir vermissen die Wertschätzung der Kunden im Nahverkehr durch die kommunalen Unternehmen“, beklagte die VCD-Chefin. Schließlich hätten nicht wenige Buskunden bei ihren Kollegen oder Nachbarn um Mitfahrmöglichkeit bitten, teure Taxis bezahlen oder sich durch den Regen kämpfen müssen. „Soviel Negativwerbung für den öffentlichen Verkehr kann jetzt nur durch ein sehr entschlossenes Engagement der Unternehmen für ihre Kunden wettgemacht werden“, meinte Schrickel. Für zukünftige Streiks empfehle der VCD einen Mindestfahrplan als Grunddaseinsvorsorge, organisiert zusammen mit dem SaarVV. Vorbild sei Frankreich mit dem „service minimum“.
Saarbahn-Sprecherin Ulrike Reimann erklärte dazu, dass die Saarbahn zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Aussage über mögliche Entschädigungen ihrer Kunden treffen könne. Gemeinsam mit den drei anderen kommunalen Gesellschaften in Neunkirchen, Völklingen, Saarlouis würden derzeit aber Möglichkeiten geprüft, verlorenen gegangenes Vertrauen der Fahrgäste in den ÖPNV zurückzugewinnen, betonte Reimann.
Saar-SPD-Generalsekretär Christian Petry forderte unterdessen den Koalitionspartner CDU auf, konkrete Verbesserungen beim ÖPNV nicht auf die lange Bank zu schieben. Sollte die CDU aus taktischen Gründen versuchen, einen besseren ÖPNV zu verhindern, um sich ein Wahlkampfthema zu sichern, würde die SPD „das nicht durchgehen lassen“, so Petry. Jochen Flackus, Geschäftsführer der Linksfraktion im Saar-Landtag begrüßte, dass sich CDU-Fraktionschef Alexander Funk der Forderung der Linken, vieler Verbände und Experten nach einem Landesbetrieb für den ÖPNV angeschlossen habe und dass die CDU/SPD-Landesregierung einem 365-Euro-Ticket etwas offener gegenüberstehe.