St. Wendel. Während viele Abiturienten nach dem Schulabschluss studieren, hat sich der 20-jährige Justin Jakob mit seinem Abi-Zeugnis in der Tasche einen Lebenstraum erfüllt. Seit Januar besitzt er das Irish Pub in der Wendalinusstraße. Hinzu kommt noch eine weitere Besonderheit: Jakob stammt aus der Nähe von München. "Mit 16 bin ich nach Grügelborn zu meinem Bruder gezogen, der seit 2002 dort wohnt", erklärt der junge Wirt. Sein Vater war gestorben, er brauchte Tapetenwechsel. Die Eingewöhnungsphase im St. Wendeler Land dauerte ein Jahr, vor allem wegen des Dialekts. Jakob erinnert sich amüsiert an seine ersten Lektionen: "Ich besuchte das Cusanus-Gymnasium. Einmal wollte ich in der Cafeteria eine Leberkäsesemmel. Entgeistert schaute mich die Dame an der Theke an. Ich deutete auf das Brötchen. 'Ach, einen Fleischkäsweck wollen sie', war ihre Reaktion." Und eine andere Besonderheit gegenüber dem großen München: "Wenn ich in München ausgegangen bin, war alles anonym. Hier kennt jeder jeden."Während seiner ersten Zeit als Neu-Saarländer sei er fast jedes Wochenende nach München gefahren. Mittlerweile aber ist er von St. Wendel begeistert: "Es gibt einfach so viel in dieser kleinen Stadt, jeder kommt auf seine Kosten. Sport, der Skatepark, ein schöner Schloßplatz und ein herrlicher Dom." Mit seiner Kneipe ist er nun Teil des Stadtbilds. Während seines letzten Schuljahrs - er besuchte auch die Waldorfschule in Walhausen - habe er im Irish Pub gejobbt und den Besitzer Gisbert Bier kennengelernt. Sie kamen miteinander ins Gespräch. Gisbert bot Jakob die Übernahme des Irish Pub an. Wochenlang habe er überlegt, mit Freunden und Verwandten diskutiert. Die größte Hürde war das Geld. "Eigentlich wollte ich mit dem Erbe nach dem Tod meines Vaters studieren gehen. Dann aber ergab sich diese Gelegenheit, und ich schlug zu", erzählte Jakob.