27-jähriger Messerstecher muss in Forensik Polizei bewacht Messerstecher in Klinik

Saarbrücken · Der Tod eines Flüchtlingsbetreuers löst „riesige Anteilnahme“ aus. Das DRK sagt Hilfe für schwangere Partnerin zu.

 Ein Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes wird am Mittwoch (07.06.2017) im Psychosozialen Beratungszentrum für Migranten und Integration in der Vollweidstraße in Burbach niedergestochen. Kurz nach 10 Uhr geht ein 27-jähriger Flüchtling während eines Beratungsgesprächs mit einem Messer auf den Mitarbeiter los und sticht auf diesen ein. Dann flüchtet er aus dem Gebäude. Einige hundert Meter vom Tatort entfernt, kann er schließlich verhaftet werden. Mitarbeiter des Rettungsdienstes versuchen den lebensgefährlich Verletzten zu reanimieren. Er soll mit dem Drehleiterwagen der Feuerwehr aus dem Dachgeschoss gerettet werden. Das Opfer verstirbt jedoch noch vor Ort. Der Tatverdächtige soll nun dem Haftrichter vorgeführt werden. Im Bild: Hier die Spurensicherung bei der Arbeit. Foto: BeckerBredel

Ein Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes wird am Mittwoch (07.06.2017) im Psychosozialen Beratungszentrum für Migranten und Integration in der Vollweidstraße in Burbach niedergestochen. Kurz nach 10 Uhr geht ein 27-jähriger Flüchtling während eines Beratungsgesprächs mit einem Messer auf den Mitarbeiter los und sticht auf diesen ein. Dann flüchtet er aus dem Gebäude. Einige hundert Meter vom Tatort entfernt, kann er schließlich verhaftet werden. Mitarbeiter des Rettungsdienstes versuchen den lebensgefährlich Verletzten zu reanimieren. Er soll mit dem Drehleiterwagen der Feuerwehr aus dem Dachgeschoss gerettet werden. Das Opfer verstirbt jedoch noch vor Ort. Der Tatverdächtige soll nun dem Haftrichter vorgeführt werden. Im Bild: Hier die Spurensicherung bei der Arbeit. Foto: BeckerBredel

Foto: BeckerBredel

 

Der Ermittlungsrichter am Saarbrücker Amtsgericht hatte gestern Nachmittag einen dienstlichen Patientenbesuch in den Saarbrücker Winterbergkliniken. In einem von Polizisten bewachten Krankenzimmer verkündete er dem 27 Jahre alten Syrer M.A., der zuletzt in Dudweiler lebte, dass er auf Antrag der Staatsanwaltschaft wegen mutmaßlicher Schuldunfähigkeit in der forensischen Klinik in Merzig untergebracht wird. Da er aber nach einer Bauchoperation wegen Verletzungen, die er sich selbst mit einem Messer zugefügt hat, nicht transportfähig ist, kann er nicht verlegt werden. Die Polizei muss den Mann weiter in der Klinik bewachen.

Der Flüchtling ist dringend verdächtig, am Mittwoch im psychosozialen DRK-Beratungszentrum in der Burbacher Vollweidstraße seinen aus dem Irak stammenden Therapeuten M. Al-T. (30) erstochen zu haben. Kurz nachdem sich Berater und Klient mit Handschlag begrüßt hatten, zog der Syrer nach Angaben der Staatsanwaltschaft ein Küchenmesser aus der Jackentasche. Er verletzte sein wehrloses Opfer im rechten Rückenbereich und in der Brust. Der Psychologe konnte sich noch vor die Bürotür schleppen. Dort brach er dann zusammen und  erlag seinen schweren Verletzungen. Der Syrer, der sich selbst mit dem Messer in den Bauch stach, wurde wenig später in Tatortnähe von einer Polizei-Streife gestellt.

Die Ermittler veranlassten gestern, dass der mutmaßliche Täter von einem Psychiater begutachtet wird. Nach dem vorläufigen Votum des Sachverständigen von den Sonnenberg-Kliniken leidet der Mann an einer „schweren Persönlichkeitsstörung paranoiden Typs“ und Halluzinationen. Der Gutachter bestätigte, er sei eine Gefahr für sich selbst und seine Mitmenschen.

Das verstorbene Opfer, das mit 17 Jahren wahrscheinlich als Flüchtling aus dem Irak nach Deutschland kam, hinterlässt zu allem Unglück nicht nur eine deutsche Lebenspartnerin. Nach SZ-Informationen ist die Frau, die selbst in der Flüchtlingshilfe arbeitet, schwanger. Ihr Kind, das in wenigen Wochen erwartet wird, wird ohne seinen leiblichen Vater aufwachsen müssen.

Beim DRK-Landesverband Saar gingen nach dem grausamen Verbrechen unzählige Beileidsbekundungen aus der Bevölkerung ein. DRK-Präsident Michael Burkert: „Wir erleben eine riesige Anteilnahme.“ Er sagte, das DRK werde sich selbstverständlich um die Beisetzung seines im Dienst getöteten Mitarbeiters und um die Versorgung seiner Partnerin kümmern. Das DRK werde auch nach der Geburt das gemeinsame Kind unterstützen.

Der 30-jährige M. Al-T., der mit seiner Partnerin in Riegelsberg lebte, hatte sich über seine Theaterarbeit für das gegenseitige Verständnis der Kulturen stark gemacht. In einem Gespräch mit dem Westfälischen Landestheater in Essen, wo er sich als Mitglied der Theatergruppe „Tuhnis“ für einen Literaturwettbewerb für Autoren mit Migrationshintergrund beworben hatte, sprach er kürzlich davon, dass ein Autor „durch seine Art, Geschichten zu erzählen, für einen Perspektivenwechsel sorgen“ könne. Sein erstes Theaterstück „Ausgangssperre“ hatte vor fast genau einem Jahr, am 16. Juni 2016, im Saarbrücker Theater im Viertel Premiere. Es erzählt von drei Freunden im Westjordanland, die aufgrund einer Ausgangssperre in einem Wohnheim festsitzen und aus Langeweile ihre Vergangenheit aufarbeiten. In dem Stück hatte M. Al-T. nach eigenen Angaben seine Kriegserlebnisse und die eines Freundes verarbeitet. Er nannte das Stück „eine schwarze Komödie“.

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