Zählung im Saarland Artenspektrum der Vögel verändert sich

Saarlouis · Im Januar sind alle Saarländer aufgerufen, die Vögel im heimischen Garten zu zählen. Anhand der Zahlen kann der Nabu ermitteln, ob sich der Bestand der Wintervögel weiter verändert.

Stare gelten als Zugvögel, doch mittlerweile überwintern sie immer öfter hierzulande.

Stare gelten als Zugvögel, doch mittlerweile überwintern sie immer öfter hierzulande.

Foto: rup

Was macht der Storch, wenn es kalt wird? Richtig: Er fliegt zum Überwintern in den Süden. „Der Storch ist eigentlich ein klassischer Zugvogel“, erläutert Sebastian Kiepsch von der Beringungsstation des Naturschutzbunds (Nabu) in Saarlouis. Aber obwohl das so ist, sind auch in der kalten Jahreszeit noch ein paar Störche im Saarland anzutreffen. „Die stammen meistens aus Nachzuchtprogrammen“, erläutert Kiepsch – und sind insofern eine Ausnahme. Bei anderen Vögeln ist die Ausnahme nun eher die Regel: Singdrossel und Zilpzalp waren einmal „klassische Zugvögel“, erläutert Kiepsch. Mittlerweile überwintern sie aber regelmäßig in unseren Breiten. „Das ist auch bei den Staren zu beobachten.“

Welche Vögel im Winter unterwegs sind und welche nicht, ändert sich also. Um Entwicklungen aufzuzeigen, hat der Nabu die „Stunde der Wintervögel“ ins Leben gerufen. Nun steht die neunte Auflage bevor: Vom 4. bis 6. Januar des kommenden Jahres sind Vogelfreunde aufgerufen, eine Stunde lang die Vögel im heimischen Garten zu zählen und die Ergebnisse an den Nabu zu übermitteln (siehe Info). Durch die jährliche Zählung kann beobachtet werden, wie sich der Bestand der Vögel im Winter verändert.

Fotos von Amsel, Star und Co.: Welche Vögel gibt es im Winter zu sehen?
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Welche Vögel gibt es im Winter zu sehen?

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Foto: dpa/Daniel Karmann

Eine klare Erkenntnis sei, „dass das Artenspektrum sich verändert hat“, erläutert Kiepsch. Neben den früheren Zugvögeln, die heute eigentlich keine mehr sind und deshalb bleiben, kommen Arten aus Nordsibirien oder Skandinavien hierher. „Solche Einflüge gibt es regelmäßig“, betont der Experte. Zu den Gästen gehören beispielsweise die Schwanzmeise und der Birkenzeisig. „Vögel sind allgemein Opportunisten“, sagt Kiepsch – deshalb seien sie dort, wo sie Futter fänden.

Apropos Futter: „Eine Fütterung ist nicht schlecht, aber auch nicht gut“, erläutert Kiepsch die Haltung des Nabus zu Meisenknödel, Futterhäuschen und Co. Notwendig sei zusätzliches Futter für die hiesigen Arten nicht, da sie unter normalen Umständen genug Nahrung fänden, sagt er. Aber wenn Futter gegeben wird, kämen die Vögel näher an die Menschen heran, die dann besser beobachten könnten. Wichtig sei es jedoch, für hygienische Verhältnisse zu sorgen, also beispielsweise das Futter regelmäßig auszutauschen.

Wer Vögeln – nicht nur im Winter – helfen will, kann ihnen Lebensraum zur Verfügung stellen. Kiepsch empfiehlt hierzu beispielsweise die Pflanzung von Hecken, in denen Nester entstehen können, und: „Ein kleiner Nutzgarten ist für Vögel sehr attraktiv.“ Außerdem bittet er darum, Vögel gerade bei kalten Temperaturen nicht zu stören – und vorhandene Nester nicht zu entfernen.

Tatsächlich sei die Umgestaltung der Landschaft einer der Hauptgründe für das langsame Verschwinden einiger Arten. Andere dafür sind immer noch weit verbreitet. Immer ganz weit oben auf der Liste bei der Stunde der Wintervögel sind beispielsweise Blaumeise, Haus­sperling und Amsel. Der häufigste Vogel bei der Zählung im Januar dieses Jahres war im Saarland allerdings die Kohlmeise: 5484 der Vögelchen haben die 1218 Vogelfreunde, die hierzulande an der Aktion teilnahmen, gezählt. Insgesamt verbuchte die „Stunde der Wintervögel“ vor knapp einem Jahr einen neuen Rekord: Bundesweit haben sich nach Angaben des Nabus über 136 000 Menschen in 92 000 Gärten an der Aktion beteiligt.

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