Nabelschnur zur Heimat

Saarbrücken. Wenn es Saarländer wegen Liebe oder Beruf in andere Regionen der Welt verschlägt, dann vermissen sie neben Lyoner, Schwenker und Ur-Pils vor allem eins: die heimische Mundart und Geselligkeit

Saarbrücken. Wenn es Saarländer wegen Liebe oder Beruf in andere Regionen der Welt verschlägt, dann vermissen sie neben Lyoner, Schwenker und Ur-Pils vor allem eins: die heimische Mundart und Geselligkeit. Der Verleger, Buchautor und Grafikdesigner Charly Lehnert, der dies sagt, hat vor 25 Jahren die "internationale Zeitung" für Exil-Saarländer "nemmeh dehemm" ins Leben gerufen. Das vier Mal im Jahr erscheinende Blatt mit rot-weißen Lettern und schwarz-weißen Fotos zählt 1800 Abonnenten bis hin nach Asien, Amerika und Neuseeland."Da ist die mit einem Österreicher verheiratete St. Wendelerin ebenso dabei wie ein Saarländer, der in China kocht, und dort vergeblich Dibbelabbes auf der Speisekarte einführen wollte", sagt Lehnert. Der 74-jährige "Berufssaarländer" und frühere SZ-Kolumnist hat vor wenigen Wochen am Bübinger Markt in einem ehemaligen Friseurgeschäft einen eigenen Laden als Buchhandlung und Kulturtreff eröffnet. Wenn er nicht gerade eines der mehr als 150 Saarland-Bücher oder einen aktuellen Buchbestseller verkauft, tippt Lehnert auch an Berichten für "nemmeh dehemm".

"In der nächsten Ausgabe, die zum Frühlingsbeginn im März erscheint, geht es vor allem um das Ende des Bergbaus an der Saar", sagt er. Das fast ohne Werbung auskommende Blatt kann nur per Abo für 11 Euro im Jahr innerhalb Deutschlands und 18 Euro innerhalb Europas bezogen werden. 200 Exemplare gehen kostengünstig an Entscheidungsträger im Saarland. In Übersee-Ländern wird es deutlich teurer, nachdem die Post die portogünstigen Auslandsdrucksachen abgeschafft hat, sagt Lehnert.

In der aktuellen "nemmeh dehemm"-Ausgabe wird unter anderem über die saarländischen Heilwasserquellen in Rilchingen und Bietzen, die Steinbildhauersymposien an der Straße des Friedens und den Saarländischen Mundartpreis berichtet. Dazu gibt es "Erinnerungsstücke" des bekannten früheren saarländischen Mundartautors Heiner Lux (Wochenspiegel) und heimische Kochrezepte wie "Zwiwwelkuche" oder "Quiche Lorraine".

Viele bekannte Saar-Autoren wie Ludwig Harig ("Die Harmonie der Widersprüche") oder Kabarettist Detlev Schönauer ("Jacques Bistro") mit seinen "zehn saarländischen Geboten" waren in "nemmeh dehemm" auch schon vertreten. Im Impressum des Blattes werden für zeitweise ehrenamtliche redaktionelle Mitarbeit unter anderen auch Gerhard Bungert, der Saar-Stimmungsmacher Schorsch Seitz, der moselfränkische Dichter Werner Treib und der Lothringer Lucien Schmitthäusler aufgeführt. Eine der schönsten Lehnert-Weisheiten stand schon im Jahr 2000 im Blatt: "Ei joo nää - die Kunst, gleichzeitig Zustimmung und Ablehnung zu äußern, das gibt es nur im Saarland". ulo

lehnert-verlag.de

Foto: Lehnert

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort