Mythenjäger folgen Kino-Spuren

Völklingen. Wieviel Zeit sie in den letzten Monaten in ihr Projekt investiert haben, wissen Hendrik Kersten und seine Mitstreiter Susanne Rist, Michael Samsel und Dr. Klaus-Peter Fox nicht. Aber gemessen am Endprodukt müssen es Stunden um Stunden gewesen sein

 Für ihre geplante Kinovorstellung im Stil der 50er Jahre im Residenz-Kino werben die Völklinger Mythenjäger mit einem authentischen Filmplakat von 1957. Von links: Dr. Klaus-Peter Fox, Susanne Rist und Hendrik Kersten. Der vierte im Bunde, Michael Samsel, war verhindert.Foto: Becker & Bredel

Für ihre geplante Kinovorstellung im Stil der 50er Jahre im Residenz-Kino werben die Völklinger Mythenjäger mit einem authentischen Filmplakat von 1957. Von links: Dr. Klaus-Peter Fox, Susanne Rist und Hendrik Kersten. Der vierte im Bunde, Michael Samsel, war verhindert.Foto: Becker & Bredel

Völklingen. Wieviel Zeit sie in den letzten Monaten in ihr Projekt investiert haben, wissen Hendrik Kersten und seine Mitstreiter Susanne Rist, Michael Samsel und Dr. Klaus-Peter Fox nicht. Aber gemessen am Endprodukt müssen es Stunden um Stunden gewesen sein. Nun präsentierten die Völklinger Mythenjäger, ein VHSl-Arbeitskreis, in der Villa Theis das Resultat ihrer ersten stadtgeschichtlichen Recherche "100 Jahre Völklinger Filmtheater - von 1910 bis 2010". Bunt, anschaulich und lebendig ist es ausgefallen, "eine andere Art der Aufarbeitung", sagte VHS-Direktor Karl-Heinz Schäffner.Eine reich bebilderte Broschüre beschäftigt sich mit einer Zeit, als Völklingen boomte und sage und schreibe sechs Lichtspieltheater hatte. Als ein Filmstar wie Hans Albers zu Premieren kam und in der Villa der Kinodynastie Theis, so wird berichtet, gerne dem Whisky zusprach. Es war die Nachkriegszeit, als jährlich eine Million Besucher in die Völklinger Kinos strömte. Die Karte kostete zwischen 20 und 50 saarländische Franken - bis 1959, bis zum wirtschaftlichen Anschluss an Deutschland und der Einführung der Mark auch im Saarland. So zeigt es die Statistik, akribisch geführt vom damaligen Betreiber des Residenz-Kinos, Günther Theis, der vor einigen Jahren alle früheren Geschäftsunterlagen dem Völklinger Stadtarchiv überließ. Eine Fundgrube für die Mythenjäger. Mit der Mark kam auch das Fernsehen, sagt Kersten, "und damit gingen auf einen Schlag 50 Prozent weniger Besucher in Völklingen ins Kino". Auch dieser Epoche haben die Mythenjäger nachgespürt und sie dokumentiert.

Ebenso wollen sie einem alten Film zu neuen Ehren helfen: 1928, zum 100. Jubiläum des Völklinger Turnvereins, gab es einen bombastischen Umzug. Von diesem Großereignis ließ der Vater von Günther Theis einen Film drehen. Der Film verschwand in Dosen verpackt im Keller der Villa Theis und wurde vergessen, bis Günther Theis ihn Anfang der 60er Jahre fand, ihn von der Röchling Werkskapelle vertonen und für eine Mark Eintritt im Kino vorführen ließ. Dann wurde der Film wieder vergessen. Die Mythenjäger legen ihn nun als DVD auf (10 Euro inklusive Broschüre) ab 15. Oktober bei der VHS, Tel. (0 68 98) 13-25 81.

Um einen Hauch jener "Goldenen Jahre" wieder nach Völklingen zu bringen, organisieren die Mythenjäger mit Unterstützung des Residenz-Kinos zwei Kinovorstellungen (siehe "Auf einen Blick"). Und sie sind schon der nächsten Geschichte auf der Spur. Es geht um den Schuster Voigt, der als Hauptmann von Köpenick in die Literatur einging. "Der gab in Völklingen ein Gastspiel", berichtet Hendrik Kersten.

Auf einen Blick

 Hans Albers war in der Nachkriegszeit mehrfach Gast in der Villa Theis. Foto: KHE

Hans Albers war in der Nachkriegszeit mehrfach Gast in der Villa Theis. Foto: KHE

 Caterina Valente machte einige Male einen Abstecher in die Hüttenstadt. Foto: SZ

Caterina Valente machte einige Male einen Abstecher in die Hüttenstadt. Foto: SZ

Am 15. Oktober, 18.30 Uhr, gibt's im Residenz-Kino Filmpremieren-Atmosphäre der 50er mit rotem Teppich und Blitzlichtgewitter. Der Film: "Casino de Paris" (1957) mit Caterina Valente und Gilbert Bécaud. "Schön wäre, wenn die Zuschauer in Frack und Fummel kämen", so Hendrik Kersten. Ab 22 Uhr ist Filmparty im Palais Royal. Am 16. Oktober, 14 Uhr, folgt "Emil und die Detektive" (1954). red

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