Mutiger Bürger rettet fünf Eulenküken

Elm. Eines der Küken hat es nicht geschafft, fünf weitere sind wohlauf: Durch sein beherztes Engagement rettete der Elmer Sebastian Andrade fast die gesamte Schleiereulenbrut, die im benachbarten Kirchturm zu verhungern drohte. Vier von ihnen waren bereits vom Turm gefallen

 Zwei der fünf geretteten Schleiereulenküken. Foto: Sebastian Andrade

Zwei der fünf geretteten Schleiereulenküken. Foto: Sebastian Andrade

Elm. Eines der Küken hat es nicht geschafft, fünf weitere sind wohlauf: Durch sein beherztes Engagement rettete der Elmer Sebastian Andrade fast die gesamte Schleiereulenbrut, die im benachbarten Kirchturm zu verhungern drohte. Vier von ihnen waren bereits vom Turm gefallen. "Die Vögel wurden nicht mehr gefüttert, deshalb haben sie das Nest verlassen", erklärt Peter Kerl, Betreiber der Greifvogel- und Eulenauffang- und Pflegestation Nord im Wildpark Rappweiler. Bei ihm sind die Eulenküken untergekommen."Auf dem Weg neben der Kirche sah ich, wie meine Katze auf etwas Weißes am Boden lauerte", erzählt Andrade. Als er näher kam, erkannte er, dass es sich um ein flauschiges Schleiereulenküken handelte; nur wenige Meter entfernt noch ein zweites auf einem Kanaldeckel. Andrade nahm sich der Tiere an und suchte nach Hilfe. "Über drei Ecken bin ich schließlich bei Peter Kerl gelandet", sagt Andrade.

Sofort machte Kerl sich auf den Weg nach Elm und nahm die Jungtiere mit. Abends fand Andrade die nächsten beiden Eulenküken auf dem Kirchendach. Mit Leiter und Kletterausrüstung stieg er nach oben, um sie zu retten. "Meine Frau hielt einen Katzenkorb bereit und ich habe die Eulen in einer Stofftasche herabgelassen", sagt er. Über Nacht nahm Günther Zach vom Naturschutzbund (Nabu) Nalbach die Vögel bei sich auf.

Am nächsten Tag bekamen Andrade und Zach den Schlüssel zum Turm. Am Glockenraum fanden sie in einem vergessenen Nistkasten die letzten beiden Küken der verlassenen Brut.

Warum die Eltern ihre Babys nicht mehr fütterten, ist unklar. "Im schlimmsten Fall sind beide Elternteile umgekommen", sagt Kerl. "Wenn es viel regnet, kann es aber auch sein, dass sie zu wenig Mäuse gefunden haben. Dann stellen Eulen die Fütterung ein, um selbst zu überleben."

Weil es also möglich ist, dass die Eltern noch immer im Elmer Kirchturm leben, ist es problematisch, ihre Küken dort wieder freizulassen. "Dann gäbe es einen Kampf um den Platz", sagt Kerl. Zusammen mit Zach wird er in den nächsten Wochen entscheiden, wo sie die Eulen freilassen werden. Entscheidend ist der richtige Unterschlupf: "Schleiereulen sind auf Gebäude angewiesen", erklärt Kerl - alte Bauernhäuser etwa, oder Kirchen. "Weil die aber häufig versiegelt sind, ist der Lebensraum rar geworden."

Foto: Andrade

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