Mut machen auf eine neue Chance

Kreis Neunkirchen. Zu Jahresbeginn sind die Jobcenter Neunkirchen und Saarpfalz gemeinsam in das Bundesprogramm "Perspektive50plus" eingestiegen (siehe "Hintergrund"). Ziel des Projekts: Ältere Langzeitarbeitslose durch intensive Betreuung und gezieltes Werben bei Arbeitgebern wieder in Arbeit zu bringen

 Er hat es geschafft: Albert Houy aus Schiffweiler hat mit 61 Jahren einen Job bei der Firma Amapharm in Elversberg gefunden. Im Bild mit Werksleiter Valerio Arrighini (links). Foto: Willi Hiegel

Er hat es geschafft: Albert Houy aus Schiffweiler hat mit 61 Jahren einen Job bei der Firma Amapharm in Elversberg gefunden. Im Bild mit Werksleiter Valerio Arrighini (links). Foto: Willi Hiegel

Kreis Neunkirchen. Zu Jahresbeginn sind die Jobcenter Neunkirchen und Saarpfalz gemeinsam in das Bundesprogramm "Perspektive50plus" eingestiegen (siehe "Hintergrund"). Ziel des Projekts: Ältere Langzeitarbeitslose durch intensive Betreuung und gezieltes Werben bei Arbeitgebern wieder in Arbeit zu bringen. "Die demografische Entwicklung macht es notwendig, dass die Beschäftigungspotenziale Ältere besser als bisher genutzt werden", sagt Katja Sauerbrey, Geschäftsführerin des Jobcenter im Landkreis Neunkirchen. "Im Landkreis Neunkirchen ist die Beschäftigung Älterer unterdurchschnittlich." Ihre erste Bilanz zum Bundesprogramm fällt positiv aus: "Bis Ende August haben wir 122 Langzeitarbeitslose über 50 Jahre in Arbeit am ersten Arbeitsmarkt vermittelt. Die Integrationsquote der über 50-Jährigen ist um 34 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Zwölf Prozent betrug die Steigerung bei allen Arbeitslosen. Aber immer noch sind die Älteren unterproportional vermittelt worden."Für die Jahre 2011 bis 2015 ist Neunkirchen ein Fördervolumen von 3,5 Millionen Euro bewilligt worden (717 000 Euro pro Jahr). "Wir haben mit dem Bundesministerium eine Zielvereinbarung getroffen", erklärt Katja Sauerbrey. "180 Vermittlungen glauben wir als Jobcenter Neunkirchen in einem Jahr zu schaffen. Dafür haben wir Mittel bekommen." Solche Zielvereinbarungen haben alle Jobcenter bundesweit getroffen. Wer am Jahresende sein Soll erfüllt, bekommt die Mittel fürs nächste Jahr weiter. Wer sein Soll nicht erfüllt, erhält entsprechend weniger. In der Neunkircher Falkenstraße ist man derzeit überzeugt, die eigene Zielvereinbarung einzuhalten: "Die 122 Vermittlungen nach acht von zwölf Monaten entsprechen 67,8 Prozent des Zielwerts", rechnet Katja Sauerbrey vor.

Die Fördermittel werden vor allem für die Betreuung der älteren Langzeitarbeitslosen eingesetzt: "Wir haben sechs zusätzliche Vermittler im Team", sagt Katja Sauerbrey. Bei 375 Teilnehmern im Projektpool entspricht das einem Schlüssel von 1:75. Sonst liegt er deutlich höher. "Die Beratung dieser Kunden ist zeitaufwendiger", so Katja Sauerbrey: Da gilt es, die Biografie aufzuarbeiten mit all ihren Brüchen. Oder auch Misserfolgserlebnisse mit daraus folgender Selbsteinschätzung "Ich bin zu alt" oder "Mich will keiner mehr" umzuwandeln in ein neues Selbstwertgefühl. "Wir sprechen aber auch Unternehmen an, um Vorurteile gegenüber älteren Mitarbeitern abzubauen", erklärt die Geschäftsführerin weiter. Aus dem Bundesprogramm fließen zudem finanzielle Anreize für Unternehmen. Katja Sauerbrey: "Wir zahlen eine Einstellungsprämie für Betriebe in Höhe von 5000 Euro aus."

Meinung

Unruhige Zeiten stehen bevor

Von SZ-RedakteurinClaudia Emmerich

Bei zwei bundesweiten Modellprojekten ist das Jobcenter Neunkirchen derzeit dabei: "Perspektive50plus" und "Bürgerarbeit". Ein Pfund für das Team in der Falkenstraße: Sichere Fördermittel sichern Handlungsspielraum. Mittel für Arbeitsmarktinstrumente wie die Ein-Euro-Jobs dagegen werden gekürzt. Fürs kommende Jahr drohen drastische Einschnitte. Das Jobcenter weiß das. Die Träger ahnen es. Es wird unruhig in der Szene. Welche Projekte bleiben? Wie viele Plätze bleiben? Welcher Träger macht was? Mit wie vielen Mitarbeitern?

Hintergrund

Jobcenter betreuen Arbeitslosengeld-II-Bezieher. Aufgaben der Jobcenter sind Leistungen zur Grundsicherung und Vermittlung in Arbeit.

"Perspektive 50plus" ist ein Programm des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales zur Verbesserung der Beschäftigungschancen älterer Langzeitarbeitsloser. Die Kreativität der Regionen soll dabei stärker als bisher genutzt werden, heißt es aus dem Ministerium weiter. red

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