Musikdetektive am Werk

Tholey/Neunkirchen. Aus dem Seminarraum in der Jugendherberge Tholey klingen bezaubernde Streichermelodien, quirlige Holzbläserarabesken und sonores Blech. Hier hatte sich vergangene Woche das Landesjugendsymphonieorchester Saar (LJO) zurückgezogen, um unter der Leitung von Alexander Mayer auf den Pfaden romantischer Komponisten zu wandeln

 Die Jugendlichen hatten viel Freude an den romantischen Klängen. Foto: Oliver Dietze

Die Jugendlichen hatten viel Freude an den romantischen Klängen. Foto: Oliver Dietze

Tholey/Neunkirchen. Aus dem Seminarraum in der Jugendherberge Tholey klingen bezaubernde Streichermelodien, quirlige Holzbläserarabesken und sonores Blech. Hier hatte sich vergangene Woche das Landesjugendsymphonieorchester Saar (LJO) zurückgezogen, um unter der Leitung von Alexander Mayer auf den Pfaden romantischer Komponisten zu wandeln. Wer jetzt an Brahms, Chopin, Schumann oder andere Vertreter der ersten Garde im Konzertsaal denkt, liegt daneben. Denn das mit "Romantische Entdeckungen" übertitelte Programm der 53. Arbeits- und Konzertphase des Nachwuchsklangkörpers dürfte auch eingefleischte Konzertgänger vor echte Herausforderungen stellen. Umso besser, wenn bislang Ungehörtes mit so viel jugendlichem Elan angegangen wird. Da dieses Frühjahr noch ein Auftritt im Rahmen des im Mai in Saarbrücken stattfindenden Bundeswettbewerbs "Jugend musiziert" ansteht, sollte das Programm auch einen Bezug zum Saarland beinhalten. Das artete für die Künstlerische Leiterin Britta Lahnstein in echte Detektivarbeit aus. Fündig wurde sie schließlich im Stadtarchiv im pfälzischen Worms, wo die Werke von Friedrich Gernsheim aufbewahrt werden. "Die Noten sind bei keinem Verlag erschienen, wir leisten hier richtige Pionierarbeit", sagt Britta Lahnstein. Gernsheim, Spross aus einer angesehenen jüdischen Familie, war mit Brahms, Saint-Saens und Lalo befreundet. Hinterlassen hat er vier Sinfonien und mehrere Kammermusikwerke. Das Landesjugendorchester hat sich die erste in g-moll vorgenommen. "Das ist richtig bekömmliche, hochromantische Orchesterkost", freut sich Lahnstein. Auch der Rest kann sich hören lassen. Zum Auftakt wird eine Ouvertüre von Niels Wilhelm Gade kredenzt, daneben steht das Bratschenkonzert von Cecil Forsyth auf dem Programm - auch ein gänzlich unbekanntes Gesicht auf dem saarländischen Konzertkalender. Ans Tageslicht gehievt hat das Werk Solistin Petra Marcolin. Sie ist ein Eigengewächs des Orchesters, studiert an der Hochschule für Musik Saar bei Prof. Jone Kaliunaite und hat sich kürzlich eine Praktikantenstelle in der Deutschen Radiophilharmonie erspielt. Rund acht Stunden sind die jungen Musiker täglich im Einsatz, um die Stücke einzustudieren. Da kann es durchaus zu Ermüdungserscheinungen kommen. Denn intensives Musizieren kann mit Hochleistungssport verglichen werden. Aus diesem Grund ist Alexandertechnik-Lehrer Dirk Hausen ebenfalls mit an Bord. Er verrät den jungen Musikern, wie sie ihre Haltung verbessern und damit Verspannungen vorbeugen können.Konzerte: Donnerstag, 3. April, 19.30 Uhr, Aula des Gymnasiums am Krebsberg, Neunkirchen; Samstag, 5. April, 20 Uhr, Congresshalle Saarbrücken.

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