Mundart, düster und gut

Saarbrücken. Himmel und Hölle sind derselbe Ort. Und das Leben, das dort gelebt wird, das Leben nach dem Tod also, "es lähwe nohm dohd", wie Christopher Ecker schreibt, "is wies lähwe vorm dohd". Nur etwas ist anders: Gott schlägt höchstpersönlich zu. Der Herrgott selbst ist es, der einem "do drowwe alle paar minudde ännie in die fress rinnsemmeld"

 Romanautor Christopher Ecker. Foto: Iris Maurer

Romanautor Christopher Ecker. Foto: Iris Maurer

Saarbrücken. Himmel und Hölle sind derselbe Ort. Und das Leben, das dort gelebt wird, das Leben nach dem Tod also, "es lähwe nohm dohd", wie Christopher Ecker schreibt, "is wies lähwe vorm dohd". Nur etwas ist anders: Gott schlägt höchstpersönlich zu. Der Herrgott selbst ist es, der einem "do drowwe alle paar minudde ännie in die fress rinnsemmeld". Und immer, wenn Gott wieder "volles rohr midder flach hand ande bagge" schlägt, lachen die, die es gerade nicht getroffen hat. Christopher Ecker zieht daraus den Schluss: "isch glaab das is das schlimmschde, das lache von denne annere dohde".Er habe nicht gedacht, dass er jemals etwas in Mundart schreibe, sagt Christopher Ecker. Dass er nun im fernen Kiel, wo der Saarbrücker Schriftsteller als Lehrer arbeitet, damit begonnen hat, einen Zyklus in Saarbrücker Mundart zu schreiben, hat ihm nicht nur eine neue literarische Welt eröffnet, sondern auch den Hans-Joachim-Schiff-Literaturpreis der Stadt Saarbrücken eingebracht (die SZ berichtete).

Er habe "viel geschrieben, um das Handwerk zu lernen", sagt Ecker. Viel geschrieben, um die Technik des Schreibens zu lernen, "zu wissen, was man falsch machen kann, weil man es schon falsch gemacht hat", wie er sagt. Dabei hat er die Erfahrung gemacht, dass Texte schnell geschrieben sind, die Arbeit dann aber erst richtig losgeht: das Feilen an dem, was da steht wie ein grob gehauener Klotz.

Rohstoff für seine Texte, sagt Ecker, ist nicht das, was um ihn herum geschieht. "Es gibt Autoren, die ihr Umfeld ausbeuten. Ich finde, dass das Schöpferische interessanter ist. Das Schöpfen von nicht Vorhandenem", sagt er.

Dass sich Ecker, der nächstes Jahr ein Kinderbuch veröffentlicht und seinen nächsten Roman für 2014 ankündigt, aufs Erfinden seiner literarischen Wirklichkeit verlegt, klingt beruhigend, wenn man sich in seine ersten Mundartzyklus-Gedichte vertieft: Gleich das ersten beginnt nämlich so: "isch hann mei kinner uffgefress und die gnoche im gahrde vergrab".

Zur Person

Christopher Ecker wurde 1967 in Saarbrücken geboren. Er studierte Germanistik und Philosophie in Saarbrücken und Kiel. Er ist Schriftsteller, Übersetzer und Literaturkritiker, seit 2006 unterrichtet er Deutsch und Philosophie an einem Gymnasium bei Kiel. Eckers erfolgreichstes Buch ist der 2012 erschienene Roman "Fahlmann". ols

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