Multitalent am Rednerpult

St. Wendel. "Ehrlich, ich kann das blöde Brett nicht mehr sehen", sagte Schwester Teresa Zukic. Sie bezog sich auf das Bild der "Skateboard fahrenden Nonne", das nach einer Schreinemakers-TV-Sendung um die Welt ging. Für sie sei das Skateboard ein Mittel gewesen, um Zugang zu Jugendlichen aus sozialen Brennpunkten im hessischen Hanau zu bekommen

 Schwester Terese Zukic bei ihrem Vortrag in der Basilika. Fotos: Bonenberger & Klos

Schwester Terese Zukic bei ihrem Vortrag in der Basilika. Fotos: Bonenberger & Klos

 In der gut besetzten Basilika gab es für die Zuhörer auch einiges zu Lachen: Pastor Antonius Franziskus zeigt, dass die Saarbrücker Zeitung der Rednerin eine ganze Seite widmete - mehr als beispielsweise einem Bischofsbesuch.

In der gut besetzten Basilika gab es für die Zuhörer auch einiges zu Lachen: Pastor Antonius Franziskus zeigt, dass die Saarbrücker Zeitung der Rednerin eine ganze Seite widmete - mehr als beispielsweise einem Bischofsbesuch.

St. Wendel. "Ehrlich, ich kann das blöde Brett nicht mehr sehen", sagte Schwester Teresa Zukic. Sie bezog sich auf das Bild der "Skateboard fahrenden Nonne", das nach einer Schreinemakers-TV-Sendung um die Welt ging. Für sie sei das Skateboard ein Mittel gewesen, um Zugang zu Jugendlichen aus sozialen Brennpunkten im hessischen Hanau zu bekommen. Wer dem Lebenslauf der gebürtigen Kroatin lauschte, der musste zu dem Schluss gelangen, dass ein echtes Multitalent am Samstagabend am Rednerpult in der St. Wendeler Basilika stand. Schwester Teresa war nicht nur eine erfolgreiche Turnerin und Leichtathletin, sondern sie hat die "Kleine Kommunität der Geschwister Jesu" gegründet und ist heutzutage unter anderem Buch-Autorin, Musical-Komponistin und eine gefragte Rednerin. Anlässlich der Wallfahrtswoche in St. Wendel sprach Schwester Teresa vor gut besetzten Kirchbänken zum Thema: Vom befreienden Umgang mit Fehlern.Die Nonne unterschied zwischen Sünden und Fehlern. Wer bewusst gegen die Liebe handele, begehe eine Sünde, so Schwester Teresa. "Bei Fehlern weiß ich hinterher, dass es falsch war." Die Menschen lernten, dass es schlecht sei, Fehler zu machen. Zukic verwies aber auf die Chance: "Wir brauchen die Fehler, um zu wachsen." Statt nach "Sündenböcken" zu suchen, sollten Menschen zu ihren eigenen Missgeschicken stehen. Mut mache die Gewissheit: "Gott liebt uns, auch wenn alles schief geht." Der Mensch sei nicht schlecht, nur weil ihm ein Lapsus unterläuft."Wie gehe ich mit den Fehlern anderer um?", fragte Schwester Teresa im zweiten Teil ihres Vortrages. "Jemand wie ich hat nicht nur Freunde", sagte die Nonne. Wenn sie mit anderen ins Wirtshaus ging, sei der Bischof von dritter Seite über jeden Schnaps schriftlich informiert worden. "Jetzt weiß der wenigstens, was ich vertrage", kommentierte die Nonne. Lacher der Zuhörer hallten einmal mehr durch die Basilika, und die Leute klatschten. Kurz darauf wurde es wieder mucksmäuschenstill, als Schwester Teresa zeigte, wie sich verletzte Menschen verhalten. Sie bohrte die Spitze eines Kulis durch ein Stück Papier. So gingen gekränkte Menschen durchs Leben und verletzten wiederum andere. "Wenn Sie da raufwollen", sagte die Nonne und zeigte zum Himmel, "vergeben Sie den Menschen" ihre Fehler. Das hätte zudem den Effekt, dass Seele und Körper gesund blieben. Schwester Teresa räumte ein: "Es hat gebraucht. Aber ich habe vergeben." Und nun sei sie "noch mutiger, noch verrückter, und das ist herrlich".Da laut der 46-Jährigen die Menschen nach Zuwendung und Anerkennung hungerten, umarmte die Nonne eine Zuhörerin. "Das hat gut getan", sagte die Frau aus dem Publikum. Und kurz darauf schlangen die Menschen in den Kirchenbänken ihre Arme um ihre Sitznachbarn oder gaben sich die Hand. "Gehen Sie das Abenteuer der Vergebung ein", sagte Schwester Teresa.Zum Umgang mit Fehlern in der Gemeinde sagte die Nonne, die seit 1994 auch Gemeindereferentin im fränkischen Pegnitz ist: "Ich weiß nicht, warum wir in Deutschland so viele fehlersuchende Gemeinden haben. Seien wir ein bissel großzügiger, verliebter, verrückter."Nach dem Vortrag bedankte sich Pfarrer Anton Franziskus mit einem Geschenk bei Schwester Teresa. Unter großem Applaus des Publikums sagte er: "Wir lieben Sie alle."

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