Multimediale Spiegelungen einer Psyche in Aufruhr

Saarbrücken. "Gestern war doch heute" ist auf den mit weißem Stoff verhängten Fenstern des Kulturfoyers zu lesen. Ein verwirrender Text, der im Innern seinen adäquaten künstlerischen Ausdruck findet: Töne schwirren durch die Luft, Gitarrenklänge und eine Männerstimme sind zu hören. Ab und an sind englische, mal deutsche Worte zu verstehen

Saarbrücken. "Gestern war doch heute" ist auf den mit weißem Stoff verhängten Fenstern des Kulturfoyers zu lesen. Ein verwirrender Text, der im Innern seinen adäquaten künstlerischen Ausdruck findet: Töne schwirren durch die Luft, Gitarrenklänge und eine Männerstimme sind zu hören. Ab und an sind englische, mal deutsche Worte zu verstehen. Geht es um Freunde, um Freundschaft, um Leben oder Leid? So ganz klar wird das erst einmal nicht in dieser audiovisuellen Installation von Marie Klein.Auf einem kleinen Monitor sind die Bilder dreier im Kulturfoyer montierter Überwachungskameras zu sehen und machen den Beobachter selbst zum Beobachteten. Sie thematisieren die Wahrnehmung, die eigene und die fremde im Dienste des Überwachungsstaates. Schließlich nimmt das auf einem Regalbrett liegende weiße Beil der Raumsituation ihre Unbefangenheit komplett. Die Psyche kommt in Aufruhr - erst recht beim Betreten des mit einer Videoprojektion bespielten Nebenraumes. Der Sound wurde aus den Aufnahmen der Eröffnungsperformance mit dem Sänger und Schauspieler Ralf Peter und dem Gitarristen Michael Schäfer zusammengeschnitten und ergänzt dieses Video, das wie ein bedrückender Stummfilm vor den Augen des Zuschauers abläuft.

Wie gefangen im gedämpften Weiß seiner Umgebung erscheinen im Wechsel greifende Hände, einzelne Gliedmaßen und ein sich windender Kopf. Ein Mensch, der danach trachtet, seinen engen weißen Kokon zu durchdringen? "Zu dieser Arbeit wurde ich vor allem durch das Theaterstück ,4.48 Psychose' von Sarah Kane inspiriert", erzählt die Förderstipendiatin der Landeshauptstadt, die der Seelenlage eines psychisch Kranken multimedial nachspürt. Ergebnis: Angst, Einsamkeit, Verzweiflung - Themen, die gekonnt sicht-, spür- und hörbar gemacht werden und unter die Haut gehen. Ein kritischer, offener Ansatz, der vom angenehmen Kulturprogramm zwar weit entfernt ist, sich aber nah am Puls unserer Zeit bewegt. Denn bekanntlich sind ja psychische Erkrankungen immer weiter auf dem Vormarsch. qb

Marie Klein "Gestern war doch heute". Bis zum 26. August. Kulturfoyer, St. Johann, Passagestraße 2, Öffnungszeiten des Kulturfoyers: Mo - Fr 8 - 17 Uhr, Do - 18 Uhr, Fr - 15.30 Uhr.

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